Die Wunderkammer Rudolfs II. oder die Faszination für das Exotische

Wunderkammer

Rudolf II. (1552–1612), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, zählte zu den größten Förderern der Künste aus dem Hause Habsburg. In seiner Prager Residenz auf dem Hradschin fand Rudolfs Sammlung in einer „Kunst- und Wunderkammer“ Platz, die gleich einem Mikrokosmos den Reichtum und die Vielfalt des Universums im Kleinen widerspiegelte: Sie umfasste Gemälde und ornamentale Kunst ebenso wie wissenschaftliche Instrumente und exotische Tiere. Viele der Objekte bilden heute Teil der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien.

Exotische Sammlung – Wunderkammer

Zwischen 1607 und 1611 listete Daniel Fröschl, Hofmaler und Verwalter der kaiserlichen Sammlungen, Naturalien wie Chamäleons, Krokodile, Fische und einen Paradiesvogel in einem Inventar auf. War kein präpariertes Exemplar aufzutreiben, so ließ Rudolf II. das Tier malen. Sogar Abbildungen von Einhörnern, Drachen und Alraunen fanden sich in der Sammlung. Gemeinsam mit seinem Onkel Roelandt reiste zu diesem Zweck auch der Maler Hans Savery der Jüngere nach Prag. Sein Gemälde mit dem Titel „Eine Waldlandschaft mit exotischen Vögeln“, das Pelikane, Pfaue, Strauße, Schwäne, einen Papagei, einen Truthahn und einen Dodo versammelt, illustriert auf beispielhafte Weise die Faszination Rudolfs für das Exotische in der Natur.

Auch Hendrik Aerts, der in der Werkstatt von Hans Vredeman de Vries tätig war, machte sich mit seinem Meister und dessen Sohn Paul auf den Weg nach Prag. Vredeman de Vries galt in der europäischen Kunst des 16. Jahrhunderts als herausragende Gestalt. Das verdankt sich nicht zuletzt seinen Ansichten zur Zentralperspektive, die in mittels Bildtafeln illustrierten theoretischen Abhandlungen Niederschlag fanden. Sein Schüler Hendrik Aerts setzte die Theorien in seinem Werk „Allegorie auf die Liebe und den Tod“ auf großartige Weise um. Das Gemälde eines imaginären Hofs mit seiner manieristischen Architektur und dem typischen Fluchtpunkt traf dank der naturalistischen und fantastischen Elemente ganz Rudolfs Geschmack, aber auch sein wissenschaftliches Interesse.

Die Werke von Hans Savery dem Jüngeren und Hendrik Aerts gelangen am 25. April 2017 zur Auktion. Sie geben eine Ahnung von der Wissbegier und dem neugierigen Geist Rudolfs II.

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