Markus Pernharts Großglockner

Großglockner Gemälde

Der Großglockner: Das ist der Gipfel

Unerschrocken und leidenschaftlich: Diese Worte kommen einem in den Sinn, wenn man an Markus Pernhart denkt. Witterung und alpinen Herausforderungen zum Trotz schuf der Kärntner Landschaftsmaler beeindruckende Zeugnisse seiner geliebten Heimat. Die im Oktober zur Auktion gelangenden Werke zeigen ein breit gefächertes OEuvre.

Den aus einfachen Verhältnissen stammenden Markus Pernhart zog es wegen seiner Liebe zur Kunst aus seinem Heimatdorf Grafenstein nach Klagenfurt. Alsbald lernte er den Industriellen Eduard von Moro kennen, der sich ebenfalls als Künstler betätigte; er gilt als erster Vertreter der Biedermeier-Malerei in Kärnten. Als Schüler Franz von Steinfelds übte Moro – wie auch Steinfeld selbst – Einfluss auf Pernharts Schaffen aus. Das wird vor allem in der Wahl des klaren Kolorits in seinen Werken deutlich.

Die ersten großen Aufträge

Seinen ersten bedeutenden Auftrag bekam der Künstler von Max von Moro, Eduards Neffen, der ihn mit der Anfertigung zahlreicher Zeichnungen von Kärntner Burgen und Schlössern betraute, um die vor dem Verfall stehenden Gebäude zu dokumentieren und so der Nachwelt zu erhalten. Seine akribisch ausgeführten Blätter zeugen von Pernharts großer Leidenschaft. Eine Anekdote schildert, wie er ganze Nachmittage am Ufer des zugefrorenen Wörthersees zubrachte – ausgestattet mit einer Glutpfanne, um sich und seine Farben zu wärmen. Als Pernhart in den Jahren 1854 bis 1857 regelmäßig die Monatsausstellungen des Österreichischen Kunstvereines beschickte, wurde 1857 auch Kaiserin Elisabeth auf sein Werk aufmerksam und erwarb das Gemälde „Großglockner mit der Kirche Heiligenblut“.

Der Großglockner

Durch den in jenen Jahren aufkommenden Alpinismus erfreuten sich derartige Ansichten großer Beliebtheit. Der Berg wurde nicht mehr als unüberwindliches Hindernis entlang des Reisewegs gesehen, sondern zum Zil der Eroberung erhoben. Unbeeindruckt von tiefen Temperaturen und Witterung bestieg der Künstler den Großglockner mehrere Male, um seinen Zeitgenossen kartografisch genaue Bilder schwer zugänglicher Orte zu vermitteln. Laut Überlieferung ging er 1857 im Zuge der Entstehung seines Großglockner-Panoramas, das sich heute im Kärntner Landesmuseum befindet, innerhalb von vier Tagen drei Mal auf den Berg, um Vorzeichnungen anzufertigen. Innerhalb der folgenden drei Jahre kehrte er noch acht Mal zum Gipfel des Großglockners zurück. Nach dessen Vollendung verkaufte Pernhart das Gemälde 1860 an den Österreichischen Alpenverein. Im Zuge des Transportes zu einer Ausstellung verschwand es für zweieinhalb Jahre; erst nach dem Tod des Künstlers konnte es beim damals beauftragten Spediteur wohlbehalten ausfindig gemacht werden. Die Perfektion seiner Landschaftsdarstellungen zeichnet schon Pernharts frühes Schaffen aus. Neben der Abbildung unberührter alpiner Landschaften widmete er sich in gleicher Intensität auch der Wiedergabe einer vom Menschen beeinflussten Natur.

Industrie als gleichwertiges Motiv

 

 

Dank seiner engen Kontakte zu Fabrikbesitzern wurde Pernhart des Öfteren beauftragt, Industriegebäude zu malen. Dabei integrierte er die Industrie als gleichwertige Komponente in pittoreske Landschaften. Obwohl die Wiedergabe dieser Szenen traditionellen Gesichtspunkten folgt, ist das Sujet an sich eine Neuerung im Bereich der Landschaftsdarstellungen, wie die zwei Ansichten der Ebentaler Bleiweißfabrik zeigen. Pernhart schuf keine neue Bildsprache, inhaltlich jedoch beschritt er neue Wege. Seine Kunst war dem Biedermeier verhaftet. Einflüsse der großen Künstler dieser Epoche, wie beispielsweise Waldmüllers, sind nicht zu leugnen. Ohne die Landschaften mit symbolischem Inhalt aufzuladen, zeigt uns Pernhart eine Natur fernab jeglichen Pathos, wie sie auch von seinen Zeitgenossen wahrgenommen wurde. Seine Kunst erlaubt es dem Betrachter, eine greifbare Landschaft unvoreingenommen zu erleben. Das verdeutlichen auch die drei Gemälde, die im Oktober im Rahmen der Auktion Ölgemälde des 19. Jahrhunderts zur Versteigerung kommen.


 

Bianca Hawel und Caroline Ghiringhelli sind Kunsthistorikerinnen in der Abteilung Gemälde des 19. Jahrhunderts im Dorotheum.

Information: Dimitra Reimüller, Expertin für Gemälde des 19. Jahrhunderts

AUKTION

Gemälde des 19. Jahrhunderts
19. Oktober 2017, 17 Uhr
Palais Dorotheum Wien

zum Online Katalog

Abbildung oben:
Markus Pernhart (1824–1871)
Der Großglockner
Öl auf Leinwand, 32 x 39 cm
erzielter Preis € 50.000

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