Erzherzog von Österreich-Este, Thronfolger, 1863 - 1914. E. B. (ohne Unterschrift, Ende fehlt), o. O., o. D. (Prag, Anfang Februar 1889), 8 S., Trauerrand, kleine Randläsuren, kl.-8vo.

Ausführlicher Brief an seinen Vater Erzherzog Karl Ludwig; kurz nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf, dessen unerwarteter Tod Erzherzog Franz Ferdinand zum Thronfolger aufrücken ließ: "... Ebenso kannst Du vollkommen überzeugt sein, daß ich gewiß wie bisher Alles thun werde um mich meiner Stellung würdig zu zeigen und den guten Ruf, den ich hier genieße, zu bewahren. Ich werde mich nur in dem guten Kreise der Gesellschaft bewegen und Alles vermeiden was den geringsten Anlaß zu einer üblen Nachrede geben könnte. Ich hoffe dadurch Dir Freude zu machen und die Ehre unseres Hauses bei jeder Gelegenheit hoch zu halten. Denn nach diesem entsetzlichen Unglück und ich muß es schon sagen dieser Schande, die wir erleben mußten, daß ein Habsburger so etwas thun kann, ist es dopplet nothwendig sich zusammenzunehmen und den Leuten keinen Stein des Anstoßes zu geben. Ich würde nur hoffen, daß das auch auf Otto etwas Eindruck machen sollte. Heute war ich im feierlichen Requiem, das der Erzbischof Schönborn im Dome celebrierte. Die Kirche war richtig voll; der ganze Adel alle Beamten, Professoren, die gesamte Generalität, Offiziers Deputationen vor jedem Regimente, beide Damenstifte, fast alle Damen der Gesellschaft waren anwesend. Überhaupt benahmen sich die Leute hier sehr anständig ..." Im weiteren äußert sich der Thronfolger über Kardinal Schönborn, einen starken Wintersturm in Konopist, ausfürhlicher über Militärmanöver und über Kaiser Franz Joseph: "Es ist sehr gütig vom Kaiser daß er, wie du mir schreibst, so viel und so freundlich von mir gesprochen hat; es soll mein eifrigstes Bestreben sein, ihn immer zufriedenzustellen...". Der bemerkenswerte Brief des Erzherzogs zeigt, dass man sich im Kaiserhaus über die Umstände des Todes des Kronprinzen völlig im Klaren war und seine Tat als Schande bezeichnete.