(Wien 1845–1916)
Aufziehendes Gewitter über Haslau, signiert, datiert und bezeichnet T. Blau Haslau 1872, Öl auf Leinwand, 52,5 x 46,5 cm, gerahmt, (W)

Verzeichnet und abgebildet in:
Online Archiv, Tina Blau, Belvedere, WVZ GE 149

Provenienz:
Sammlung Anton Graf Wolkenstein-Trostburg (1832–1913), Wien - Schloss Ivano bei Trient;
Dessen Auktion Leo Schidlof, Wien, 21. Juni 1920, Lot 25;
Albert Kende, Wien, 18. Oktober 1933, Lot 470;
Privatsammlung Österreich.

Die Landschaftsmalerin Tina Blau, deren Gemälde als einer der ersten österreichischen impressionistischen Werke galten, machte etwas was zuvor kaum noch eine Frau getan hatte: sie malte in der Natur. Dies scheint nicht allzu außergewöhnlich zu sein. Betrachtet man jedoch die damaligen Umstände stellte dies ein Novum dar. Zwar gab es zahlreiche Frauen die zeichneten und malten, aber sie konnten – da es für die damalige Zeit undenkbar schien – nicht wie ihre männlichen Kollegen, Reisen und Ausflüge alleine unternehmen. Somit blieb ihnen die Natur bei ihrer unmittelbaren Sujetfindung verwehrt. Auch das Studium an der Akademie war Frauen lange Zeit nicht möglich, wurde ihnen der Zugang verweigert und so mussten sie in privatem Umfeld Unterricht nehmen oder sich als Autodidakt weiterbilden.
Tina Blau bereiste schon in jungen Jahren alleine verschiedene Länder. Doch nicht nur dieser emanzipatorische Umstand machen sie als Künstlerpersönlichkeit so einzigartig, auch ihre moderne Interpretation in der Darstellung von Landschaft festigen ihren Ruf als einer der wichtigsten Vertreter österreichischer Stimmungsimpressionisten. Das Motiv in Haslau, wie in dem hier vorliegenden Werk, beschäftigte Tina Blau besonders in den 70er Jahren, während Arbeiten an der Donauregulierung vorgenommen wurden. Ab 1872 unterhält Tina Blau mit Emil Jakob Schindler und dessen Kollegen rege Kontakte, die sich in Maria Ellend und Haslau begegnen, als sie eben diese Donauregulierungen festhalten. Dieser Sommer bringt interessante Entwicklungen bei einigen Künstlern zu Tage: Das Gemälde einer sandigen Böschung von Tina Blau bei Haslau wirkt wie ein aus Licht und Schatten konzipiertes Werk, wo es rein um die Wiedergabe der Atmosphäre und der Landschaft geht.
Die Dramatik eines aufziehenden Gewitters in dem hier vorliegenden Gemälde von 1872 wird durch verschiedene Stilmittel erreicht: Der pastos aufgetragene Pinselstrich und die gewählte Farbigkeit verstärken den Eindruck eines nahenden Unwetters. Ebenso suggerieren die kurz geführten Pinselstriche Bewegung und vermitteln den Anschein eines immer stärker werdenden Windes bevor das Gewitter einsetzt. Tina Blau vermag es in diesem Werk mit wenigen kompositorischen Griffen Dramatik zu bündeln.