Lot Nr. 1138


Carl Theodor von Piloty und Franz Adam


Carl Theodor von Piloty und Franz Adam - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(München 1826–1886 Ambach/ Starnberger See) und (Mailand 1815–1886 München)
Kaiserin Elisabeth von Österreich als Braut zu Pferd in Possenhofen 1853, signiert, datiert und bezeichnet n. d. N. v. Carl Piloty. Pferd v. Franz Adam 1853, Öl auf Leinwand, 128 x 108 cm, im originalen Rahmen, (Rei)

Provenienz:
Haus Habsburg.

Das hier vorliegende Bild zeigt die 15-jährige Elisabeth, Herzogin in Bayern und zukünftige Kaiserin von Österreich, vor Schloß Possenhofen mit dem Starnberger See im Hintergrund. Fernab des Münchner Hofes konnte sie dort während der Sommermonate in unbeschwerter Kindheit aufwachsen. Das Gemälde, datiert 1853, wurde im Jahr der Verlobung mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. ausgeführt. Wie in der von Egon Caesar Conte Corti veröffentlichten Biographie der Kaiserin Elisabeth von Österreich festgehalten wird, handelte es sich um ein Weihnachtsgeschenk an ihren Verlobten. Im Gegenzug erhielt auch Elisabeth ein Bildnis ihres zukünftigen Ehemannes, der sich in der Uniform der Kaiserulanen hoch zu Pferd darstellen ließ. Der Kaiser soll persönlich bei der Entstehung des Portraits dabei gewesen sein, wie Conti vermerkt: „Sisi wird gemalt, Franz Joseph sitzt dabei, um ihr die Zeit zu vertreiben, und sieht sie immerzu an.“ (1)

Bereits kurz nachdem das Werk Franz Joseph als Weihnachtsgeschenk übergeben wurde, berichtete am 29. Dezember 1853 das Fremdenblatt darüber: Darin wird Elisabeth beschrieben, wie sie mit zarter Hand das im Schritt befindliche Pferd führt. Dabei trägt sie ein braunes goldbetresstes Leibchen und einen grauen Hut mit Federn. (2) Das Blau ihres Halstuches und der Bordüren ihres Oberteils findet sich auch in der am Zaumzeug des Pferdes gebundenen Masche, verdeutlicht es doch die enge Beziehung zwischen Reiterin und Tier. Die Wahl des Sujets könnte als Hinweis auf die große gemeinsame Begeisterung des zukünftigen Brautpaares verstanden werden. So soll Elisabeth gesagt haben, das Reiten wäre ihr Lieblingssport und wer ihr lieb sein will, soll diesen ihren Wunsch unterstützen. (3) Elisabeth, die als begnadete Reiterin galt, zeigt sich dem Betrachter selbstbewusst und elegant. Sie vermag das nervös wirkende Pferd zu kontrollieren und hält im übertragenen und wörtlichen Sinn die Zügel in der Hand. Ihre Leidenschaft für das Reiten, welches sie stets im Damensitz absolvierte, bleibt Zeit Ihres Lebens aufrecht. Die verschiedenen Facetten dieses Sports – wie Zirkusreiten, die Parforcejagd oder das klassische Reiten – faszinierten sie. Bis zu acht Stunden täglich soll Elisabeth im Sattel gesessen sein. Zahlreiche Portraits von ihr zeigen sie in der von ihr so geliebten Tätigkeit. Auch ihre Lieblingspferde ließ sie portraitieren, wie die „Reitkapelle“ in der Wagenburg in Wien veranschaulicht.

Laut dem „Inventar des Ah. Privateigenthums S. M. des Kaisers in der Hofburg“ befand sich das Gemälde mit der Nummer 99 verzeichnet, über dem Bett des Kaisers in seinem Schlafzimmer, wie die historische Fotografie der Privatgemächer des Kaisers belegt (Abb. 1). Zudem ist auf der Rückseite des Gemäldes in blauer Kreide der originale Schriftzug „Schlafzimmer“ am Keilrahmen festgehalten. Obwohl die Entfremdung der Eheleute über die Zeit hinweg immer stärker wurde, zeigt doch der Umstand, dass Franz Joseph das Gemälde seiner geliebten Sisi all die Jahre in seinem privaten Refugium aufbewahrte, die besondere Bedeutung des Portraits, da es am Beginn ihrer Verbindung stand.
Besucher der Kaiserappartements in der Hofburg können eine Kopie des Gemäldes heute noch an dem ursprünglichen Platz über dem kaiserlichen Bett bewundern, da das Original nach dem Tod des Kaisers in den Besitz der Tochter Marie Valerie übergegangen ist, wie im „Teil-Inventar über das zum Allodvermögen weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph I. gehörige Mobiliarvermögen in der k. k. Hofburg“ unter Nr. 434 vermerkt ist. Marie Valerie, als viertes Kind des Kaiserpaares geboren, war das Lieblingskind Elisabeths, da sie sich erstmalig ihrer Mutterrolle gewachsen fühlte. Bedingt durch das für Elisabeth oft einengend wirkende Hofzeremoniell und ihrem jungen Alter, wurde die Erziehung der erstgeborenen Kinder von Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie maßgeblich beeinflusst.

Den Auftrag Elisabeth zu portraitieren erhielt der am Münchner Hof bekannte und geschätzte Carl Theodor von Piloty (München 1826–1886), einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Historienmalerei. Nach seinem Studium an der Akademie in München übernahm er die von seinem Vater gegründete Königliche bayrische Lithographische Kunstanstalt Piloty und Loehle. Als Professor an die Akademie berufen, wurde er später Lehrer vieler bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Hans Makart, Franz von Lenbach, Franz von Defregger oder Carl Wopfner.
Piloty, dessen Hauptaugenmerk auf der Darstellung historisierender Szenen lag, begab sich mit der Ausführung des Portraits von Elisabeth auf neues Terrain. Das Gemälde des jungen Mädchens versah er mit dem Hinweis „n. d. N.“ (nach der Natur) und meinte, noch nie ein so liebliches Gesicht gemalt zu haben. (4)
Franz Adam (Mailand 1815–1886 München), der mit der Ausführung des Pferdes betraut wurde, war bereits in jenen Jahren ein bekannter Künstler. Während des österreichisch-sardischen Krieges von 1848 im Gefolge Radetzkys und später auf den Schlachtfeldern in Ungarn als Maler tätig, konnte er sich einen weitreichenden Ruf aufgrund seiner realistischen Darstellungsweise, insbesondere von Pferden, aufbauen.

Das Gemälde der jungen zukünftigen Kaiserin wurde oftmals reproduziert, wie zahlreiche Stiche und Kopien belegen. Eine Variante davon, befindet sich heute in der Sammlung des Hauses Thurn und Taxis (Inventar-Nr. StE 2720, Abb. 2). Vermutlich gelangte diese Version des Werkes durch die Heirat der älteren Schwester Elisabeths, Helene (München 1834–1890 Regensburg), mit dem Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis (Regensburg 1831–1867 ebenda) 1858 im Erbweg nach Regensburg. Dieses Portrait unterscheidet sich durch kleine Details vom Originalgemälde: Elisabeth ist vollkommen in Schwarz gekleidet, am Dach sind drei statt zwei Tauben zu sehen und auch die Tauben am Fenstersims unterscheiden sich in der Ausführung. Ebenso fehlt die blaue Masche am Zaumzeug des Pferdes.

Das hier uns vorliegende Gemälde, erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich, präsentiert nicht nur ein anmutiges junges Mädchen vor seiner Eheschließung, sondern markiert auch den Wendepunkt in ihrem Leben. Es zeigt uns eine noch unbeschwerte und fernab jeglicher höfischen Zwänge vereinnahmte junge zukünftige Kaiserin, deren Schicksal untrennbar mit der Österreichischen Geschichte verbunden ist.
Caroline Ghiringhelli M.A. - Mag. Bianca Hawel

(1) Egon Ceasar Conte Corti, Die seltsame Frau, Pustet Verlag 1934, S. 31
(2) ÖNB, Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, Fremden-Blatt, 29. Dezember 1853, 7. Jahrgang, Nr. 308, Tages-Neuigkeiten, S. 2.
(3) Egon Ceasar Conte Corti, Mensch und Herrscher, Verlag Styria, Graz, Wien, Altöttigen 1952, S. 132
(4) Idem.

Provenienz:
Haus Habsburg.

Das hier vorliegende Bild zeigt die 15-jährige Elisabeth, Herzogin in Bayern und zukünftige Kaiserin von Österreich, vor Schloß Possenhofen mit dem Starnberger See im Hintergrund. Fernab des Münchner Hofes konnte sie dort während der Sommermonate in unbeschwerter Kindheit aufwachsen. Das Gemälde, datiert 1853, wurde im Jahr der Verlobung mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. ausgeführt. Wie in der von Egon Caesar Conte Corti veröffentlichten Biographie der Kaiserin Elisabeth von Österreich festgehalten wird, handelte es sich um ein Weihnachtsgeschenk an ihren Verlobten. Im Gegenzug erhielt auch Elisabeth ein Bildnis ihres zukünftigen Ehemannes, der sich in der Uniform der Kaiserulanen hoch zu Pferd darstellen ließ. Der Kaiser soll persönlich bei der Entstehung des Portraits dabei gewesen sein, wie Conti vermerkt: „Sisi wird gemalt, Franz Joseph sitzt dabei, um ihr die Zeit zu vertreiben, und sieht sie immerzu an.“ (1)

Bereits kurz nachdem das Werk Franz Joseph als Weihnachtsgeschenk übergeben wurde, berichtete am 29. Dezember 1853 das Fremdenblatt darüber: Darin wird Elisabeth beschrieben, wie sie mit zarter Hand das im Schritt befindliche Pferd führt. Dabei trägt sie ein braunes goldbetresstes Leibchen und einen grauen Hut mit Federn. (2) Das Blau ihres Halstuches und der Bordüren ihres Oberteils findet sich auch in der am Zaumzeug des Pferdes gebundenen Masche, verdeutlicht es doch die enge Beziehung zwischen Reiterin und Tier. Die Wahl des Sujets könnte als Hinweis auf die große gemeinsame Begeisterung des zukünftigen Brautpaares verstanden werden. So soll Elisabeth gesagt haben, das Reiten wäre ihr Lieblingssport und wer ihr lieb sein will, soll diesen ihren Wunsch unterstützen. (3) Elisabeth, die als begnadete Reiterin galt, zeigt sich dem Betrachter selbstbewusst und elegant. Sie vermag das nervös wirkende Pferd zu kontrollieren und hält im übertragenen und wörtlichen Sinn die Zügel in der Hand. Ihre Leidenschaft für das Reiten, welches sie stets im Damensitz absolvierte, bleibt Zeit Ihres Lebens aufrecht. Die verschiedenen Facetten dieses Sports – wie Zirkusreiten, die Parforcejagd oder das klassische Reiten – faszinierten sie. Bis zu acht Stunden täglich soll Elisabeth im Sattel gesessen sein. Zahlreiche Portraits von ihr zeigen sie in der von ihr so geliebten Tätigkeit. Auch ihre Lieblingspferde ließ sie portraitieren, wie die „Reitkapelle“ in der Wagenburg in Wien veranschaulicht.

Laut dem „Inventar des Ah. Privateigenthums S. M. des Kaisers in der Hofburg“ befand sich das Gemälde mit der Nummer 99 verzeichnet, über dem Bett des Kaisers in seinem Schlafzimmer, wie die historische Fotografie der Privatgemächer des Kaisers belegt (Abb. 1). Zudem ist auf der Rückseite des Gemäldes in blauer Kreide der originale Schriftzug „Schlafzimmer“ am Keilrahmen festgehalten. Obwohl die Entfremdung der Eheleute über die Zeit hinweg immer stärker wurde, zeigt doch der Umstand, dass Franz Joseph das Gemälde seiner geliebten Sisi all die Jahre in seinem privaten Refugium aufbewahrte, die besondere Bedeutung des Portraits, da es am Beginn ihrer Verbindung stand.
Besucher der Kaiserappartements in der Hofburg können eine Kopie des Gemäldes heute noch an dem ursprünglichen Platz über dem kaiserlichen Bett bewundern, da das Original nach dem Tod des Kaisers in den Besitz der Tochter Marie Valerie übergegangen ist, wie im „Teil-Inventar über das zum Allodvermögen weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph I. gehörige Mobiliarvermögen in der k. k. Hofburg“ unter Nr. 434 vermerkt ist. Marie Valerie, als viertes Kind des Kaiserpaares geboren, war das Lieblingskind Elisabeths, da sie sich erstmalig ihrer Mutterrolle gewachsen fühlte. Bedingt durch das für Elisabeth oft einengend wirkende Hofzeremoniell und ihrem jungen Alter, wurde die Erziehung der erstgeborenen Kinder von Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie maßgeblich beeinflusst.

Den Auftrag Elisabeth zu portraitieren erhielt der am Münchner Hof bekannte und geschätzte Carl Theodor von Piloty (München 1826–1886), einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Historienmalerei. Nach seinem Studium an der Akademie in München übernahm er die von seinem Vater gegründete Königliche bayrische Lithographische Kunstanstalt Piloty und Loehle. Als Professor an die Akademie berufen, wurde er später Lehrer vieler bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Hans Makart, Franz von Lenbach, Franz von Defregger oder Carl Wopfner.
Piloty, dessen Hauptaugenmerk auf der Darstellung historisierender Szenen lag, begab sich mit der Ausführung des Portraits von Elisabeth auf neues Terrain. Das Gemälde des jungen Mädchens versah er mit dem Hinweis „n. d. N.“ (nach der Natur) und meinte, noch nie ein so liebliches Gesicht gemalt zu haben. (4)
Franz Adam (Mailand 1815–1886 München), der mit der Ausführung des Pferdes betraut wurde, war bereits in jenen Jahren ein bekannter Künstler. Während des österreichisch-sardischen Krieges von 1848 im Gefolge Radetzkys und später auf den Schlachtfeldern in Ungarn als Maler tätig, konnte er sich einen weitreichenden Ruf aufgrund seiner realistischen Darstellungsweise, insbesondere von Pferden, aufbauen.

Das Gemälde der jungen zukünftigen Kaiserin wurde oftmals reproduziert, wie zahlreiche Stiche und Kopien belegen. Eine Variante davon, befindet sich heute in der Sammlung des Hauses Thurn und Taxis (Inventar-Nr. StE 2720, Abb. 2). Vermutlich gelangte diese Version des Werkes durch die Heirat der älteren Schwester Elisabeths, Helene (München 1834–1890 Regensburg), mit dem Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis (Regensburg 1831–1867 ebenda) 1858 im Erbweg nach Regensburg. Dieses Portrait unterscheidet sich durch kleine Details vom Originalgemälde: Elisabeth ist vollkommen in Schwarz gekleidet, am Dach sind drei statt zwei Tauben zu sehen und auch die Tauben am Fenstersims unterscheiden sich in der Ausführung. Ebenso fehlt die blaue Masche am Zaumzeug des Pferdes.

Das hier uns vorliegende Gemälde, erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich, präsentiert nicht nur ein anmutiges junges Mädchen vor seiner Eheschließung, sondern markiert auch den Wendepunkt in ihrem Leben. Es zeigt uns eine noch unbeschwerte und fernab jeglicher höfischen Zwänge vereinnahmte junge zukünftige Kaiserin, deren Schicksal untrennbar mit der Österreichischen Geschichte verbunden ist.
Caroline Ghiringhelli M.A. - Mag. Bianca Hawel

(1) Egon Ceasar Conto Corti, Die seltsame Frau, Pustet Verlag 1934, S. 31
(2) ÖNB, Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, Fremden-Blatt, 29. Dezember 1853, 7. Jahrgang, Nr. 308, Tages-Neuigkeiten, S. 2.
(3) Egon Ceasar Conto Corti, Mensch und Herrscher, Verlag Styria, Graz, Wien, Altöttigen 1952, S. 132
(4) Idem.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

27.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 1.540.000,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-

Carl Theodor von Piloty und Franz Adam


(München 1826–1886 Ambach/ Starnberger See) und (Mailand 1815–1886 München)
Kaiserin Elisabeth von Österreich als Braut zu Pferd in Possenhofen 1853, signiert, datiert und bezeichnet n. d. N. v. Carl Piloty. Pferd v. Franz Adam 1853, Öl auf Leinwand, 128 x 108 cm, im originalen Rahmen, (Rei)

Provenienz:
Haus Habsburg.

Das hier vorliegende Bild zeigt die 15-jährige Elisabeth, Herzogin in Bayern und zukünftige Kaiserin von Österreich, vor Schloß Possenhofen mit dem Starnberger See im Hintergrund. Fernab des Münchner Hofes konnte sie dort während der Sommermonate in unbeschwerter Kindheit aufwachsen. Das Gemälde, datiert 1853, wurde im Jahr der Verlobung mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. ausgeführt. Wie in der von Egon Caesar Conte Corti veröffentlichten Biographie der Kaiserin Elisabeth von Österreich festgehalten wird, handelte es sich um ein Weihnachtsgeschenk an ihren Verlobten. Im Gegenzug erhielt auch Elisabeth ein Bildnis ihres zukünftigen Ehemannes, der sich in der Uniform der Kaiserulanen hoch zu Pferd darstellen ließ. Der Kaiser soll persönlich bei der Entstehung des Portraits dabei gewesen sein, wie Conti vermerkt: „Sisi wird gemalt, Franz Joseph sitzt dabei, um ihr die Zeit zu vertreiben, und sieht sie immerzu an.“ (1)

Bereits kurz nachdem das Werk Franz Joseph als Weihnachtsgeschenk übergeben wurde, berichtete am 29. Dezember 1853 das Fremdenblatt darüber: Darin wird Elisabeth beschrieben, wie sie mit zarter Hand das im Schritt befindliche Pferd führt. Dabei trägt sie ein braunes goldbetresstes Leibchen und einen grauen Hut mit Federn. (2) Das Blau ihres Halstuches und der Bordüren ihres Oberteils findet sich auch in der am Zaumzeug des Pferdes gebundenen Masche, verdeutlicht es doch die enge Beziehung zwischen Reiterin und Tier. Die Wahl des Sujets könnte als Hinweis auf die große gemeinsame Begeisterung des zukünftigen Brautpaares verstanden werden. So soll Elisabeth gesagt haben, das Reiten wäre ihr Lieblingssport und wer ihr lieb sein will, soll diesen ihren Wunsch unterstützen. (3) Elisabeth, die als begnadete Reiterin galt, zeigt sich dem Betrachter selbstbewusst und elegant. Sie vermag das nervös wirkende Pferd zu kontrollieren und hält im übertragenen und wörtlichen Sinn die Zügel in der Hand. Ihre Leidenschaft für das Reiten, welches sie stets im Damensitz absolvierte, bleibt Zeit Ihres Lebens aufrecht. Die verschiedenen Facetten dieses Sports – wie Zirkusreiten, die Parforcejagd oder das klassische Reiten – faszinierten sie. Bis zu acht Stunden täglich soll Elisabeth im Sattel gesessen sein. Zahlreiche Portraits von ihr zeigen sie in der von ihr so geliebten Tätigkeit. Auch ihre Lieblingspferde ließ sie portraitieren, wie die „Reitkapelle“ in der Wagenburg in Wien veranschaulicht.

Laut dem „Inventar des Ah. Privateigenthums S. M. des Kaisers in der Hofburg“ befand sich das Gemälde mit der Nummer 99 verzeichnet, über dem Bett des Kaisers in seinem Schlafzimmer, wie die historische Fotografie der Privatgemächer des Kaisers belegt (Abb. 1). Zudem ist auf der Rückseite des Gemäldes in blauer Kreide der originale Schriftzug „Schlafzimmer“ am Keilrahmen festgehalten. Obwohl die Entfremdung der Eheleute über die Zeit hinweg immer stärker wurde, zeigt doch der Umstand, dass Franz Joseph das Gemälde seiner geliebten Sisi all die Jahre in seinem privaten Refugium aufbewahrte, die besondere Bedeutung des Portraits, da es am Beginn ihrer Verbindung stand.
Besucher der Kaiserappartements in der Hofburg können eine Kopie des Gemäldes heute noch an dem ursprünglichen Platz über dem kaiserlichen Bett bewundern, da das Original nach dem Tod des Kaisers in den Besitz der Tochter Marie Valerie übergegangen ist, wie im „Teil-Inventar über das zum Allodvermögen weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph I. gehörige Mobiliarvermögen in der k. k. Hofburg“ unter Nr. 434 vermerkt ist. Marie Valerie, als viertes Kind des Kaiserpaares geboren, war das Lieblingskind Elisabeths, da sie sich erstmalig ihrer Mutterrolle gewachsen fühlte. Bedingt durch das für Elisabeth oft einengend wirkende Hofzeremoniell und ihrem jungen Alter, wurde die Erziehung der erstgeborenen Kinder von Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie maßgeblich beeinflusst.

Den Auftrag Elisabeth zu portraitieren erhielt der am Münchner Hof bekannte und geschätzte Carl Theodor von Piloty (München 1826–1886), einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Historienmalerei. Nach seinem Studium an der Akademie in München übernahm er die von seinem Vater gegründete Königliche bayrische Lithographische Kunstanstalt Piloty und Loehle. Als Professor an die Akademie berufen, wurde er später Lehrer vieler bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Hans Makart, Franz von Lenbach, Franz von Defregger oder Carl Wopfner.
Piloty, dessen Hauptaugenmerk auf der Darstellung historisierender Szenen lag, begab sich mit der Ausführung des Portraits von Elisabeth auf neues Terrain. Das Gemälde des jungen Mädchens versah er mit dem Hinweis „n. d. N.“ (nach der Natur) und meinte, noch nie ein so liebliches Gesicht gemalt zu haben. (4)
Franz Adam (Mailand 1815–1886 München), der mit der Ausführung des Pferdes betraut wurde, war bereits in jenen Jahren ein bekannter Künstler. Während des österreichisch-sardischen Krieges von 1848 im Gefolge Radetzkys und später auf den Schlachtfeldern in Ungarn als Maler tätig, konnte er sich einen weitreichenden Ruf aufgrund seiner realistischen Darstellungsweise, insbesondere von Pferden, aufbauen.

Das Gemälde der jungen zukünftigen Kaiserin wurde oftmals reproduziert, wie zahlreiche Stiche und Kopien belegen. Eine Variante davon, befindet sich heute in der Sammlung des Hauses Thurn und Taxis (Inventar-Nr. StE 2720, Abb. 2). Vermutlich gelangte diese Version des Werkes durch die Heirat der älteren Schwester Elisabeths, Helene (München 1834–1890 Regensburg), mit dem Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis (Regensburg 1831–1867 ebenda) 1858 im Erbweg nach Regensburg. Dieses Portrait unterscheidet sich durch kleine Details vom Originalgemälde: Elisabeth ist vollkommen in Schwarz gekleidet, am Dach sind drei statt zwei Tauben zu sehen und auch die Tauben am Fenstersims unterscheiden sich in der Ausführung. Ebenso fehlt die blaue Masche am Zaumzeug des Pferdes.

Das hier uns vorliegende Gemälde, erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich, präsentiert nicht nur ein anmutiges junges Mädchen vor seiner Eheschließung, sondern markiert auch den Wendepunkt in ihrem Leben. Es zeigt uns eine noch unbeschwerte und fernab jeglicher höfischen Zwänge vereinnahmte junge zukünftige Kaiserin, deren Schicksal untrennbar mit der Österreichischen Geschichte verbunden ist.
Caroline Ghiringhelli M.A. - Mag. Bianca Hawel

(1) Egon Ceasar Conte Corti, Die seltsame Frau, Pustet Verlag 1934, S. 31
(2) ÖNB, Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, Fremden-Blatt, 29. Dezember 1853, 7. Jahrgang, Nr. 308, Tages-Neuigkeiten, S. 2.
(3) Egon Ceasar Conte Corti, Mensch und Herrscher, Verlag Styria, Graz, Wien, Altöttigen 1952, S. 132
(4) Idem.

Provenienz:
Haus Habsburg.

Das hier vorliegende Bild zeigt die 15-jährige Elisabeth, Herzogin in Bayern und zukünftige Kaiserin von Österreich, vor Schloß Possenhofen mit dem Starnberger See im Hintergrund. Fernab des Münchner Hofes konnte sie dort während der Sommermonate in unbeschwerter Kindheit aufwachsen. Das Gemälde, datiert 1853, wurde im Jahr der Verlobung mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. ausgeführt. Wie in der von Egon Caesar Conte Corti veröffentlichten Biographie der Kaiserin Elisabeth von Österreich festgehalten wird, handelte es sich um ein Weihnachtsgeschenk an ihren Verlobten. Im Gegenzug erhielt auch Elisabeth ein Bildnis ihres zukünftigen Ehemannes, der sich in der Uniform der Kaiserulanen hoch zu Pferd darstellen ließ. Der Kaiser soll persönlich bei der Entstehung des Portraits dabei gewesen sein, wie Conti vermerkt: „Sisi wird gemalt, Franz Joseph sitzt dabei, um ihr die Zeit zu vertreiben, und sieht sie immerzu an.“ (1)

Bereits kurz nachdem das Werk Franz Joseph als Weihnachtsgeschenk übergeben wurde, berichtete am 29. Dezember 1853 das Fremdenblatt darüber: Darin wird Elisabeth beschrieben, wie sie mit zarter Hand das im Schritt befindliche Pferd führt. Dabei trägt sie ein braunes goldbetresstes Leibchen und einen grauen Hut mit Federn. (2) Das Blau ihres Halstuches und der Bordüren ihres Oberteils findet sich auch in der am Zaumzeug des Pferdes gebundenen Masche, verdeutlicht es doch die enge Beziehung zwischen Reiterin und Tier. Die Wahl des Sujets könnte als Hinweis auf die große gemeinsame Begeisterung des zukünftigen Brautpaares verstanden werden. So soll Elisabeth gesagt haben, das Reiten wäre ihr Lieblingssport und wer ihr lieb sein will, soll diesen ihren Wunsch unterstützen. (3) Elisabeth, die als begnadete Reiterin galt, zeigt sich dem Betrachter selbstbewusst und elegant. Sie vermag das nervös wirkende Pferd zu kontrollieren und hält im übertragenen und wörtlichen Sinn die Zügel in der Hand. Ihre Leidenschaft für das Reiten, welches sie stets im Damensitz absolvierte, bleibt Zeit Ihres Lebens aufrecht. Die verschiedenen Facetten dieses Sports – wie Zirkusreiten, die Parforcejagd oder das klassische Reiten – faszinierten sie. Bis zu acht Stunden täglich soll Elisabeth im Sattel gesessen sein. Zahlreiche Portraits von ihr zeigen sie in der von ihr so geliebten Tätigkeit. Auch ihre Lieblingspferde ließ sie portraitieren, wie die „Reitkapelle“ in der Wagenburg in Wien veranschaulicht.

Laut dem „Inventar des Ah. Privateigenthums S. M. des Kaisers in der Hofburg“ befand sich das Gemälde mit der Nummer 99 verzeichnet, über dem Bett des Kaisers in seinem Schlafzimmer, wie die historische Fotografie der Privatgemächer des Kaisers belegt (Abb. 1). Zudem ist auf der Rückseite des Gemäldes in blauer Kreide der originale Schriftzug „Schlafzimmer“ am Keilrahmen festgehalten. Obwohl die Entfremdung der Eheleute über die Zeit hinweg immer stärker wurde, zeigt doch der Umstand, dass Franz Joseph das Gemälde seiner geliebten Sisi all die Jahre in seinem privaten Refugium aufbewahrte, die besondere Bedeutung des Portraits, da es am Beginn ihrer Verbindung stand.
Besucher der Kaiserappartements in der Hofburg können eine Kopie des Gemäldes heute noch an dem ursprünglichen Platz über dem kaiserlichen Bett bewundern, da das Original nach dem Tod des Kaisers in den Besitz der Tochter Marie Valerie übergegangen ist, wie im „Teil-Inventar über das zum Allodvermögen weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph I. gehörige Mobiliarvermögen in der k. k. Hofburg“ unter Nr. 434 vermerkt ist. Marie Valerie, als viertes Kind des Kaiserpaares geboren, war das Lieblingskind Elisabeths, da sie sich erstmalig ihrer Mutterrolle gewachsen fühlte. Bedingt durch das für Elisabeth oft einengend wirkende Hofzeremoniell und ihrem jungen Alter, wurde die Erziehung der erstgeborenen Kinder von Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie maßgeblich beeinflusst.

Den Auftrag Elisabeth zu portraitieren erhielt der am Münchner Hof bekannte und geschätzte Carl Theodor von Piloty (München 1826–1886), einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Historienmalerei. Nach seinem Studium an der Akademie in München übernahm er die von seinem Vater gegründete Königliche bayrische Lithographische Kunstanstalt Piloty und Loehle. Als Professor an die Akademie berufen, wurde er später Lehrer vieler bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Hans Makart, Franz von Lenbach, Franz von Defregger oder Carl Wopfner.
Piloty, dessen Hauptaugenmerk auf der Darstellung historisierender Szenen lag, begab sich mit der Ausführung des Portraits von Elisabeth auf neues Terrain. Das Gemälde des jungen Mädchens versah er mit dem Hinweis „n. d. N.“ (nach der Natur) und meinte, noch nie ein so liebliches Gesicht gemalt zu haben. (4)
Franz Adam (Mailand 1815–1886 München), der mit der Ausführung des Pferdes betraut wurde, war bereits in jenen Jahren ein bekannter Künstler. Während des österreichisch-sardischen Krieges von 1848 im Gefolge Radetzkys und später auf den Schlachtfeldern in Ungarn als Maler tätig, konnte er sich einen weitreichenden Ruf aufgrund seiner realistischen Darstellungsweise, insbesondere von Pferden, aufbauen.

Das Gemälde der jungen zukünftigen Kaiserin wurde oftmals reproduziert, wie zahlreiche Stiche und Kopien belegen. Eine Variante davon, befindet sich heute in der Sammlung des Hauses Thurn und Taxis (Inventar-Nr. StE 2720, Abb. 2). Vermutlich gelangte diese Version des Werkes durch die Heirat der älteren Schwester Elisabeths, Helene (München 1834–1890 Regensburg), mit dem Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis (Regensburg 1831–1867 ebenda) 1858 im Erbweg nach Regensburg. Dieses Portrait unterscheidet sich durch kleine Details vom Originalgemälde: Elisabeth ist vollkommen in Schwarz gekleidet, am Dach sind drei statt zwei Tauben zu sehen und auch die Tauben am Fenstersims unterscheiden sich in der Ausführung. Ebenso fehlt die blaue Masche am Zaumzeug des Pferdes.

Das hier uns vorliegende Gemälde, erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich, präsentiert nicht nur ein anmutiges junges Mädchen vor seiner Eheschließung, sondern markiert auch den Wendepunkt in ihrem Leben. Es zeigt uns eine noch unbeschwerte und fernab jeglicher höfischen Zwänge vereinnahmte junge zukünftige Kaiserin, deren Schicksal untrennbar mit der Österreichischen Geschichte verbunden ist.
Caroline Ghiringhelli M.A. - Mag. Bianca Hawel

(1) Egon Ceasar Conto Corti, Die seltsame Frau, Pustet Verlag 1934, S. 31
(2) ÖNB, Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, Fremden-Blatt, 29. Dezember 1853, 7. Jahrgang, Nr. 308, Tages-Neuigkeiten, S. 2.
(3) Egon Ceasar Conto Corti, Mensch und Herrscher, Verlag Styria, Graz, Wien, Altöttigen 1952, S. 132
(4) Idem.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 27.04.2017


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