Lot Nr. 109


Giacomo Francesco Cipper, gen. Il Todeschini


Giacomo Francesco Cipper, gen. Il Todeschini - Alte Meister

(Feldkirch 1664–1736 Mailand)
Die Obsthändlerin,
Öl auf Leinwand, 187,5 x 126,5 cm, gerahmt

Provenienz:
beauftragt durch Graf Alfonso Vismara, Cilla di Montesolaro, Como;
im Erbgang an den heutigen Besitzer

Ausgestellt:
Bergamo, Palazzo della Ragione, Mostra di Fra Galgario e del Settecento in Bergamo, Juli – September 1955, Nr. 45;
Paris, Petit Palais, La peinture italienne au XVIII siècle, November 1960 – Januar 1961, Nr. 474;
Neapel, Palazzo Reale, La natura morta italiana, Oktober – November 1964, Nr. 224

Literatur:
Mostra di Fra Galgario e del Settecento in Bergamo, hrsg. von F. Mazzini, Ausstellungskatalog, Mailand 1955, S. 41, Nr. 45;
La peinture italienne au XVIII siècle, Ausstellungskatalog, Paris 1961, Nr. 474;
E. Waterhouse, Italian Baroque Painting, London 1962, S. 150 und Abb. 127;
C. Volpe, in: La natura morta italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1964, S. 96, Nr. 224 und Tafel 100b;
O. J. Blazícˇek, Ancora del Todeschini – Cipper, in: Arte in Europa. Scritti di Storia dell’Arte in onore di Edoardo Arslan, Bd. I, Mailand 1966, S. 777;
L. Tognoli, G. F. Cipper, il „Todeschini“ e la pittura di genere, Bergamo 1976, S. 153, Nr. 88 und Abb. 101 (mit den Maßen 200 x 134 cm);
M. S. Proni, Giacomo Francesco Cipper detto il „Todeschini“, Soncino 1994, S. 100–102, mit Abb. (mit den Maßen 192 x 131 cm)

Dieses Gemälde, das Gegenstück zu Lot 110, stellt eine Marktszene dar. Im rechten Vordergrund bietet eine junge Obsthändlerin ihre Ware einem hinter ihr stehenden Mann zum Kauf an. Links stellt ein prächtiges Stilllebenarrangement eine Vielfalt an Früchten und Gemüse zur Schau; ein im Schatten des Mittelgrunds erscheinender Knabe trägt einen übervollen Korb mit Pfirsichen, während hinter ihm ein junger Bettler zu sehen ist. Es handelt sich um eine der bekanntesten Kompositionen von Giacomo Francesco Cipper, gen. Todeschini, eines österreischen Malers, der ab dem Ende des 17. Jahrhunderts in der Lombardei in Italien tätig war. Bis zur zweiten Dekade des 18. Jahrhunderts hatte er sich derart etabliert, dass er Aufträge von Adelsfamilien erhielt. Das vorliegende Gemälde stammt offenbar aus dieser Zeit und wurde zusammen mit fünf weiteren Bildern von Graf Alfonso Vismara für seine Villa in Montesolaro bei Como in Auftrag gegeben. Das elegante Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wurde entsprechend des in der Gegend vorherrschenden Geschmacks im Stil des Spätbarock (barocchetto) renoviert und beherrscht immer noch die Landschaft um den Hügel, auf dem es sich erhebt. Neben dem vorliegenden Gemälde und seinem Gegenstück (Lot 110) umfasste der Zyklus die Werke Die Nähstunde, Die Wahrsagerin, Der Schullehrer und Der Musiklehrer (Privatsammlung).

Bei der vorliegenden Marktszene handelt es sich aufgrund der malerischen Qualität und Ausdruckskraft des Bildes zweifellos um eines der Meisterwerke des Künstlers. Die kenntnisreiche Lichtführung, die eingesetzt wurde, um die Elemente des Stilllebens zu modellieren und die die Szene bevölkernden Figuren mit ausgeprägtem Realismus und großer Präzision zu studieren, ist bemerkenswert. So lenkt das Licht die Aufmerksamkeit auf Details wie den Ring und die Ohrringe der Obsthändlerin. Auf diese Art erhöht, hebt sie sich mit ihrer gelassenen Haltung von der typischen Derbheit vieler Bauersfrauen in anderen Werken Cippers ab. Die hier eingesetzten Farben sind im Vergleich zu den früher verwendeten Erdtönen des Künstlers leuchtender; der Bildaufbau ist durchdachter, wobei die Elemente des Stilllebens auf unterschiedlichen Plänen angeordnet sind, um räumliche Tiefe zu suggerieren. Die entsprechend perspektivisch gestaltete Rahmung der Szene durch die vier Figuren unterstützt diesen Eindruck. Letztere sind aus Clippers Repertoire bekannt und fanden auch bei anderen Genreszenen Verwendung: So findet sich der Mann mit dem schwarzen Hut in identischer Kleidung auch auf dem Gemälde Der Fischhändler und streitende Träger in einer Privatsammlung in Bergamo.

Über die prägenden Jahre des österreichischen Malers ist wenig bekannt, doch zeigt sein Schaffen eine große Nähe zu den Gemälden von Bernhard Keil, gen. Monsù Bernardo, eines dänischen Malers, der sich ebenfalls in Italien niedergelassen hatte. Beiden gemeinsam sind vor allem die Wahl unprätentiöser Bildthemen und der freie Ausdruck des flotten, flüssigen Pinselstrichs. Cipper erwarb sich großes Ansehen mit seinen zahlreichen aus dem Lebensalltag angeregten Genresezenen, die häufig allegorische Anspielungen enthalten und damit ein typisches Merkmal der Kunsttradition des Nordens aufweisen, die auf „Todesco“, wie sich der Künstler selbst oft signierte, großen Eindruck machte.

25.04.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Giacomo Francesco Cipper, gen. Il Todeschini


(Feldkirch 1664–1736 Mailand)
Die Obsthändlerin,
Öl auf Leinwand, 187,5 x 126,5 cm, gerahmt

Provenienz:
beauftragt durch Graf Alfonso Vismara, Cilla di Montesolaro, Como;
im Erbgang an den heutigen Besitzer

Ausgestellt:
Bergamo, Palazzo della Ragione, Mostra di Fra Galgario e del Settecento in Bergamo, Juli – September 1955, Nr. 45;
Paris, Petit Palais, La peinture italienne au XVIII siècle, November 1960 – Januar 1961, Nr. 474;
Neapel, Palazzo Reale, La natura morta italiana, Oktober – November 1964, Nr. 224

Literatur:
Mostra di Fra Galgario e del Settecento in Bergamo, hrsg. von F. Mazzini, Ausstellungskatalog, Mailand 1955, S. 41, Nr. 45;
La peinture italienne au XVIII siècle, Ausstellungskatalog, Paris 1961, Nr. 474;
E. Waterhouse, Italian Baroque Painting, London 1962, S. 150 und Abb. 127;
C. Volpe, in: La natura morta italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1964, S. 96, Nr. 224 und Tafel 100b;
O. J. Blazícˇek, Ancora del Todeschini – Cipper, in: Arte in Europa. Scritti di Storia dell’Arte in onore di Edoardo Arslan, Bd. I, Mailand 1966, S. 777;
L. Tognoli, G. F. Cipper, il „Todeschini“ e la pittura di genere, Bergamo 1976, S. 153, Nr. 88 und Abb. 101 (mit den Maßen 200 x 134 cm);
M. S. Proni, Giacomo Francesco Cipper detto il „Todeschini“, Soncino 1994, S. 100–102, mit Abb. (mit den Maßen 192 x 131 cm)

Dieses Gemälde, das Gegenstück zu Lot 110, stellt eine Marktszene dar. Im rechten Vordergrund bietet eine junge Obsthändlerin ihre Ware einem hinter ihr stehenden Mann zum Kauf an. Links stellt ein prächtiges Stilllebenarrangement eine Vielfalt an Früchten und Gemüse zur Schau; ein im Schatten des Mittelgrunds erscheinender Knabe trägt einen übervollen Korb mit Pfirsichen, während hinter ihm ein junger Bettler zu sehen ist. Es handelt sich um eine der bekanntesten Kompositionen von Giacomo Francesco Cipper, gen. Todeschini, eines österreischen Malers, der ab dem Ende des 17. Jahrhunderts in der Lombardei in Italien tätig war. Bis zur zweiten Dekade des 18. Jahrhunderts hatte er sich derart etabliert, dass er Aufträge von Adelsfamilien erhielt. Das vorliegende Gemälde stammt offenbar aus dieser Zeit und wurde zusammen mit fünf weiteren Bildern von Graf Alfonso Vismara für seine Villa in Montesolaro bei Como in Auftrag gegeben. Das elegante Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wurde entsprechend des in der Gegend vorherrschenden Geschmacks im Stil des Spätbarock (barocchetto) renoviert und beherrscht immer noch die Landschaft um den Hügel, auf dem es sich erhebt. Neben dem vorliegenden Gemälde und seinem Gegenstück (Lot 110) umfasste der Zyklus die Werke Die Nähstunde, Die Wahrsagerin, Der Schullehrer und Der Musiklehrer (Privatsammlung).

Bei der vorliegenden Marktszene handelt es sich aufgrund der malerischen Qualität und Ausdruckskraft des Bildes zweifellos um eines der Meisterwerke des Künstlers. Die kenntnisreiche Lichtführung, die eingesetzt wurde, um die Elemente des Stilllebens zu modellieren und die die Szene bevölkernden Figuren mit ausgeprägtem Realismus und großer Präzision zu studieren, ist bemerkenswert. So lenkt das Licht die Aufmerksamkeit auf Details wie den Ring und die Ohrringe der Obsthändlerin. Auf diese Art erhöht, hebt sie sich mit ihrer gelassenen Haltung von der typischen Derbheit vieler Bauersfrauen in anderen Werken Cippers ab. Die hier eingesetzten Farben sind im Vergleich zu den früher verwendeten Erdtönen des Künstlers leuchtender; der Bildaufbau ist durchdachter, wobei die Elemente des Stilllebens auf unterschiedlichen Plänen angeordnet sind, um räumliche Tiefe zu suggerieren. Die entsprechend perspektivisch gestaltete Rahmung der Szene durch die vier Figuren unterstützt diesen Eindruck. Letztere sind aus Clippers Repertoire bekannt und fanden auch bei anderen Genreszenen Verwendung: So findet sich der Mann mit dem schwarzen Hut in identischer Kleidung auch auf dem Gemälde Der Fischhändler und streitende Träger in einer Privatsammlung in Bergamo.

Über die prägenden Jahre des österreichischen Malers ist wenig bekannt, doch zeigt sein Schaffen eine große Nähe zu den Gemälden von Bernhard Keil, gen. Monsù Bernardo, eines dänischen Malers, der sich ebenfalls in Italien niedergelassen hatte. Beiden gemeinsam sind vor allem die Wahl unprätentiöser Bildthemen und der freie Ausdruck des flotten, flüssigen Pinselstrichs. Cipper erwarb sich großes Ansehen mit seinen zahlreichen aus dem Lebensalltag angeregten Genresezenen, die häufig allegorische Anspielungen enthalten und damit ein typisches Merkmal der Kunsttradition des Nordens aufweisen, die auf „Todesco“, wie sich der Künstler selbst oft signierte, großen Eindruck machte.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017