Zwillinge gelten bei den Yoruba in Nigeria als etwas Besonderes. Sie bringen ihren Familien Glück und Segen. Sie haben einen eigenen Gott, ‘Ere Ibeji’, werden verehrt, besungen, gewaschen, gefüttert usw. Die Yoruba glauben auch, dass Zwillinge nur eine einzige, gemeinsame Seele haben. Wenn einer der Zwillinge stirbt, hat der überlebende Zwilling nur eine halbe Seele. Daher muss rasch eine solche Stellvertreter-Figur angefertigt werden. Diese Figuren werden ‘Ibeji’ genannt und im Siedlungsgebiet der Yoruba, in Südwest-Nigeria und im angrenzenden Benin (vormals Dahomey), haben sich im Lauf der Zeit viele verschiedene Stile dieser ‘Ibeji-Figuren’ herausgebildet.

Die vorliegende, schöne und alte, männliche ‘Ibeji-Figur’ zeigt deutlich den Stil der berühmten Schnitzer-Dynastie Igbuke, aus der Stadt Oyo. Mit lang gezogenem Kopf, fallenden Schultern, sowie mit den stammestypischen Zier-Narben im Gesicht, auf beiden Armen, an Bauch und Rücken. Auf einem runden, reliefierten Sockel stehend. Mit einer Kette aus kleinen, bunten Glasperlen am rechten Arm und mit Resten von Rotholz-Pulver aus früheren, rituellen Beopferungen. Ein perfektes, schönes Stück bester Qualität, mit guter, alter Patina. Ohne Schäden.
H: 29 cm.
1. Drittel 20. Jh.. (ME)

Provenienz:
Gert Stoll, Galerie Schwarz-Weiß, München;
jetzt: Dr. Karl-Ferdinand Schädler, München.

Lit.:
‘Ibeji. The Cult of Yoruba Twins’ von George Chemeche, Abb. 1 bis 12.