Antoni Tàpies *
(Barcelona 1923–2012)
Cercle au graffiti blancs, 1986, signiert Tàpies, Farbe und Graffiti auf glasiertem Lavagestein, Dm. 100 cm
Fotozertifikat:
Antoni Tàpies Stiftung, Archiv-Nr. T-4897, Barcelona, 17/5/2000
Provenienz:
Galerie Lelong, Paris (mit Fotozertifikat)
Galleria Cleto Polcina Arte Moderna, Rom
Europäische Privatsammlung
Ausgestellt:
Rom, Antoni Tàpies osservatore partecipante, Cleto Polcina Arte Moderna, 1988, Ausst.-Kat, o. S., mit Abb.
Genua, Periplo del Mediterraneo, Maestri e Nuove espressioni tra Genova e Istanbul, Museo Accademia Linguistica di Belle Arti, 2004, Ausst.-Kat., hrsg. von Maurizio Calvesi e Marisa Vescovo, S. 57 mit Abb.
(...) Die äußere Stütze, die Wand, gehört also jedem, aber nur das eigentümliche, scharfe Schaffen des Künstlers ist in der Lage, die harte, undurchlässige Widerstandsfähigkeit ihrer Oberfläche zu durchdringen.
Vielleicht gehört die Wand jedem, weil jeder in der Lage ist, sie zu betrachten, sie gehört also dem kollektiven Auge. Aber das künstlerische Traumbild besitzt eine solche Stärke, dass es selbst für jene sichtbar wird, die keine Künstler sind, wenngleich nur als Verkörperung seiner selbst. Tàpies bringt sein künstlerisches Traumbild in Berührung mit dem Körper; ausgehend von seiner multi-sensorischen Ganzheit, senkt er den Flug der Bilder hinab auf die Höhe des kollektiven Blicks, mithilfe eines Bildträgers, der für jeden und jede verständlich ist: die Wand. Hier materialisieren sich die Schnittstellen von Raum und Zeit, die Punkte ihres Aufeinandertreffens definieren sich in ihren Formen am besten, indem sie die Wesenseigenheit des Bildträgers bewahren. Die Markierungen sind fast immer Graffitis, klumpenförmige Gebilde aus Materie, wie kleine Fleisch- und Risswunden, die mit der Substanz der Wand verschmelzen. Tàpies’ Wände sind durchdrungen von Schriftzügen, die sowohl fortwährend als auch prekär wirken, zusammengesetzt aus stummen Zeichen und Abdrücken von Objekten, die so wirken, als wären sie in eine frisch angerührte flüssige Substanz gefallen, die schließlich rund um sie ausgehärtet ist, ohne ihnen die Chance zu geben, zu entfliehen. Tàpies’ tief schlummernder Traum ist gänzlich im Alltag untergetaucht, die Bilder unzähliger Objekte zitierend, wie kleine formhafte Unfälle, die auf die Wand treffen, Bilder, die aus ihrer Substanz erwachsen und eine Erinnerung hervorrufen, die häufig kollektiv ist.
Achille Bonito Oliva, 1988
„Ich bin nicht in der Lage, den kreativen Akt zu verstehen, es sei denn, ich mache ihn abhängig von einem persönlichen Zugang dazu.“
Antoni Tàpies
22.11.2016 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 120.000,- bis EUR 150.000,-
Antoni Tàpies *
(Barcelona 1923–2012)
Cercle au graffiti blancs, 1986, signiert Tàpies, Farbe und Graffiti auf glasiertem Lavagestein, Dm. 100 cm
Fotozertifikat:
Antoni Tàpies Stiftung, Archiv-Nr. T-4897, Barcelona, 17/5/2000
Provenienz:
Galerie Lelong, Paris (mit Fotozertifikat)
Galleria Cleto Polcina Arte Moderna, Rom
Europäische Privatsammlung
Ausgestellt:
Rom, Antoni Tàpies osservatore partecipante, Cleto Polcina Arte Moderna, 1988, Ausst.-Kat, o. S., mit Abb.
Genua, Periplo del Mediterraneo, Maestri e Nuove espressioni tra Genova e Istanbul, Museo Accademia Linguistica di Belle Arti, 2004, Ausst.-Kat., hrsg. von Maurizio Calvesi e Marisa Vescovo, S. 57 mit Abb.
(...) Die äußere Stütze, die Wand, gehört also jedem, aber nur das eigentümliche, scharfe Schaffen des Künstlers ist in der Lage, die harte, undurchlässige Widerstandsfähigkeit ihrer Oberfläche zu durchdringen.
Vielleicht gehört die Wand jedem, weil jeder in der Lage ist, sie zu betrachten, sie gehört also dem kollektiven Auge. Aber das künstlerische Traumbild besitzt eine solche Stärke, dass es selbst für jene sichtbar wird, die keine Künstler sind, wenngleich nur als Verkörperung seiner selbst. Tàpies bringt sein künstlerisches Traumbild in Berührung mit dem Körper; ausgehend von seiner multi-sensorischen Ganzheit, senkt er den Flug der Bilder hinab auf die Höhe des kollektiven Blicks, mithilfe eines Bildträgers, der für jeden und jede verständlich ist: die Wand. Hier materialisieren sich die Schnittstellen von Raum und Zeit, die Punkte ihres Aufeinandertreffens definieren sich in ihren Formen am besten, indem sie die Wesenseigenheit des Bildträgers bewahren. Die Markierungen sind fast immer Graffitis, klumpenförmige Gebilde aus Materie, wie kleine Fleisch- und Risswunden, die mit der Substanz der Wand verschmelzen. Tàpies’ Wände sind durchdrungen von Schriftzügen, die sowohl fortwährend als auch prekär wirken, zusammengesetzt aus stummen Zeichen und Abdrücken von Objekten, die so wirken, als wären sie in eine frisch angerührte flüssige Substanz gefallen, die schließlich rund um sie ausgehärtet ist, ohne ihnen die Chance zu geben, zu entfliehen. Tàpies’ tief schlummernder Traum ist gänzlich im Alltag untergetaucht, die Bilder unzähliger Objekte zitierend, wie kleine formhafte Unfälle, die auf die Wand treffen, Bilder, die aus ihrer Substanz erwachsen und eine Erinnerung hervorrufen, die häufig kollektiv ist.
Achille Bonito Oliva, 1988
„Ich bin nicht in der Lage, den kreativen Akt zu verstehen, es sei denn, ich mache ihn abhängig von einem persönlichen Zugang dazu.“
Antoni Tàpies
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 22.11.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.11. - 22.11.2016 |