Lot Nr. 708 -


Jan J. Schoonhoven *


Jan J. Schoonhoven * - Zeitgenössische Kunst I

(Delft 1914–1994)
„R 87–1“, 1987, signiert, betitelt, datiert sowie rückseitig bezeichnet, Jan J. Schoonhoven, 1987, dort mit den Maßangaben 42 x 24 cm (x 5,5 cm) Karton, Latexfarbe, Holz, in Plexiglasbox

Wir danken Tijs Visser und Anton Melissen für die wissenschaftliche Beratung und freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes. Beide sind sich einig über die Originalität und Authentizität des Werkes R 87-1 von Jan J. Schoonhoven.

Provenienz:
Galerie m, Bochum, direkt vom Künstler
Privatsammlung, Deutschland

„Schoonhovens Relief ist, ähnlich wie Rickeys kinetische Plastik, beispielhaft für eine naturbezogene konkrete (also nicht abbildende) Kunst, welche die Natur selbst als die eigentliche Bewirkung der künstlerischen Aussage und Erfahrung in sich einbezieht. In Rickeys kinetischer Plastik ist die Natur gegenwärtig als Windbewegung, in Schoonhovens Relief ist sie gegenwärtig als Licht. Wie Rickeys Plastik als kinetisches Instrument auf immer wieder andere Windbewegungen reagiert und diese dadurch bewußt macht, so reagiert Schoonhovens Relief als statisches, seriell strukturiertes Instrument durch immer wieder andere, je als sie selbst und ihrem jeweiligen Wechsel illusionistisch gar nicht zu repräsentierende Helldunkel-Bildungen auf das Licht. Es macht das Licht bewußt außerhalb jeder Weise der Nachahmung.“

Max Imdahl, Jan J. Schoonhoven, R74-8, in: Erläuterungen zur Modernen Kunst, herausgegeben von Norbert Kunisch, Bochum 1990, S. 227–230, hier S. 229 f.

Seit den frühen achtziger Jahren lässt sich Jan Schoonhoven bei der Ideenfindung für seine Werke von seiner direktesten Umgebung beeinflussen – dem historischen Zentrum seiner Heimatstadt Delft. Jan Schoonhoven durchstreift die Stadt, wobei er Zeigefinger und Daumen als Sehrahmen verwendet, auf der Suche nach geeigneten Motiven. Er notiert die Kanäle, die Giebelfelder von bestimmten Häusern, die historischen Hausdächer, die kleinsten Details der Stadt, die für ihn von besonderem Interesse sind und die in besonderer Weise geformten Türme und Fassaden, die er alle von seinem Mitarbeiter Aad in t’Veld fotografieren lässt.

Schoonhoven proklamiert, dass Reliefs wie R 87-1, in ihrer rhythmisierten und konkreten Form, sich wieder genau den Prototypen der ZERO Kunst annähern.
Bereits 1965 hatte er selbst in „De nieuwe stijl’’ geschrieben: „Dinge akzeptieren, so wie sie sind und nicht aus persönlichen Gründen zu ändern; Änderungen nur vorzunehmen, wenn sie notwendig sind, um die Realität intensiver darzustellen”.

Hier treffen eine Geometrie der ‚Intention‘ und eine Geometrie des ‚Zufalls‘ in einem kalkulierten Modell aufeinander – ein Modell das nichtsdestotrotz auf „Reflektionen“ von Dächern und Fassaden, Wellen im Wasser und den Spiegelungen von Häusern in den Kanälen zurückzuführen ist.
Diese Arbeit strahlt „Delft“ aus, und das obwohl die direkte Verbindung zum Original abgetrennt wurde.

Das Relief ist ein Simulacrum, eine Kopie ohne Original, das als autonome Schöpfung agiert.“
Antoon Melissen, Jan Schoonhoven, Rotterdam 2015, S. 162

22.11.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 95.584,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Jan J. Schoonhoven *


(Delft 1914–1994)
„R 87–1“, 1987, signiert, betitelt, datiert sowie rückseitig bezeichnet, Jan J. Schoonhoven, 1987, dort mit den Maßangaben 42 x 24 cm (x 5,5 cm) Karton, Latexfarbe, Holz, in Plexiglasbox

Wir danken Tijs Visser und Anton Melissen für die wissenschaftliche Beratung und freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes. Beide sind sich einig über die Originalität und Authentizität des Werkes R 87-1 von Jan J. Schoonhoven.

Provenienz:
Galerie m, Bochum, direkt vom Künstler
Privatsammlung, Deutschland

„Schoonhovens Relief ist, ähnlich wie Rickeys kinetische Plastik, beispielhaft für eine naturbezogene konkrete (also nicht abbildende) Kunst, welche die Natur selbst als die eigentliche Bewirkung der künstlerischen Aussage und Erfahrung in sich einbezieht. In Rickeys kinetischer Plastik ist die Natur gegenwärtig als Windbewegung, in Schoonhovens Relief ist sie gegenwärtig als Licht. Wie Rickeys Plastik als kinetisches Instrument auf immer wieder andere Windbewegungen reagiert und diese dadurch bewußt macht, so reagiert Schoonhovens Relief als statisches, seriell strukturiertes Instrument durch immer wieder andere, je als sie selbst und ihrem jeweiligen Wechsel illusionistisch gar nicht zu repräsentierende Helldunkel-Bildungen auf das Licht. Es macht das Licht bewußt außerhalb jeder Weise der Nachahmung.“

Max Imdahl, Jan J. Schoonhoven, R74-8, in: Erläuterungen zur Modernen Kunst, herausgegeben von Norbert Kunisch, Bochum 1990, S. 227–230, hier S. 229 f.

Seit den frühen achtziger Jahren lässt sich Jan Schoonhoven bei der Ideenfindung für seine Werke von seiner direktesten Umgebung beeinflussen – dem historischen Zentrum seiner Heimatstadt Delft. Jan Schoonhoven durchstreift die Stadt, wobei er Zeigefinger und Daumen als Sehrahmen verwendet, auf der Suche nach geeigneten Motiven. Er notiert die Kanäle, die Giebelfelder von bestimmten Häusern, die historischen Hausdächer, die kleinsten Details der Stadt, die für ihn von besonderem Interesse sind und die in besonderer Weise geformten Türme und Fassaden, die er alle von seinem Mitarbeiter Aad in t’Veld fotografieren lässt.

Schoonhoven proklamiert, dass Reliefs wie R 87-1, in ihrer rhythmisierten und konkreten Form, sich wieder genau den Prototypen der ZERO Kunst annähern.
Bereits 1965 hatte er selbst in „De nieuwe stijl’’ geschrieben: „Dinge akzeptieren, so wie sie sind und nicht aus persönlichen Gründen zu ändern; Änderungen nur vorzunehmen, wenn sie notwendig sind, um die Realität intensiver darzustellen”.

Hier treffen eine Geometrie der ‚Intention‘ und eine Geometrie des ‚Zufalls‘ in einem kalkulierten Modell aufeinander – ein Modell das nichtsdestotrotz auf „Reflektionen“ von Dächern und Fassaden, Wellen im Wasser und den Spiegelungen von Häusern in den Kanälen zurückzuführen ist.
Diese Arbeit strahlt „Delft“ aus, und das obwohl die direkte Verbindung zum Original abgetrennt wurde.

Das Relief ist ein Simulacrum, eine Kopie ohne Original, das als autonome Schöpfung agiert.“
Antoon Melissen, Jan Schoonhoven, Rotterdam 2015, S. 162


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.11.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.11. - 22.11.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.