Lot Nr. 57


Jusepe de Ribera


Jusepe de Ribera - Alte Meister

(Játiva, Valencia 1591–1652 Neapel)
Der heilige Hieronymus,
Öl auf Leinwand, 115,5 x 93 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
A. E. Pérez Sanchez/N. Spinosa, Jusepe de Ribera, 1591–1652, Neapel 1992 (als Jusepe de Ribera);

N. Spinosa, Ribera, Neapel 2003, S. 243, Nr. A305 (als Jusepe de Ribera);
N. Spinosa, Ribera, L’opera completa, 2. Auflage, Neapel 2006, S. 380, Nr. A 336 (als Jusepe de Ribera)

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Hieronymus, einen der vier Kirchenväter, der sich hell vom dunklen Hintergrund abhebt. Er hält das Manuskript eines seiner Texte, vermutlich die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Bibel, in Händen. Er ist im Profil und mit langem Bart dargestellt, sein Körper von Entbehrungen gezeichnet. In den traditionellen roten Umhang gehüllt, richtet er den Blick himmelwärts auf ein einfaches Kruzifix, das vor ihm vom Zweig eines Baumes hängt. Ganz links liegt im Schatten der Totenkopf, eines der Attribute des Büßers. Im Laufe seines langen Schaffens wandte sich Ribera dem Thema wiederholt zu. Das vorliegende Werk stammt aus der Spätzeit der 1650er-Jahre und ist stilistisch mit dem Heiligen Hieronymus im Museo del Prado verwandt, das signiert und mit 1652 datiert ist.

Der spanische Künstler aus Játiva bei Valencia erhielt seine erste Ausbildung in seiner Heimat. Danach reiste er zuerst nach Norditalien und ließ sich später in Rom nieder, wo er ab 1613 dokumentiert ist. In der päpstlichen Stadt schloss er sich den unter dem Einfluss Caravaggios stehenden Malern an. Auch er geriet in den Bann des Realismus dieser innovativen Bildsprache und widmete sich in vielen Werken Darstellungsinhalten des einfachen Lebens. 1616 zog er nach Neapel, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seinem Heimatland blieb er durch zahlreiche Aufträge eng verbunden. Von Neapel aus war Ribera mit großem Erfolg tätig und übernahm auch zahllose prestigeträchtige Aufträge aus der Gegend, darunter von 1638 bis 1643 die Ausstattung der Certosa di San Martino. Sein Einfluss erstreckte sich auch auf die nachfolgende neapolitanische Künstlergeneration, insbesondere auf Luca Giordano. Ab den frühen 1630er-Jahren erweiterte sich Riberas Palette und ließ auch hellere Farben zu, die der lichterfüllten und damals in Rom zur Mode gewordenen neovenezianischen Malerei geschuldet waren. Während seines letzten Lebensjahrzehnts plagten ihn gesundheitliche Probleme, die seine Schaffenskraft minderten. Er wandte sich intimen und ergreifenden Themen im Stil des Tenebrismus zu. Der vorliegende, dramatisch gestaltete Heiliger Hieronymus, von dem eine tief empfundene Sensibilität für die Conditio humana ausgeht, steht für diese letzte Periode. Die expressive Intensität des Heiligen, der zugleich fromm und überaus kraftvoll wirkt, wird von einem nahezu göttlich anmutenden Licht belebt, das von links einfällt und seine Augen und Falten mit hellen Glanzlichtern bedeckt. Gesicht und Körper sind von tiefen Schatten gezeichnet, die mit raschen, breiten Pinselstrichen erzielt wurden. Riberas Malerei ist hier zu größter Freiheit im Ausdruck gelangt, doch hält sie weiterhin an den starken Helldunkelkontrasten der frühen Erfahrungen mit Caravaggio fest.

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 308.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Jusepe de Ribera


(Játiva, Valencia 1591–1652 Neapel)
Der heilige Hieronymus,
Öl auf Leinwand, 115,5 x 93 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
A. E. Pérez Sanchez/N. Spinosa, Jusepe de Ribera, 1591–1652, Neapel 1992 (als Jusepe de Ribera);

N. Spinosa, Ribera, Neapel 2003, S. 243, Nr. A305 (als Jusepe de Ribera);
N. Spinosa, Ribera, L’opera completa, 2. Auflage, Neapel 2006, S. 380, Nr. A 336 (als Jusepe de Ribera)

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Hieronymus, einen der vier Kirchenväter, der sich hell vom dunklen Hintergrund abhebt. Er hält das Manuskript eines seiner Texte, vermutlich die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Bibel, in Händen. Er ist im Profil und mit langem Bart dargestellt, sein Körper von Entbehrungen gezeichnet. In den traditionellen roten Umhang gehüllt, richtet er den Blick himmelwärts auf ein einfaches Kruzifix, das vor ihm vom Zweig eines Baumes hängt. Ganz links liegt im Schatten der Totenkopf, eines der Attribute des Büßers. Im Laufe seines langen Schaffens wandte sich Ribera dem Thema wiederholt zu. Das vorliegende Werk stammt aus der Spätzeit der 1650er-Jahre und ist stilistisch mit dem Heiligen Hieronymus im Museo del Prado verwandt, das signiert und mit 1652 datiert ist.

Der spanische Künstler aus Játiva bei Valencia erhielt seine erste Ausbildung in seiner Heimat. Danach reiste er zuerst nach Norditalien und ließ sich später in Rom nieder, wo er ab 1613 dokumentiert ist. In der päpstlichen Stadt schloss er sich den unter dem Einfluss Caravaggios stehenden Malern an. Auch er geriet in den Bann des Realismus dieser innovativen Bildsprache und widmete sich in vielen Werken Darstellungsinhalten des einfachen Lebens. 1616 zog er nach Neapel, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seinem Heimatland blieb er durch zahlreiche Aufträge eng verbunden. Von Neapel aus war Ribera mit großem Erfolg tätig und übernahm auch zahllose prestigeträchtige Aufträge aus der Gegend, darunter von 1638 bis 1643 die Ausstattung der Certosa di San Martino. Sein Einfluss erstreckte sich auch auf die nachfolgende neapolitanische Künstlergeneration, insbesondere auf Luca Giordano. Ab den frühen 1630er-Jahren erweiterte sich Riberas Palette und ließ auch hellere Farben zu, die der lichterfüllten und damals in Rom zur Mode gewordenen neovenezianischen Malerei geschuldet waren. Während seines letzten Lebensjahrzehnts plagten ihn gesundheitliche Probleme, die seine Schaffenskraft minderten. Er wandte sich intimen und ergreifenden Themen im Stil des Tenebrismus zu. Der vorliegende, dramatisch gestaltete Heiliger Hieronymus, von dem eine tief empfundene Sensibilität für die Conditio humana ausgeht, steht für diese letzte Periode. Die expressive Intensität des Heiligen, der zugleich fromm und überaus kraftvoll wirkt, wird von einem nahezu göttlich anmutenden Licht belebt, das von links einfällt und seine Augen und Falten mit hellen Glanzlichtern bedeckt. Gesicht und Körper sind von tiefen Schatten gezeichnet, die mit raschen, breiten Pinselstrichen erzielt wurden. Riberas Malerei ist hier zu größter Freiheit im Ausdruck gelangt, doch hält sie weiterhin an den starken Helldunkelkontrasten der frühen Erfahrungen mit Caravaggio fest.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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