Lot Nr. 141


Rudolf,


Rudolf, - Autographen

Kronprinz von Österreich, 1858 - 1889. E. Manuskript m. Paraphe ("Eigenhändige Memoria des Kronprinzen Rudolf über den Orient", Titel von anderer Hand), o. O., o. D. (um/nach 1882), 14 S., aus Notizblock, Tinte und vorwiegend Bleistift, rot paginiert, etwas gebräunt und leicht fleckig, vor allem links kleine Randschäden, 2 S. mit Klammerrostspur, 4to. Transkription und Expertise (Dr. Brigitte Hamann, Telefax, Wien, 15. 5. 1995) liegt bei.

Das bedeutende Manuskript des Thronfolgers behandelt die Situation in Nordafrika während des Anglo-Ägyptischen Krieges und vor allem den Aufstand der ägyptischen Nationalpartei unter Arabi Pascha (Ahmad Urabi Pascha) in den Jahren 1881 und 1882. Allerdings beschränkt sich Kronprinz Rudolf, der den arabischen Raum auf Grund seiner 1881 unternommenen Orientreise aus eigener Anschauung kannte, keineswegs auf den Aufstand der Urabi-Bewegung sondern nimmt ganz allgemein zur Geschichte, Religion und Mentalität in den vom Islam geprägten Ländern Stellung: “... Das Material zu einem Emporflammen des muselmännischen Fanatismus es darf man nicht in besonderen jetzt stattgehabten Ereignissen suchen. Wenn auch der letzte Anstoss plötzlich gewesen ist, muß man doch den wahren Grund im Wesen der Völker des Orients erkennen; in so weiten Gebieten unter Volksstämmen, die nach vielen Millionen zählen die verschiedenen Rassen angehören, deren Kultur durch Jahrtausende immer dieselben geblieben, deren ganze Bildung, deren einziges Gesetz der Glaube, deren ausschließliche Richtschnur der Koran ist, dessen mystischer Inhalt sie alle zu einem Ganzen verbindet, von diesen Völkern läßt sich wie gesagt alles erwarten. Wer den Orient nicht kennt, kann sich über denselben kein richtiges Urtheil schaffen. Während Europa in unaufhörlichem geistigen und dadurch materiellen Fortschritt sich stets weiter vervollkommnet, bleiben die Völker des Orients unbeweglich auf demselben Standpunkt, den sie einnahmen, als Mohamed ihnen seinen Glauben lehrte. Die reichen Egypter sind ein Ackerbau treibendes Volk, doch heute so wie vor Jahrtausenden. Kein Fortschritt ist zu bemerken, die Söhne der Wüste, der Steppen und Gebirge sind Hirten oder Nomaden nach wie vor, und Jahrhunderte sind spurlos an ihnen vorbeigegangen. Ihre einzige Bildung, ihr theuerstes auf Erden, ihr Stolz und ihre Hoffnung ist der Glaube! Kein Gesetz hat noch je auf dieser Welt eine solche Macht auf Völker ausgeübt als Mohameds Koran, keine Religion erreichte jemals diese durchdringende Gewalt, wie der Islam. Was der Koran lehrt muss vollstreckt werden, und er befiehlt den Krieg gegen die Ungläubigen, also ist der Krieg eine heilige Pflicht …“. Das gegenständliche Manuskript war als politischer Artikel für das „Neue Wiener Tagblatt“ vorgesehen, blieb allerdings ungedruckt. Provenienz: Die Schrift stammt aus dem Nachlass des bekannten Journalisten Moritz Szeps, Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“ (1835 – 1902), im Erbweg an seine Tochter Berta Zuckerkandl-Szeps und Emile Zuckerkandl. Wiener Kunsthandel 1995; österreichische Privatsammlung.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

22.06.2016 - 14:00

Rufpreis:
EUR 5.000,-

Rudolf,


Kronprinz von Österreich, 1858 - 1889. E. Manuskript m. Paraphe ("Eigenhändige Memoria des Kronprinzen Rudolf über den Orient", Titel von anderer Hand), o. O., o. D. (um/nach 1882), 14 S., aus Notizblock, Tinte und vorwiegend Bleistift, rot paginiert, etwas gebräunt und leicht fleckig, vor allem links kleine Randschäden, 2 S. mit Klammerrostspur, 4to. Transkription und Expertise (Dr. Brigitte Hamann, Telefax, Wien, 15. 5. 1995) liegt bei.

Das bedeutende Manuskript des Thronfolgers behandelt die Situation in Nordafrika während des Anglo-Ägyptischen Krieges und vor allem den Aufstand der ägyptischen Nationalpartei unter Arabi Pascha (Ahmad Urabi Pascha) in den Jahren 1881 und 1882. Allerdings beschränkt sich Kronprinz Rudolf, der den arabischen Raum auf Grund seiner 1881 unternommenen Orientreise aus eigener Anschauung kannte, keineswegs auf den Aufstand der Urabi-Bewegung sondern nimmt ganz allgemein zur Geschichte, Religion und Mentalität in den vom Islam geprägten Ländern Stellung: “... Das Material zu einem Emporflammen des muselmännischen Fanatismus es darf man nicht in besonderen jetzt stattgehabten Ereignissen suchen. Wenn auch der letzte Anstoss plötzlich gewesen ist, muß man doch den wahren Grund im Wesen der Völker des Orients erkennen; in so weiten Gebieten unter Volksstämmen, die nach vielen Millionen zählen die verschiedenen Rassen angehören, deren Kultur durch Jahrtausende immer dieselben geblieben, deren ganze Bildung, deren einziges Gesetz der Glaube, deren ausschließliche Richtschnur der Koran ist, dessen mystischer Inhalt sie alle zu einem Ganzen verbindet, von diesen Völkern läßt sich wie gesagt alles erwarten. Wer den Orient nicht kennt, kann sich über denselben kein richtiges Urtheil schaffen. Während Europa in unaufhörlichem geistigen und dadurch materiellen Fortschritt sich stets weiter vervollkommnet, bleiben die Völker des Orients unbeweglich auf demselben Standpunkt, den sie einnahmen, als Mohamed ihnen seinen Glauben lehrte. Die reichen Egypter sind ein Ackerbau treibendes Volk, doch heute so wie vor Jahrtausenden. Kein Fortschritt ist zu bemerken, die Söhne der Wüste, der Steppen und Gebirge sind Hirten oder Nomaden nach wie vor, und Jahrhunderte sind spurlos an ihnen vorbeigegangen. Ihre einzige Bildung, ihr theuerstes auf Erden, ihr Stolz und ihre Hoffnung ist der Glaube! Kein Gesetz hat noch je auf dieser Welt eine solche Macht auf Völker ausgeübt als Mohameds Koran, keine Religion erreichte jemals diese durchdringende Gewalt, wie der Islam. Was der Koran lehrt muss vollstreckt werden, und er befiehlt den Krieg gegen die Ungläubigen, also ist der Krieg eine heilige Pflicht …“. Das gegenständliche Manuskript war als politischer Artikel für das „Neue Wiener Tagblatt“ vorgesehen, blieb allerdings ungedruckt. Provenienz: Die Schrift stammt aus dem Nachlass des bekannten Journalisten Moritz Szeps, Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“ (1835 – 1902), im Erbweg an seine Tochter Berta Zuckerkandl-Szeps und Emile Zuckerkandl. Wiener Kunsthandel 1995; österreichische Privatsammlung.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at

+43 1 515 60 323
Auktion: Autographen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.06.2016 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.06. - 22.06.2016