Lot Nr. 100


Michele Giovanni Marieschi


Michele Giovanni Marieschi - Alte Meister

(Venedig 1710–1743)
Der Canal Grande in Venedig an der Scalzi mit der Kirche San Simeon Piccolo links,
Öl auf Leinwand, 61 x 96 cm, gerahmt

Wir danken Ralph Toledano für die Bestätigung der Zuschreibung.

Die vorliegende Vedute zeigt eine Ansicht Venedigs, die sich über die Jahre verändert hat. Die kleine Kirche Santa Chiara am unteren Bildrand musste im 18. Jahrhundert einem Palazzo der Familie Rezzonico weichen. Auch dieser wurde in der Folge zusammen mit den umgebenden Häusern abgerissen, um Platz für den Bahnhof Santa Lucia zu machen, der sich auch heute noch an dieser Stelle befindet.

Auch die Kirche San Simeon Piccolo mit der grauen Kuppel durchlief eine Umgestaltung, als sie 1738 von Giovanni Scalfarotto größenmäßig modifiziert und näher ans Wasser herangerückt wurde, wobei die Tiefe des Fundaments reduziert wurde.

Die Scalzi-Kirche, auch unter dem Namen Santa Maria di Nazareth bekannt, war Teil des Karmeliterinnenklosters und wurde zwischen dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert errichtet. Die Planungen des Gesamtprojekts leitete Baldassare Longhena, während die von dem Adeligen Girolamo Cavazza finanzierte und zwischen 1672 und 1680 errichtete Fassade ein Werk Giuseppe Sardis ist, mit Figurenschmuck von Bernardo Falconi.

Bei der vorliegenden Komposition berief sich Marieschi auf eine Ansicht Canalettos, die heute in Windsor aufbewahrt wird (siehe Constable 1962, Nr. 258, datiert um 1729–1734) und die zwischen 1731 und 1735 von Visentini gestochen wurde (Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores..., Bd. I, Tafel XI).

Die vorliegende Ansicht wurde wiederum von Marieschi gestochen (siehe Michele Marieschi, Venedig 1941, Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum Prospectus , 2. Aufl., Nr. 13; 1988, R. Toledano, Michele Marieschi, S. 92/93, V.19.1, V.19.2, V.19.3; 1995; R. Toledano, Michele Marieschi, 2. Aufl., S. 88–91, V.25.a, b, c, d.), der sie um den Burchiello erweiterte. Dabei handelt es sich um die Bezeichnung eines der typischen Boote mit langen geschnitzten Holzkabinen, die während des Sommers zwischen Padua und Venedig den Brenta befuhren und bei den am Ufer liegenden Dörfern und Villen anhielten.

Weitere gemalte Fassungen Marieschis, mit oder ohne Burchiello, sind ebenfalls bekannt.

Vor allem die Fassade der Scalzi-Kirche mit ihrem opulenten barocken Schmuck muss Marieschi fasziniert haben, denn er bezog sie in alle Fassungen mit ein; in der vorliegenden Version wird die Pracht des Gebäudes besonders eindringlich vermittelt. Mit der für ihn typischen Malweise und dem mit Farbklumpen beladenen Pinsel gibt Marieschi hier das changierende und vibrierende Licht auf den Bauwerken Venedigs wieder, indem er Mischungen von Weiß-, Grau- und Rosatönen übereinanderlegt.

Auch für die auf die Scalzi-Kirche anschließende Gebäudereihe und die Seitenwand des Hauses vor der Kirche San Simeon Piccolo (links) setzt Marieschi mit derselben deskriptiven Maltechnik fort, die ein unverkennbares Zeichen seiner eigenhändigen Werke ist.

Toledano hat für das vorliegende Gemälde eine späte Datierung von 1743 in der kurzen Laufbahn Marieschis vorgeschlagen.

Wir danken Ralph Toledano für die Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 173.800,-
Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-

Michele Giovanni Marieschi


(Venedig 1710–1743)
Der Canal Grande in Venedig an der Scalzi mit der Kirche San Simeon Piccolo links,
Öl auf Leinwand, 61 x 96 cm, gerahmt

Wir danken Ralph Toledano für die Bestätigung der Zuschreibung.

Die vorliegende Vedute zeigt eine Ansicht Venedigs, die sich über die Jahre verändert hat. Die kleine Kirche Santa Chiara am unteren Bildrand musste im 18. Jahrhundert einem Palazzo der Familie Rezzonico weichen. Auch dieser wurde in der Folge zusammen mit den umgebenden Häusern abgerissen, um Platz für den Bahnhof Santa Lucia zu machen, der sich auch heute noch an dieser Stelle befindet.

Auch die Kirche San Simeon Piccolo mit der grauen Kuppel durchlief eine Umgestaltung, als sie 1738 von Giovanni Scalfarotto größenmäßig modifiziert und näher ans Wasser herangerückt wurde, wobei die Tiefe des Fundaments reduziert wurde.

Die Scalzi-Kirche, auch unter dem Namen Santa Maria di Nazareth bekannt, war Teil des Karmeliterinnenklosters und wurde zwischen dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert errichtet. Die Planungen des Gesamtprojekts leitete Baldassare Longhena, während die von dem Adeligen Girolamo Cavazza finanzierte und zwischen 1672 und 1680 errichtete Fassade ein Werk Giuseppe Sardis ist, mit Figurenschmuck von Bernardo Falconi.

Bei der vorliegenden Komposition berief sich Marieschi auf eine Ansicht Canalettos, die heute in Windsor aufbewahrt wird (siehe Constable 1962, Nr. 258, datiert um 1729–1734) und die zwischen 1731 und 1735 von Visentini gestochen wurde (Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores..., Bd. I, Tafel XI).

Die vorliegende Ansicht wurde wiederum von Marieschi gestochen (siehe Michele Marieschi, Venedig 1941, Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum Prospectus , 2. Aufl., Nr. 13; 1988, R. Toledano, Michele Marieschi, S. 92/93, V.19.1, V.19.2, V.19.3; 1995; R. Toledano, Michele Marieschi, 2. Aufl., S. 88–91, V.25.a, b, c, d.), der sie um den Burchiello erweiterte. Dabei handelt es sich um die Bezeichnung eines der typischen Boote mit langen geschnitzten Holzkabinen, die während des Sommers zwischen Padua und Venedig den Brenta befuhren und bei den am Ufer liegenden Dörfern und Villen anhielten.

Weitere gemalte Fassungen Marieschis, mit oder ohne Burchiello, sind ebenfalls bekannt.

Vor allem die Fassade der Scalzi-Kirche mit ihrem opulenten barocken Schmuck muss Marieschi fasziniert haben, denn er bezog sie in alle Fassungen mit ein; in der vorliegenden Version wird die Pracht des Gebäudes besonders eindringlich vermittelt. Mit der für ihn typischen Malweise und dem mit Farbklumpen beladenen Pinsel gibt Marieschi hier das changierende und vibrierende Licht auf den Bauwerken Venedigs wieder, indem er Mischungen von Weiß-, Grau- und Rosatönen übereinanderlegt.

Auch für die auf die Scalzi-Kirche anschließende Gebäudereihe und die Seitenwand des Hauses vor der Kirche San Simeon Piccolo (links) setzt Marieschi mit derselben deskriptiven Maltechnik fort, die ein unverkennbares Zeichen seiner eigenhändigen Werke ist.

Toledano hat für das vorliegende Gemälde eine späte Datierung von 1743 in der kurzen Laufbahn Marieschis vorgeschlagen.

Wir danken Ralph Toledano für die Katalogisierung des vorliegenden Werkes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.