Lot Nr. 67


Jan Brueghel I.


Jan Brueghel I. - Alte Meister

(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Die Versuchung des heiligen Antonius,
Öl auf Holz, 14 x 23,6 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit dieses Bildes. Ein schriftliches Gutachten (23. Dezember 2015) liegt vor.

Ertz datiert das vorliegende Gemälde in die italienische Zeit Brueghels um 1595. Er schreibt: „Bereits in dieser frühen Schaffensperiode hat sich Jan d. Ä. in mehreren Versionen mit dem Thema des heiligen Antonius beschäftigt; dazu gehört eine ebenfalls um 1595 entstandene Version und eine zweite im Museum Dresden verwahrte, die er 10 Jahre später gemalt hat (vgl. Ertz/Nitze-Ertz 2008-10, Band II, vgl. Kat. 293, 295). In allen diesen Versionen stammen nicht nur die Höllenlandschaft von Jan d. Ä., sondern auch alle Figuren. Für die frühe Entstehungszeit spricht auch das gerade in dieser Zeit öfters benutzte Motiv des Tempels der Sibylla Tiburtina, in der Nähe von Rom gelegen. Es ist für Jan Brueghel d. Ä. typisch, dass er von einer Version eines Themas sowohl eine Kupfertafel bemalte, als auch mit einigen Änderungen eine Holztafel. Möglicherweise gehört auch das zu begutachtende Holztäfelchen zu den frühesten Versionen dieses Themas, auf denen das Bild aus Dresden basiert. In allen diesen Antonius-Bildern ist es für Jan d. Ä. offenbar undenkbar, die Versuchungsszene z. B. in einem intimen Wald spielen zu lassen. Auch diese Komposition ist der Beweis für die so oft geäußerte These, dass Jan d. Ä. dem einmal gewählten Typ für die Formulierung eines Themas treu bleibt.“

In seiner Monographie zu Jan Brueghel d. Ä. schreibt Ertz über Brueghels spezielle Ikonographie bei diesem Sujet: „Mit Höllenlandschaften wie dieser zeigt sich Jan Brueghel d. Ä. als ein besonders typischer Vertreter der manieristischen Malerei um 1600, wobei er als Flame die vor allem von Hieronymus Bosch begründete Thematik von Ungeheuern, Spukgestalten und phantastischen Wesen aufnimmt und in einem eigenen Genre der Malerei zum Höhepunkt führt. Natürlich beeinflussten ihn auch die bruegelesken Spukgestalten des Vaters, wie sie uns im Brüsseler Engelsturz begegnen. In der Literatur und im allgemeinen Sprachgebrauch des Kunstinteressierten wurde immer wieder unzutreffenderweise der Name ‚Höllen-Brueghel‘ als feststehendes Synonym für von phantastischen Spukgestalten belebte Landschaften benutzt, in denen es brannte, blitzte, deren Dunkelheit von oft grellen Lichtern zerrissen wurde. Man hat bei Verwendung dieses Beinamens aber immer an einen der beiden Pieter gedacht. Vor allem für den Bruder Jans verfestigte sich der Beiname ‚Höllen-Brueghel‘ zur Formel – dabei ist inzwischen unstrittig, dass Pieter d. J. keine einzige so genannte ‚Höllenlandschaft‘ malte“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Jan Brueghel I.


(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Die Versuchung des heiligen Antonius,
Öl auf Holz, 14 x 23,6 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit dieses Bildes. Ein schriftliches Gutachten (23. Dezember 2015) liegt vor.

Ertz datiert das vorliegende Gemälde in die italienische Zeit Brueghels um 1595. Er schreibt: „Bereits in dieser frühen Schaffensperiode hat sich Jan d. Ä. in mehreren Versionen mit dem Thema des heiligen Antonius beschäftigt; dazu gehört eine ebenfalls um 1595 entstandene Version und eine zweite im Museum Dresden verwahrte, die er 10 Jahre später gemalt hat (vgl. Ertz/Nitze-Ertz 2008-10, Band II, vgl. Kat. 293, 295). In allen diesen Versionen stammen nicht nur die Höllenlandschaft von Jan d. Ä., sondern auch alle Figuren. Für die frühe Entstehungszeit spricht auch das gerade in dieser Zeit öfters benutzte Motiv des Tempels der Sibylla Tiburtina, in der Nähe von Rom gelegen. Es ist für Jan Brueghel d. Ä. typisch, dass er von einer Version eines Themas sowohl eine Kupfertafel bemalte, als auch mit einigen Änderungen eine Holztafel. Möglicherweise gehört auch das zu begutachtende Holztäfelchen zu den frühesten Versionen dieses Themas, auf denen das Bild aus Dresden basiert. In allen diesen Antonius-Bildern ist es für Jan d. Ä. offenbar undenkbar, die Versuchungsszene z. B. in einem intimen Wald spielen zu lassen. Auch diese Komposition ist der Beweis für die so oft geäußerte These, dass Jan d. Ä. dem einmal gewählten Typ für die Formulierung eines Themas treu bleibt.“

In seiner Monographie zu Jan Brueghel d. Ä. schreibt Ertz über Brueghels spezielle Ikonographie bei diesem Sujet: „Mit Höllenlandschaften wie dieser zeigt sich Jan Brueghel d. Ä. als ein besonders typischer Vertreter der manieristischen Malerei um 1600, wobei er als Flame die vor allem von Hieronymus Bosch begründete Thematik von Ungeheuern, Spukgestalten und phantastischen Wesen aufnimmt und in einem eigenen Genre der Malerei zum Höhepunkt führt. Natürlich beeinflussten ihn auch die bruegelesken Spukgestalten des Vaters, wie sie uns im Brüsseler Engelsturz begegnen. In der Literatur und im allgemeinen Sprachgebrauch des Kunstinteressierten wurde immer wieder unzutreffenderweise der Name ‚Höllen-Brueghel‘ als feststehendes Synonym für von phantastischen Spukgestalten belebte Landschaften benutzt, in denen es brannte, blitzte, deren Dunkelheit von oft grellen Lichtern zerrissen wurde. Man hat bei Verwendung dieses Beinamens aber immer an einen der beiden Pieter gedacht. Vor allem für den Bruder Jans verfestigte sich der Beiname ‚Höllen-Brueghel‘ zur Formel – dabei ist inzwischen unstrittig, dass Pieter d. J. keine einzige so genannte ‚Höllenlandschaft‘ malte“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016