Lot Nr. 51


Domenico Fiasella, gen. il Sarzana


Domenico Fiasella, gen. il Sarzana - Alte Meister

(Sarzana 1589–1669 Genua)
Das Martyrium des heiligen Laurentius,
Öl auf Leinwand, 148 x 118,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Sotheby’s, New York, 21 Januar 2001, lot 192 (als Jacopo Vignali)

Literatur:
F. Baldassari, La Pittura del Seicento a Firenze, indice degli artisti e delle loro opere, Mailand 2009, S. 710 (unter Jacopo Vignali)

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung vorgeschlagen hat und das vorliegende Gemälde um 1613–1615 datiert.

Fiasella war einer der wichtigsten Maler im Genua des 17. Jahrhunderts. Als Schüler von Battista Paggi und Aurelio Lomi, dem Bruder von Orazio Gentileschi, wurde ihm während seiner Ausbildung die Bedeutung des Zeichnens vermittelt. Fiasella trat schließlich in engen Kontakt mit Gentileschi selbst, als beide in Rom und dann 1621 in Genua weilten (Soprani 1674, S. 252).

Das vorliegende Gemälde entstand Orlandos Auffassung nach, als sich Fiasella zwischen 1607 und 1615 in Rom aufhielt und stark unter dem Einfluss Caravaggios stand (siehe R. Longhi, Ultimi studi sul Caravaggio e la sua cerchia, in ‚proporzioni‘, I, 1943, S. 31). Weitere Werke Fiasellas aus dieser Zeit sind im Inventarverzeichnis von 1638 der Sammlung Vincenzo Giustinianis vermerkt, von denen sich zwei identifizieren lassen: Jesus heilt einen Blinden und Jesus erweckt den Sohn der Witwe zu Nain zum Leben im Ringling Museum, Sarasota (siehe P. Donati, in: Domenico Fiasella 1990, op. cit., S. 88–92 und M. Newcome Schleier, in: Caravaggio e i Giustiniani. Toccar con mano una collezione del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von Silvia Danesi Squarzina (Rom), Mailand 2001, S. 308–311).

Quellen zufolge verkehrte Fiasella auch im Haus Giustinianis in Rom, was wesentlich zum Verständnis seiner römischen Periode beiträgt, denn dort, wurde er mit den Werken Caravaggios, mit den caravaggesken Werken Renis aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie mit den Werken von Malern des Nordens vertraut gemacht (siehe M. Newcame, in: Kunst in der Republik Genua, 1528–1815, Ausst.-Kat., Frankfurt 1992, Nr. 45, S. 111). Zum Studium künstlicher Lichteffekte wurde er durch den direkten Kontakt zu sich damals in Rom aufhaltenden Künstlern angeregt: Dirck van Baburen (ab ca. 1612), Gerrit van Honthorst (vor 1616), Hendrick Terbrüggen (um 1604–1614), Valentin de Boulogne (spätestens ab 1612; die Hinweise zu den Zeitangaben sind entnommen: B. Nicolson, Caravaggism in Europe, 2. Aufl., überarbeitet und erweitert von Luisa Vertova, Turin 1989).

Die vorliegende Komposition ist durch jene Elemente bestimmt, die in Fiasellas römischer Zeit seinem Formenvokabular zugrunde lagen: der direkt und indirekt vermittelte Caravaggismus, der vornehmlich im Naturalismus und in der Beschäftigung mit künstlichen Lichtquellen zutage tritt sowie der von Raffael und der emilianischen Malerei herrührende Klassizismus.

Es ist darauf hingewiesen worden, dass es sich bei dem hier dargestellten Heiligen um jenen handelt, dem auch die Pfarrkirche der römischen Gemeinde, in der Fiasella seinen Wohnsitz hatte, geweiht ist (S. Lorenzo in Lucina), und dass der Auftrag zu dem vorliegenden Werk daher damit irgendwie in Zusammenhang stehen könnte.

Die Angaben zur Biografie Domenico Fiasellas sind relativ konsistent, zumal sein „Leben“ von seinem Schüler und Bruder Giovanni Battista Casone (Lerici 1610–1681) dokumentiert wurde, der auch das finale Manuskript zur gedruckten Ausgabe der Lebensgeschichten der Genueser Maler, Bildhauer und Architekten von Raffaele Soprani betreute (Genua 1674; siehe V. Belloni, Penne, pennelli e quadreria, Genua 1973, S. 13–19).

Wir danken Anna Orlando für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks.

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Domenico Fiasella, gen. il Sarzana


(Sarzana 1589–1669 Genua)
Das Martyrium des heiligen Laurentius,
Öl auf Leinwand, 148 x 118,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Sotheby’s, New York, 21 Januar 2001, lot 192 (als Jacopo Vignali)

Literatur:
F. Baldassari, La Pittura del Seicento a Firenze, indice degli artisti e delle loro opere, Mailand 2009, S. 710 (unter Jacopo Vignali)

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung vorgeschlagen hat und das vorliegende Gemälde um 1613–1615 datiert.

Fiasella war einer der wichtigsten Maler im Genua des 17. Jahrhunderts. Als Schüler von Battista Paggi und Aurelio Lomi, dem Bruder von Orazio Gentileschi, wurde ihm während seiner Ausbildung die Bedeutung des Zeichnens vermittelt. Fiasella trat schließlich in engen Kontakt mit Gentileschi selbst, als beide in Rom und dann 1621 in Genua weilten (Soprani 1674, S. 252).

Das vorliegende Gemälde entstand Orlandos Auffassung nach, als sich Fiasella zwischen 1607 und 1615 in Rom aufhielt und stark unter dem Einfluss Caravaggios stand (siehe R. Longhi, Ultimi studi sul Caravaggio e la sua cerchia, in ‚proporzioni‘, I, 1943, S. 31). Weitere Werke Fiasellas aus dieser Zeit sind im Inventarverzeichnis von 1638 der Sammlung Vincenzo Giustinianis vermerkt, von denen sich zwei identifizieren lassen: Jesus heilt einen Blinden und Jesus erweckt den Sohn der Witwe zu Nain zum Leben im Ringling Museum, Sarasota (siehe P. Donati, in: Domenico Fiasella 1990, op. cit., S. 88–92 und M. Newcome Schleier, in: Caravaggio e i Giustiniani. Toccar con mano una collezione del Seicento, Ausst.-Kat., hrsg. von Silvia Danesi Squarzina (Rom), Mailand 2001, S. 308–311).

Quellen zufolge verkehrte Fiasella auch im Haus Giustinianis in Rom, was wesentlich zum Verständnis seiner römischen Periode beiträgt, denn dort, wurde er mit den Werken Caravaggios, mit den caravaggesken Werken Renis aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie mit den Werken von Malern des Nordens vertraut gemacht (siehe M. Newcame, in: Kunst in der Republik Genua, 1528–1815, Ausst.-Kat., Frankfurt 1992, Nr. 45, S. 111). Zum Studium künstlicher Lichteffekte wurde er durch den direkten Kontakt zu sich damals in Rom aufhaltenden Künstlern angeregt: Dirck van Baburen (ab ca. 1612), Gerrit van Honthorst (vor 1616), Hendrick Terbrüggen (um 1604–1614), Valentin de Boulogne (spätestens ab 1612; die Hinweise zu den Zeitangaben sind entnommen: B. Nicolson, Caravaggism in Europe, 2. Aufl., überarbeitet und erweitert von Luisa Vertova, Turin 1989).

Die vorliegende Komposition ist durch jene Elemente bestimmt, die in Fiasellas römischer Zeit seinem Formenvokabular zugrunde lagen: der direkt und indirekt vermittelte Caravaggismus, der vornehmlich im Naturalismus und in der Beschäftigung mit künstlichen Lichtquellen zutage tritt sowie der von Raffael und der emilianischen Malerei herrührende Klassizismus.

Es ist darauf hingewiesen worden, dass es sich bei dem hier dargestellten Heiligen um jenen handelt, dem auch die Pfarrkirche der römischen Gemeinde, in der Fiasella seinen Wohnsitz hatte, geweiht ist (S. Lorenzo in Lucina), und dass der Auftrag zu dem vorliegenden Werk daher damit irgendwie in Zusammenhang stehen könnte.

Die Angaben zur Biografie Domenico Fiasellas sind relativ konsistent, zumal sein „Leben“ von seinem Schüler und Bruder Giovanni Battista Casone (Lerici 1610–1681) dokumentiert wurde, der auch das finale Manuskript zur gedruckten Ausgabe der Lebensgeschichten der Genueser Maler, Bildhauer und Architekten von Raffaele Soprani betreute (Genua 1674; siehe V. Belloni, Penne, pennelli e quadreria, Genua 1973, S. 13–19).

Wir danken Anna Orlando für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016