Lot Nr. 703


Gerhard Richter *


(Dresden 1932 geb.)
Ifrit, rückseitig signiert, datiert Richter 2010, bezeichnet „zu 915“, mit signierter und datierter (10.2.11)
Widmung, Lack, hinter Glas auf Alu-Dibond, 29,8 x 29,8 cm, (PS)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
- direkt vom Künstler

Gutachten:
Hubertus Butin, Berlin 3.9.2015

Das Werk ist der Abzug für die “Ifrit” Serie.

Mit der Folge der Hinterglasmalereien eröffnete Richter einen bedeutenden Werkzyklus in leuchtenden Farben, in dem das Moment der Abbildung eine neue Gestalt annimmt. Richter griff eine hellere Palette der abstrakten Arbeiten der späten 1970er und frühen 1980er-Jahre auf und so bilden die Zyklen der Hinterglasmalereien eine facettenreiche, fröhliche Erkundung von Farbe und Abstraktion.

Sindbad [WVZ: 905], als erste Reihe von Arbeiten entstand 2008. Der Titel spielt auf die Erzählung Sindbad der Seefahrer aus Tausendundeine Nacht an. Dass der Künstler zu dieser Zeit viel über den Mittleren Osten nachdachte, wird anhand der verwandten Bildserien Bagdad, Ifrit, Persisade, Aladin und Abdallah deutlich, die im Jahr 2009 und 2010 folgten. Die Arbeit Ifrit, bzw. „zu 915“ entstand im Umfeld der Vorbereitung des Werkzyklus Aladin [WVZ: 913, 915] und bezieht sich auf die WVZ Nummer. Sie ist exemplarisch für die Zyklen und zeigt Richters dezidierte Abkehr von den traditionellen Parametern der Malerei.
Die Glasscheiben erscheinen als experimentelle oder wissenschaftliche Muster die Anlass zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Optik und Wahrnehmung, Bildebenen, Tiefe, Raum, Form, Farbe und Licht geben: Hier werden Assoziationen zu unterschiedlichsten Dimensionen geweckt – von mikroskopischen Aufnahmen bis hin zu geologischen und kosmologischen Phänomenen. Wie die Muster von Steinen oder anderen Naturphänomenen scheinen die mäandrierenden Linien und die sich blasenförmig ausbreitenden Formen nicht gemacht, sondern gegeben. In diesen Arbeiten spiegelt sich etwas Ursprüngliches, Urzeitliches. Erzeugt werden diese Assoziationen mittels Richters neuer Technik den Bildträger und den Einsatz der Farbe umzukehren:
Die Farben wurden nicht direkt sondern indirekt auf ihren Träger aufgetragen. Zunächst wurden die Farben auf eine Plexiglasplatte gegossen, auf der sie mehr oder weniger verflossen. Mit Hilfe von Pinsel und Spachtel und dem wechselseitigen Anheben der Platte manipulierte Richter den Verlauf und die Mischung der Farben, bis er diesen Vorgang unterbrach um einen bestimmten Zustand in einem Ausschnitt festzuhalten. Dafür legte er eine Glasscheibe als Bildträger auf die Farbmasse. Unabhängig davon, wie viele Schichten aufgebaut wurden, blieb jeweils nur die oberste sichtbar. An die Stelle der malerischen Gestaltung tritt hier ein beinahe fotografisches Fixieren eines Moments, in dem die festgehaltenen Farbstrukturen schwer aufzuschlüsseln sind:
Die dem Betrachter zugewandte Seite bleibt flach und glatt, dadurch wird die materielle Konsistenz der Maloberfläche, die glatt oder rau, flach oder pastos sein kann, nur mittelbar erfahrbar. Vielmehr ist der Prozess der Themen und Materialien die sich selbst definieren automatisiert, und abgekoppelt von den ästhetischen Ideen die das Unbewusste des Subjektes hervorbringt.

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
- direkt vom Künstler

Gutachten:
Hubertus Butin, Berlin 3.9.2015

Das Werk ist der Abzug für die “Ifrit” Serie.

Richter führte einen bedeutenden, farbenprächtigen Arbeitszyklus ein – die Abfolge von Hinterglasmalereien – in welchem der Moment der Darstellung eine neue Gestalt annimmt. Der Künstler frischte ein breites Spektrum abstrakter Werke auf, die er in den späten 1970er bis Anfang der 1980er Jahre erzeugte, und so stellt der Zyklus von Hinterglasmalereien eine vielseitige und fröhliche Erforschung der Farben und der Abstraktion dar. Sindbad [WV: 905], das erste der Werkserie, stammt aus dem Jahr 2008. Der Titel spielt die Geschichte von Sindbad dem Seefahrer aus „Tausendundeine Nacht“ an. Die zugehörige Bilderabfolge, Bagdad, Ifrit, Persisade, Aladdin und Abdallah, die in den Jahren 2009 und 2010 folgte, zeigt, dass der Nahe Osten zu dieser Zeit häufig im Kopf des Künstlers war. Das Werk entstand während den Vorbereitungen auf den Werkzyklus Aladdin [WV: 913, 915], und der Titel Ifrit bezieht sich auf die Nummer in Richters Werkverzeichnis. Es handelt sich um ein gutes Beispiel dieser Zyklen und veranschaulicht deutlich Richters entschlossene Abneigung von traditionellen Parametern, die sonst in der Malerei angewandt wurden.
Die Glasscheiben erscheinen als experimentelle oder wissenschaftliche Exemplare, die intensive und kritische Blicke auf das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung, Bildebenen, Tiefe, Raum, Formen, Farben und Licht erzeugen: Assoziationen mit einer breiten Vielfalt an Dimensionen werden hier zum Leben erweckt, von mikroskopischen Bildern zu geologischen und kosmologischen Phänomenen. Die abschweifenden Linien und die Formen, die sich wie Blister ausbreiten, erscheinen nicht modelliert: Im Gegenteil, den Mustern auf Steinen oder anderen Manifestationen der Natur ähnlich, erscheinen sie als gegeben. Die Werke sind von Ursprünglichem und Prähistorischem angehaucht. Diese Assoziationen entstehen durch Richters neue Technik der Umkehrung der Bilderträger sowie der Art und Weise, wie die Farben eingesetzt werden:
Die Farben sind nicht indirekt, sondern unmittelbar auf den Sockel aufgetragen. Ursprünglich wurden die Farben über eine Plexiglasplatte gegossen, auf der sie sich manchmal mehr, manchmal weniger ausbreiteten. Richter verwendete einen Pinsel und eine Spachtel; gelegentlich hob er entgegengesetzte Seitenteile der Platte hoch, um den Verlauf und die Vermischung der Farben zu beeinflussen. Dann unterbrach er das Verfahren, um einen bestimmten Zustand in einem besonderen Bereich zu bewahren. Um das zu erreichen, legte er eine Glasscheibe als Bildträger auf die trockende Farbe. Unabhängig davon, wie viele Schichten geformt wurden, blieb nur die oberste sichtbar, wodurch eine fast fotografische Festigung des Moments anstelle des gewöhnlichen Verfahrens der künstlerischen Gestaltung tritt, in Folge dessen die farbigen versteinerten Strukturen schwieriger zu entschlüsseln sind:
Die nach außen, zu den Zuschauern, weisende Seite bleibt glatt und flach, sodass nur indirekt erfasst werden kann, ob die materielle Konsistenz der Farboberfläche rau oder glatt, flach oder erstarrt ist. In Wirklichkeit ist das Verfahren, dem die Themen und Materialien ausgesetzt werden, in der inhärenten selbst-definierten Entstehung automatisiert und abgelöst von der ästhetischen Idee, welche die unbewusste Wahrnehmung des Gegenstandes mit sich bringt.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

25.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 143.300,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Gerhard Richter *


(Dresden 1932 geb.)
Ifrit, rückseitig signiert, datiert Richter 2010, bezeichnet „zu 915“, mit signierter und datierter (10.2.11)
Widmung, Lack, hinter Glas auf Alu-Dibond, 29,8 x 29,8 cm, (PS)

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Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
- direkt vom Künstler

Gutachten:
Hubertus Butin, Berlin 3.9.2015

Das Werk ist der Abzug für die “Ifrit” Serie.

Mit der Folge der Hinterglasmalereien eröffnete Richter einen bedeutenden Werkzyklus in leuchtenden Farben, in dem das Moment der Abbildung eine neue Gestalt annimmt. Richter griff eine hellere Palette der abstrakten Arbeiten der späten 1970er und frühen 1980er-Jahre auf und so bilden die Zyklen der Hinterglasmalereien eine facettenreiche, fröhliche Erkundung von Farbe und Abstraktion.

Sindbad [WVZ: 905], als erste Reihe von Arbeiten entstand 2008. Der Titel spielt auf die Erzählung Sindbad der Seefahrer aus Tausendundeine Nacht an. Dass der Künstler zu dieser Zeit viel über den Mittleren Osten nachdachte, wird anhand der verwandten Bildserien Bagdad, Ifrit, Persisade, Aladin und Abdallah deutlich, die im Jahr 2009 und 2010 folgten. Die Arbeit Ifrit, bzw. „zu 915“ entstand im Umfeld der Vorbereitung des Werkzyklus Aladin [WVZ: 913, 915] und bezieht sich auf die WVZ Nummer. Sie ist exemplarisch für die Zyklen und zeigt Richters dezidierte Abkehr von den traditionellen Parametern der Malerei.
Die Glasscheiben erscheinen als experimentelle oder wissenschaftliche Muster die Anlass zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Optik und Wahrnehmung, Bildebenen, Tiefe, Raum, Form, Farbe und Licht geben: Hier werden Assoziationen zu unterschiedlichsten Dimensionen geweckt – von mikroskopischen Aufnahmen bis hin zu geologischen und kosmologischen Phänomenen. Wie die Muster von Steinen oder anderen Naturphänomenen scheinen die mäandrierenden Linien und die sich blasenförmig ausbreitenden Formen nicht gemacht, sondern gegeben. In diesen Arbeiten spiegelt sich etwas Ursprüngliches, Urzeitliches. Erzeugt werden diese Assoziationen mittels Richters neuer Technik den Bildträger und den Einsatz der Farbe umzukehren:
Die Farben wurden nicht direkt sondern indirekt auf ihren Träger aufgetragen. Zunächst wurden die Farben auf eine Plexiglasplatte gegossen, auf der sie mehr oder weniger verflossen. Mit Hilfe von Pinsel und Spachtel und dem wechselseitigen Anheben der Platte manipulierte Richter den Verlauf und die Mischung der Farben, bis er diesen Vorgang unterbrach um einen bestimmten Zustand in einem Ausschnitt festzuhalten. Dafür legte er eine Glasscheibe als Bildträger auf die Farbmasse. Unabhängig davon, wie viele Schichten aufgebaut wurden, blieb jeweils nur die oberste sichtbar. An die Stelle der malerischen Gestaltung tritt hier ein beinahe fotografisches Fixieren eines Moments, in dem die festgehaltenen Farbstrukturen schwer aufzuschlüsseln sind:
Die dem Betrachter zugewandte Seite bleibt flach und glatt, dadurch wird die materielle Konsistenz der Maloberfläche, die glatt oder rau, flach oder pastos sein kann, nur mittelbar erfahrbar. Vielmehr ist der Prozess der Themen und Materialien die sich selbst definieren automatisiert, und abgekoppelt von den ästhetischen Ideen die das Unbewusste des Subjektes hervorbringt.

Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
- direkt vom Künstler

Gutachten:
Hubertus Butin, Berlin 3.9.2015

Das Werk ist der Abzug für die “Ifrit” Serie.

Richter führte einen bedeutenden, farbenprächtigen Arbeitszyklus ein – die Abfolge von Hinterglasmalereien – in welchem der Moment der Darstellung eine neue Gestalt annimmt. Der Künstler frischte ein breites Spektrum abstrakter Werke auf, die er in den späten 1970er bis Anfang der 1980er Jahre erzeugte, und so stellt der Zyklus von Hinterglasmalereien eine vielseitige und fröhliche Erforschung der Farben und der Abstraktion dar. Sindbad [WV: 905], das erste der Werkserie, stammt aus dem Jahr 2008. Der Titel spielt die Geschichte von Sindbad dem Seefahrer aus „Tausendundeine Nacht“ an. Die zugehörige Bilderabfolge, Bagdad, Ifrit, Persisade, Aladdin und Abdallah, die in den Jahren 2009 und 2010 folgte, zeigt, dass der Nahe Osten zu dieser Zeit häufig im Kopf des Künstlers war. Das Werk entstand während den Vorbereitungen auf den Werkzyklus Aladdin [WV: 913, 915], und der Titel Ifrit bezieht sich auf die Nummer in Richters Werkverzeichnis. Es handelt sich um ein gutes Beispiel dieser Zyklen und veranschaulicht deutlich Richters entschlossene Abneigung von traditionellen Parametern, die sonst in der Malerei angewandt wurden.
Die Glasscheiben erscheinen als experimentelle oder wissenschaftliche Exemplare, die intensive und kritische Blicke auf das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung, Bildebenen, Tiefe, Raum, Formen, Farben und Licht erzeugen: Assoziationen mit einer breiten Vielfalt an Dimensionen werden hier zum Leben erweckt, von mikroskopischen Bildern zu geologischen und kosmologischen Phänomenen. Die abschweifenden Linien und die Formen, die sich wie Blister ausbreiten, erscheinen nicht modelliert: Im Gegenteil, den Mustern auf Steinen oder anderen Manifestationen der Natur ähnlich, erscheinen sie als gegeben. Die Werke sind von Ursprünglichem und Prähistorischem angehaucht. Diese Assoziationen entstehen durch Richters neue Technik der Umkehrung der Bilderträger sowie der Art und Weise, wie die Farben eingesetzt werden:
Die Farben sind nicht indirekt, sondern unmittelbar auf den Sockel aufgetragen. Ursprünglich wurden die Farben über eine Plexiglasplatte gegossen, auf der sie sich manchmal mehr, manchmal weniger ausbreiteten. Richter verwendete einen Pinsel und eine Spachtel; gelegentlich hob er entgegengesetzte Seitenteile der Platte hoch, um den Verlauf und die Vermischung der Farben zu beeinflussen. Dann unterbrach er das Verfahren, um einen bestimmten Zustand in einem besonderen Bereich zu bewahren. Um das zu erreichen, legte er eine Glasscheibe als Bildträger auf die trockende Farbe. Unabhängig davon, wie viele Schichten geformt wurden, blieb nur die oberste sichtbar, wodurch eine fast fotografische Festigung des Moments anstelle des gewöhnlichen Verfahrens der künstlerischen Gestaltung tritt, in Folge dessen die farbigen versteinerten Strukturen schwieriger zu entschlüsseln sind:
Die nach außen, zu den Zuschauern, weisende Seite bleibt glatt und flach, sodass nur indirekt erfasst werden kann, ob die materielle Konsistenz der Farboberfläche rau oder glatt, flach oder erstarrt ist. In Wirklichkeit ist das Verfahren, dem die Themen und Materialien ausgesetzt werden, in der inhärenten selbst-definierten Entstehung automatisiert und abgelöst von der ästhetischen Idee, welche die unbewusste Wahrnehmung des Gegenstandes mit sich bringt.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 25.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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