Lot Nr. 127


Mursi, Äthiopien: Eine seltene, alte Unterlippen-Scheibe aus Elfenbein, von den Frauen der Mursi im Tal des Omo-Flusses in Südwest-Äthiopien.


Mursi, Äthiopien: Eine seltene, alte Unterlippen-Scheibe aus Elfenbein, von den Frauen der Mursi im Tal des Omo-Flusses in Südwest-Äthiopien. - Stammeskunst / Tribal-Art

Die Mursi sind bekannt dafür, dass ihre Frauen große, runde Unterlippen-Scheiben (oder Lippen-Teller) tragen. Dafür wird den Mädchen am Ende ihrer Pubertät die Haut unter der Unterlippe aufgeschnitten, zwei untere Schneidezähne werden entfernt und die erste, kleine Scheibe wird eingesetzt. Diese Scheiben werden im Lauf der Zeit immer mehr vergrößert und die Unterlippe ausgedehnt. Der Brauch hat nichts mit 'Schönheitsidealen' oder mit der Höhe des Brautpreises zu tun (wie oft in der Literatur behauptet worden ist). Nach Angaben der Mursi selbst ist es eine uralte Tradition, nur als Symbol des Erwachsenwerdens und des Älterwerdens zu verstehen. Vorliegende, relativ kleine Unterlippen-Scheibe der Mursi ist aus Elfenbein. Aus diesem Material soll es bei den Mursi(nach eigenen Angaben) schon lange - ca. seit Mitte des 20. Jhs. - keine Lippenscheiben mehr gegeben haben. Seither werden die Scheiben der Mursi aus Ton (oft bemalt) oder aus Holz hergestellt. Und der Brauch verschwindet langsam. Jüngere Mursi-Mädchen, die Schulen in anderen Landesteilen besuchen, weigern sich mehr und mehr Lippenscheiben zu tragen. Vorliegende, runde Lippenscheibe aus Elfenbein hat an ihrer Oberseite einen wulstigen Rand und ein fast zentrales, kleines, durchgehendes Loch. An ihrem äußeren Rand trägt die Scheibe eine umlaufende Rille, zum Einlegen der Unterlippe. Sie zeigt eine alte, honiggelbe Patina (Elfenbein dunkelt von selbst nach), ein schönes, altes Krakelee (besonders an der glatten Unterseite), gute Gebrauchs-Spuren und eine frühe Original-Reparatur (ein Riss am Rand, lokal geklebt). Lippenscheiben aus Elfenbein sind heute, sowohl bei den Mursi, als auch bei den Surma, kaum noch zu finden! DM: 6,7 cm; 1,5 cm dick. 1. Drittel 20. Jh.. (ME) ASA

Provenienz: Von einem Reisenden vor Jahren in Südwest-Äthiopien erworben. Jetzt: Österreichische Privatsammlung.

Zusatzabbildung:
EINE Mursi-Frau mit Unterlippen-Scheibe. Im Tal des Omo-Flusses, Süd-Äthiopien.
Foto aus: „AFRICA. Musica y arte“ von Elena Martinez-Jacquet & David Serra

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at

02.11.2015 - 14:00

Rufpreis:
EUR 500,-

Mursi, Äthiopien: Eine seltene, alte Unterlippen-Scheibe aus Elfenbein, von den Frauen der Mursi im Tal des Omo-Flusses in Südwest-Äthiopien.


Die Mursi sind bekannt dafür, dass ihre Frauen große, runde Unterlippen-Scheiben (oder Lippen-Teller) tragen. Dafür wird den Mädchen am Ende ihrer Pubertät die Haut unter der Unterlippe aufgeschnitten, zwei untere Schneidezähne werden entfernt und die erste, kleine Scheibe wird eingesetzt. Diese Scheiben werden im Lauf der Zeit immer mehr vergrößert und die Unterlippe ausgedehnt. Der Brauch hat nichts mit 'Schönheitsidealen' oder mit der Höhe des Brautpreises zu tun (wie oft in der Literatur behauptet worden ist). Nach Angaben der Mursi selbst ist es eine uralte Tradition, nur als Symbol des Erwachsenwerdens und des Älterwerdens zu verstehen. Vorliegende, relativ kleine Unterlippen-Scheibe der Mursi ist aus Elfenbein. Aus diesem Material soll es bei den Mursi(nach eigenen Angaben) schon lange - ca. seit Mitte des 20. Jhs. - keine Lippenscheiben mehr gegeben haben. Seither werden die Scheiben der Mursi aus Ton (oft bemalt) oder aus Holz hergestellt. Und der Brauch verschwindet langsam. Jüngere Mursi-Mädchen, die Schulen in anderen Landesteilen besuchen, weigern sich mehr und mehr Lippenscheiben zu tragen. Vorliegende, runde Lippenscheibe aus Elfenbein hat an ihrer Oberseite einen wulstigen Rand und ein fast zentrales, kleines, durchgehendes Loch. An ihrem äußeren Rand trägt die Scheibe eine umlaufende Rille, zum Einlegen der Unterlippe. Sie zeigt eine alte, honiggelbe Patina (Elfenbein dunkelt von selbst nach), ein schönes, altes Krakelee (besonders an der glatten Unterseite), gute Gebrauchs-Spuren und eine frühe Original-Reparatur (ein Riss am Rand, lokal geklebt). Lippenscheiben aus Elfenbein sind heute, sowohl bei den Mursi, als auch bei den Surma, kaum noch zu finden! DM: 6,7 cm; 1,5 cm dick. 1. Drittel 20. Jh.. (ME) ASA

Provenienz: Von einem Reisenden vor Jahren in Südwest-Äthiopien erworben. Jetzt: Österreichische Privatsammlung.

Zusatzabbildung:
EINE Mursi-Frau mit Unterlippen-Scheibe. Im Tal des Omo-Flusses, Süd-Äthiopien.
Foto aus: „AFRICA. Musica y arte“ von Elena Martinez-Jacquet & David Serra

Experte: Prof. Erwin Melchardt Prof. Erwin Melchardt
+43-1-515 60-465

erwin.melchardt@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Stammeskunst / Tribal-Art
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 02.11.2015 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 28.10. - 02.11.2015