Bei den Bambara, Ackerbauern in der Savanne von Mali, tanzen jeweils zwei junge Männer vor der Aussaat mit solchen Aufsätzen, genannt ‘Tschiwara’ auf ihren Köpfen. Je eine weibliche und eine männliche Antilope. Um die Fruchtbarkeit der Felder zu stärken und zu sichern. Beim Tanz werden die ‘Tschiwara’, auf geflochtene Kappen gebunden. Der hier präsentierte Antilopen-Aufsatz zeigt den ‘klassischen’, hohen und vertikalen Typ einer ‘Tschiwara’. Mit hoch aufragenden Hörnern, langen Ohren und mit der starken Mähne einer männlichen Pferde-Antilope. Dieser ‘Tschiwara-Tanzaufsatz’ ist aus sehr hartem, schwerem Holz geschnitzt und dunkelbraun gefärbt. Beide hohen Hörner der männlichen Pferde-Antilope sind in feinen Spiralen beschnitzt, die Ohren in Schraffuren. Der lange, schmale Kopf läuft unten in einem kleinen, spitzen, offenen Maul aus. Das ebenfalls lange und schmale Gesicht hat Augen aus Metall-Einlagen und eine lange, schmale Nase, in der unten ein kleiner Ring aus bunten Glasperlen hängt. Auch in den durchbohrten Ohren hängen jeweils drei ähnliche, zusammengebundene Ringe aus bunten Glasperlen. Der Antilopenkopf trägt auf der Stirn zwei Messing-Bänder, an den Schläfen je eines und entlang der Hörner je drei Messing-Bänder als Dekor. An ihren Wangen trägt die ‘Tschiwara’ Stücke aus Messingblech mit gezackten Rändern, und vorne, auf ihrer ‘Brust’, ist eine runde, grün oxydierte Metallscheibe angenagelt. Hals und Mähne des Antilopen-Männchens sind in drei, elegant gebogenen, durchbrochenen Bändern mit Streben und Dreiecken dargestellt. Die stilisierte Mähne sitzt auf dem äußeren Rand. Wichtige Flächen des Antilopen-Aufsatzes, wie die Stirn, Hals, Mähne und Beine, sind mit feinem Kerbschnitt-Relief verziert. Mit Linien und kleinen, punktartigen Dreiecken. Diese ‘Tschiwara-Antilope’ hat eine sehr gute, schwarzbraun glänzende Patina durch langen Gebrauch, sowie kleine Altersschäden: ein Bruch an der Spitze eines der beiden Hörner (geklebt), ein jeweils kleiner Ab- und Ausbruch an Hals und Mähne, ein alter Riss im linken Hinterbein und drei minimale Löcher in den Hörnern. Sonst keine Schäden. H: 70 cm; L: 23 cm. (ME)

Provenienz: Deutsche Privatsammlung.

Lit.: ‘Bamana. Afrikanische Kunst aus Mali’ von Jean-Paul Colleyn, Museum Rietberg Zürich, Abb. 187, 188, 190, 192; ‘Bamana’ von Jean-Paul Colleyn, Abb. 40.

Zusatzabbildung:
TÄNZER der Bambara mit einem Tschiwara-Tanzaufsatz und in einem Ganzkörper-Kostüm. Der Aufsatz, in Form einer männlichen Pferde-Antilope, zeigt den gleichen Tschiwara-Typ wie Kat.-Nr. 15 in dieser Stammeskunst-Auktion. Das Foto wurde 1985 im Dorf Dyele in Mali aufgenommen.
Foto aus: „Bamana“ von Jean-Paul Colleyn