Lot Nr. 96


Viviano Codazzi und Filippo Lauri


Viviano Codazzi und Filippo Lauri - Alte Meister

(Bergamo 1604–1670 Rom) und (Rom 1623-1694)
Ruinenbögen mit Hekabes Rache an Polymestor,
Öl auf Leinwand, 100 x 133 cm, gerahmt

Provenienz:
Herzog von Norfolk (laut rückseitigem Aufkleber);
Privatsammlung, Belgien

Wir danken David Marshall für die Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie.

Von der Zusammenarbeit zwischen Viviano Codazzi und Filippo Lauri sind etwa ein Dutzend Gemälde bekannt. Das vorliegende, bisher unveröffentlichte Werk, wurde von Marshall als eines der besten Beispiele seiner Art eingeordnet. Die Komposition mit dem Arsenal von Civitavecchia ist das erste Gemälde, das die Zusammenarbeit der beiden Künstler dokumentiert. Es datiert aus dem Jahr 1668, doch ist bekannt, dass Lauri und Codazzi, die sich beide bereits in den 1650er-Jahren in Rom aufhielten, schon davor zusammengearbeitet hatten (siehe D. Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi and the Baroque Architectural Fancy, Mailand 1993, S. 309). Die besten Ergebnisse ihrer Gemeinschaftsproduktion entstanden, als Lauri Michelangelo Cerquozzi, Codazzis erstem Staffagemaler, nach dessen Tod 1660 nachfolgte.

Als Codazzi in den 1630er-Jahren mit der Schaffung vier großer Szenen aus dem römischen Leben für Buen Retiro in Madrid beauftragt worden war, entwickelte er in diesem und dem darauffolgenden Jahrzehnt einen eigenen Typus des dekoraktiven Architekturcapriccios, der die Grundlage seines späteren Schaffens, in dem Filippo Lauri eine wichtige Rolle spielte, bildete. Anstatt sich streng an topografische und archäologische Gegebenheiten zu halten, zeichnet sich diese Periode durch architektonische Anordnungen im Sinne einer ästhetischen Ausgewogenheit aus. Codazzis Würdigung als zweiter Vitruv unter den Architekturmalern des 17. Jahrhunderts (Luigi Lanzi, zit. in: D. Marshall, ebd., S. 4) weist auf seiner Beherrschung der Linearperspektive und auf sein Wissen um den Geschmack der Antike hin – eine Kombination, die im vorliegenden Gemälde exemplarisch zum Ausdruck kommt.

Das vorliegende Gemälde ist mit dem Bethlehemitischen Kindermord auf einer Piazza (München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen), ebenfalls eine Zusammenarbeit aus den frühen 1660er-Jahren, vergleichbar. Trotz des abschreckenden Themas gibt das Münchner Gemälde den Blick auf den Himmel frei, während Codazzi im vorliegenden Gemälde mit riesigen Bögen experimentiert und eine Art Trompe-l’oeil schafft. Die Ruinen ragen monumental auf, während sich unter ihnen winzige Figuren versammeln. Die Profanität von Hekabes Rache an Polymestor liefert eine Erklärung für dieses Verhältnis zwischen Figuren und Hintergrund. Durch die Ausrichtung der Bögen wird der Blick des Betrachters, der ansonsten von der architektonischen Pracht des Gemäldes beherrscht würde, auf die Figuren gelenkt.

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 87.500,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Viviano Codazzi und Filippo Lauri


(Bergamo 1604–1670 Rom) und (Rom 1623-1694)
Ruinenbögen mit Hekabes Rache an Polymestor,
Öl auf Leinwand, 100 x 133 cm, gerahmt

Provenienz:
Herzog von Norfolk (laut rückseitigem Aufkleber);
Privatsammlung, Belgien

Wir danken David Marshall für die Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie.

Von der Zusammenarbeit zwischen Viviano Codazzi und Filippo Lauri sind etwa ein Dutzend Gemälde bekannt. Das vorliegende, bisher unveröffentlichte Werk, wurde von Marshall als eines der besten Beispiele seiner Art eingeordnet. Die Komposition mit dem Arsenal von Civitavecchia ist das erste Gemälde, das die Zusammenarbeit der beiden Künstler dokumentiert. Es datiert aus dem Jahr 1668, doch ist bekannt, dass Lauri und Codazzi, die sich beide bereits in den 1650er-Jahren in Rom aufhielten, schon davor zusammengearbeitet hatten (siehe D. Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi and the Baroque Architectural Fancy, Mailand 1993, S. 309). Die besten Ergebnisse ihrer Gemeinschaftsproduktion entstanden, als Lauri Michelangelo Cerquozzi, Codazzis erstem Staffagemaler, nach dessen Tod 1660 nachfolgte.

Als Codazzi in den 1630er-Jahren mit der Schaffung vier großer Szenen aus dem römischen Leben für Buen Retiro in Madrid beauftragt worden war, entwickelte er in diesem und dem darauffolgenden Jahrzehnt einen eigenen Typus des dekoraktiven Architekturcapriccios, der die Grundlage seines späteren Schaffens, in dem Filippo Lauri eine wichtige Rolle spielte, bildete. Anstatt sich streng an topografische und archäologische Gegebenheiten zu halten, zeichnet sich diese Periode durch architektonische Anordnungen im Sinne einer ästhetischen Ausgewogenheit aus. Codazzis Würdigung als zweiter Vitruv unter den Architekturmalern des 17. Jahrhunderts (Luigi Lanzi, zit. in: D. Marshall, ebd., S. 4) weist auf seiner Beherrschung der Linearperspektive und auf sein Wissen um den Geschmack der Antike hin – eine Kombination, die im vorliegenden Gemälde exemplarisch zum Ausdruck kommt.

Das vorliegende Gemälde ist mit dem Bethlehemitischen Kindermord auf einer Piazza (München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen), ebenfalls eine Zusammenarbeit aus den frühen 1660er-Jahren, vergleichbar. Trotz des abschreckenden Themas gibt das Münchner Gemälde den Blick auf den Himmel frei, während Codazzi im vorliegenden Gemälde mit riesigen Bögen experimentiert und eine Art Trompe-l’oeil schafft. Die Ruinen ragen monumental auf, während sich unter ihnen winzige Figuren versammeln. Die Profanität von Hekabes Rache an Polymestor liefert eine Erklärung für dieses Verhältnis zwischen Figuren und Hintergrund. Durch die Ausrichtung der Bögen wird der Blick des Betrachters, der ansonsten von der architektonischen Pracht des Gemäldes beherrscht würde, auf die Figuren gelenkt.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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