(Florenz 1646–1712)
Porträt eines Jünglings als Hylas,
Öl auf Leinwand, 101 x 78,7 cm, gerahmt

Wir danken Filippo Gheri, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Der zeitgenössische Biograf Francesco Saverio Baldinucci lobte Pier Dandinis Fähigkeiten als Porträtist. Das vorliegende Gemälde eines Jünglings im Gewand des Hylas ist ein Beispiel seines Schaffens.

Die Wahl der mythologischen „Verkleidung“ in der Bildnismalerei war nicht ungewöhnlich. Im Florenz des 17. Jahrhunderts nahmen sich auch Baldassare Franceschini, gen. Il Volterrano (Staatsgalerie Stuttgart), und Francesco Furini des Themas an. Das vielgerühmte Gemälde des Letzteren, einst in der Casa Galli in Florenz und heute in der Galleria Palatina, ebenda, zeigt die letzten Momente des Jünglings, der der tödlichen Umarmung der Najaden anheimfällt. Im vorliegenden Werk ist die große Vase, die der junge Mann in seinem linken Arm hält, bemerkenswert, ein narratives Element, das Dandini mit einbezogen hat. Das Gewand und der Blick des Dargestellten scheinen einen bestimmten Augenblick in der Geschichte des glücklosen Hylas zu beschreiben: nämlich jenen, als der Jüngling in Mysien das Schiff der Argonauten verlässt, um nach einer Quelle zu suchen.

Im vorliegenden Werk zeigen sich die Anleihen, die der Künstler bei Vincenzo Dandini, seinem Onkel und Lehrer, genommen hat, was darauf schließen lässt, dass der Künstler noch relativ jung war, als er das vorliegende Bild malte. Das Gemälde lässt auch den Einfluss der frühen venezianischen Maltradition erkennen, der sich in der toskanischen Malerei vor allem in den späten 1670er-Jahren bemerkbar machte, etwa in der 1678/79 entstandenen Mystischen Vermählung der heiligen Katharina im Dom von Siena. Alle bisher bekannten Porträts Dandinis zeigen auch sein Interesse an zeitgenössischen Entwicklungen in der römischen Porträtmalerei, etwa im Schaffen Ciro Ferris und Carlo Marattas.