Lot Nr. 15


Giuseppe Arcimboldo, Umkreis


Giuseppe Arcimboldo, Umkreis - Alte Meister

(Mailand? 1527–1593 Mailand)
Flora,
Öl auf Schiefer, 64 x 47 cm, gerahmt

Provenienz:
Sotheby’s, London, 27. Oktober 2011, Lot 82 (als „Nachfolger des Giuseppe Arcimboldo, 17. Jahrhundert“);
Christie’s, London, 31. Oktober 2013, Lot 146 (als „in der Manier Giuseppe Arcimboldos“)

Eine andere Fassung der vorliegenden Komposition, die in zeitgenössischen Gedichten und anderen Texten beschrieben wird und mit „La Flora dell’Arcimboldo“ bezeichnet ist, befindet sich in einer spanischen Privatsammlung, in der auch ein weiteres damit in Zusammenhang stehendes und heute als Flora Meretrix identifiziertes Gemälde aufbewahrt wird, welches kürzlich in Madrid ausgestellt war (siehe Giuseppe Arcimboldo. Two Paintings of Flora, Madrid, Fundación Juan March, 2014). Eine weitere Version der ursprünglichen Flora (Privatsammlung, Paris) war 2007 in Paris und Wien ausgestellt und wurde von Görel Cavalli Björkman als eigenhändige Replik des Künstlers publiziert (Arcimboldo 1526–1593, Mailand 2007, Skira, Kat. IV. 37). Alle diese Gemälde stehen in Zusammenhang mit Arcimboldos berühmtem Vertumnus (Schloss Skokloster, Schweden).

Mehrere Fassungen und Repliken der Komposition sind dokumentiert. Es gibt zeitgenössische Hinweise, dass sich Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente im Besitz der Fürsten von Liechtenstein, des spanischen Königs, des Kaisers und des Kurfürsten von Sachsen befanden. Versionen des unter dem Titel Der Koch bekannten Gemäldes befanden sich in den Sammlungen des spanischen Königs, des Kurfürsten von Sachsen und höchstwahrscheinlich auch des Kaisers. Auch zahlreiche Beispiele von Arcimboldos Vögel-, Tier- und Blumenstudien, die ihm als Grundlage für seine Gemälde dienten und zudem für naturgeschichtliche Forschungen herangezogen wurden, haben sich erhalten. Sie befinden sich in Sammlungen in Dresden, Bologna und Wien. Die Zahl der Arcimboldo zuschreibbaren Gemälde ist mit Vorsicht zu genießen, wobei sich eine Reihe an Möglichkeiten auftut. Unbestrittene Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, in der Königlichen Akademie von San Fernando in Madrid, im Louvre und im Liechtenstein Museum. Gemälde, die allgemein als eigenhändig akzeptiert werden, werden im Denver Museum of Art und in der De Menil Foundation aufbewahrt.

Es ist bekannt, dass Arcimboldo um 1590, als auch die Gemälde der Flora und des Vertumnus entstanden, mehrere weitere einfigurige Kompositionen schuf (im Gegensatz zu seinen Serien der Elemente und Jahreszeiten), zu denen auch die „Umkehrbilder“ zählen. Eines davon – die Darstellung eines vom Künstler signierten Kopfes, der Ähnlichkeiten mit den Jahreszeiten aufweist und von Comanini (in Il Figino) erwähnt wird, wurde kürzlich von der National Gallery of Art in Washington erworben.

Das vorliegende Gemälde kopiert bzw. wiederholt keines der bekannten Werke Arcimboldos. Es behandelt das Thema der Flora zwar in einer den oben erwähnten Fassungen vergleichbaren Manier, weicht jedoch vom in der spanischen Privatsammlung aufbewahrten Prototyp ab. Während hier der aus Blumen gebildete weibliche Torso vom Betrachter aus gesehen nach links blickt, blickt die Flora der Urfassung nach rechts. Die Flora Meretrix ist mehr oder weniger frontal ausgerichtet. Im vorliegenden Bild trägt die Flora einen hohen Kragen mit einer aus weißen Blumen bestehenden Krause, während das Gewand der Flora Meretrix tief ausgeschnitten ist und den Blick auf ihre Brust freigibt. Der Mund ist kleiner und das Gesicht schmäler als in den anderen beiden Fassungen. Die Unterschiede sind zahlreich und lassen annehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Originalkomposition handelt.

Aus materialtechnischer Sicht spricht nichts gegen eine Entstehungszeit, die nicht allzu weit von Arcimboldos eigener Schaffenszeit entfernt liegt. Der für das Bild verwendete Malgrund wird gemeinhin mit den sogenannten „Manieristen“ in Verbindung gebracht. Schiefer kam ab Daniele da Volterra zum Einsatz. Um 1600 wurde das Malen auf Stein am kaiserlichen Hof populär, wo Hans von Aachen mehrere Gemälde dieser Art schuf. Ebenfalls am Hof tätige Künstler, aber auch andere Maler, darunter Christoph Gertner, übernahmen diese Methode und malten ebenfalls auf Schiefer. Norditalienische Künstler, etwa Felice Brussasorci, folgten ihrem Beispiel. Es ist daher möglich, dass das vorliegende Gemälde von einem Künstler stammt, der Arcimboldos Werke in Mailand, wo seine Flora von vielen gesehen wurde, kannte. Und schließlich erhebt Manfred Schreiner in seiner maltechnischen Untersuchung der Pigmente keinen Einwand dagegen, dass es sich hier um ein authentisches Gemälde des 16. Jahrhunderts handelt (Untersuchungsbericht auf Anfrage erhältlich).

Nichtsdestotrotz muss eine Zuschreibung an Arcimboldo selbst oder an seine Werkstatt sorgsam abgewogen werden. Arcimboldo war ein erfindungs- und einfallsreicher Künstler, der auf Leinwand und Holz malte, doch sind keine auf Schiefer ausgeführten Werke von ihm oder seiner Werkstatt bekannt. Bei einem genauen Vergleich zeigen sich Unterschiede im Umgang mit dem Farbauftrag, der im vorliegenden Gemälde nicht an die plastischen Qualitäten der von Arcimboldo gemalten Blüten heranzureichen scheint. Im vorliegenden Gemälde gibt es Glanzlichter in den Blumen, während an den Rändern der Blüten die Farbe dicker aufgetragen ist oder umgekehrt die Farbe sich im Inneren konzentriert und dann zu den Blütenblättern hin ausdünnt. Dadurch ergibt sich allgemein ein weniger dreidimensionaler Effekt. Die eigenhändigen Werke Arcimboldos erwecken diesen Eindruck nicht. Es bleibt die Möglichkeit, dass das vorliegende Werk von einem Zeitgenossen des Künstlers stammt. Laut Giuseppe Lomazzo (siehe Idea, 1590) gab es derartige Imitationen bereits in den 1580er-Jahren. Arcimboldo genoss in Mailand in den 1590er-Jahren, als er hochdekoriert vom kaiserlichen Hof zurückgekehrt war, einen hervorragenden Ruf, und auch nach dem Tod des Künstlers ahmte man seine Werke nach. Bei der vorliegenden Flora scheint es sich um eine zeitgenössische Nachbildung zu handeln, die vermutlich von einem norditalienischen Künstler stammt.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Provenienz:
Sotheby’s, London, 27. Oktober 2011, Lot 82 (als „Nachfolger des Giuseppe Arcimboldo, 17. Jahrhundert“);
Christie’s, London, 31. Oktober 2013, Lot 146 (als „in der Manier Giuseppe Arcimboldos“)

Eine andere Fassung der vorliegenden Komposition, die in zeitgenössischen Gedichten und anderen Texten beschrieben wird und mit „La Flora dell’Arcimboldo“ bezeichnet ist, befindet sich in einer spanischen Privatsammlung, in der auch ein weiteres damit in Zusammenhang stehendes und heute als Flora Meretrix identifiziertes Gemälde aufbewahrt wird, welches kürzlich in Madrid ausgestellt war (siehe Giuseppe Arcimboldo. Two Paintings of Flora, Madrid, Fundación Juan March, 2014). Eine weitere Version der ursprünglichen Flora (Privatsammlung, Paris) war 2007 in Paris und Wien ausgestellt und wurde von Görel Cavalli Björkman als eigenhändige Replik des Künstlers publiziert (Arcimboldo 1526–1593, Mailand 2007, Kat. IV. 37). Alle diese Gemälde stehen in Zusammenhang mit Arcimboldos berühmtem Vertumnus (Schloss Skokloster, Schweden).

Mehrere Fassungen und Repliken der Komposition sind dokumentiert. Es gibt zeitgenössische Hinweise, dass sich Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente im Besitz der Fürsten von Liechtenstein, des spanischen Königs, des Kaisers und des Kurfürsten von Sachsen befanden. Versionen des unter dem Titel Der Koch bekannten Gemäldes befanden sich in den Sammlungen des spanischen Königs, des Kurfürsten von Sachsen und höchstwahrscheinlich auch des Kaisers. Auch zahlreiche Beispiele von Arcimboldos Vögel-, Tier- und Blumenstudien, die ihm als Grundlage für seine Gemälde dienten und zudem für naturgeschichtliche Forschungen herangezogen wurden, haben sich erhalten. Sie befinden sich in Sammlungen in Dresden, Bologna und Wien. Die Zahl der Arcimboldo zuschreibbaren Gemälde ist mit Vorsicht zu genießen, wobei sich eine Reihe an Möglichkeiten auftut. Unbestrittene Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, in der Königlichen Akademie von San Fernando in Madrid, im Louvre und im Liechtenstein Museum. Gemälde, die allgemein als eigenhändig akzeptiert werden, werden im Denver Museum of Art und in der De Menil Foundation aufbewahrt.

Es ist bekannt, dass Arcimboldo um 1590, als auch die Gemälde der Flora und des Vertumnus entstanden, mehrere weitere einfigurige Kompositionen schuf (im Gegensatz zu seinen Serien der Elemente und Jahreszeiten), zu denen auch die „Umkehrbilder“ zählen. Eines davon – die Darstellung eines vom Künstler signierten Kopfes, der Ähnlichkeiten mit den Jahreszeiten aufweist und von Comanini (in Il Figino) erwähnt wird, wurde kürzlich von der National Gallery of Art in Washington erworben.

Das vorliegende Gemälde kopiert bzw. wiederholt keines der bekannten Werke Arcimboldos. Es behandelt das Thema der Flora zwar in einer den oben erwähnten Fassungen vergleichbaren Manier, weicht jedoch vom in der spanischen Privatsammlung aufbewahrten Prototyp ab. Während hier der aus Blumen gebildete weibliche Torso vom Betrachter aus gesehen nach links blickt, blickt die Flora der Urfassung nach rechts. Die Flora Meretrix ist mehr oder weniger frontal ausgerichtet. Im vorliegenden Bild trägt die Flora einen hohen Kragen mit einer aus weißen Blumen bestehenden Krause, während das Gewand der Flora Meretrix tief ausgeschnitten ist und den Blick auf ihre Brust freigibt. Der Mund ist kleiner und das Gesicht schmäler als in den anderen beiden Fassungen. Die Unterschiede sind zahlreich und lassen annehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Originalkomposition handelt.

Aus materialtechnischer Sicht spricht nichts gegen eine Entstehungszeit, die nicht allzu weit von Arcimboldos eigener Schaffenszeit entfernt liegt. Der für das Bild verwendete Malgrund wird gemeinhin mit den sogenannten „Manieristen“ in Verbindung gebracht. Schiefer kam ab Daniele da Volterra zum Einsatz. Um 1600 wurde das Malen auf Stein am kaiserlichen Hof populär, wo Hans von Aachen mehrere Gemälde dieser Art schuf. Ebenfalls am Hof tätige Künstler, aber auch andere Maler, darunter Christoph Gertner, übernahmen diese Methode und malten ebenfalls auf Schiefer. Norditalienische Künstler, etwa Felice Brussasorci, folgten ihrem Beispiel. Es ist daher möglich, dass das vorliegende Gemälde von einem Künstler stammt, der Arcimboldos Werke in Mailand, wo seine Flora von vielen gesehen wurde, kannte. Und schließlich erhebt Manfred Schreiner in seiner maltechnischen Untersuchung der Pigmente keinen Einwand dagegen, dass es sich hier um ein authentisches Gemälde des 16. Jahrhunderts handelt (Untersuchungsbericht auf Anfrage erhältlich).

Nichtsdestotrotz muss eine Zuschreibung an Arcimboldo selbst oder an seine Werkstatt sorgsam abgewogen werden. Arcimboldo war ein erfindungs- und einfallsreicher Künstler, der auf Leinwand und Holz malte, doch sind keine auf Schiefer ausgeführten Werke von ihm oder seiner Werkstatt bekannt. Bei einem genauen Vergleich zeigen sich Unterschiede im Umgang mit dem Farbauftrag, der im vorliegenden Gemälde nicht an die plastischen Qualitäten der von Arcimboldo gemalten Blüten heranzureichen scheint. Im vorliegenden Gemälde gibt es Glanzlichter in den Blumen, während an den Rändern der Blüten die Farbe dicker aufgetragen ist oder umgekehrt die Farbe sich im Inneren konzentriert und dann zu den Blütenblättern hin ausdünnt. Dadurch ergibt sich allgemein ein weniger dreidimensionaler Effekt. Die eigenhändigen Werke Arcimboldos erwecken diesen Eindruck nicht. Es bleibt die Möglichkeit, dass das vorliegende Werk von einem Zeitgenossen des Künstlers stammt. Laut Giuseppe Lomazzo (siehe Idea, 1590) gab es derartige Imitationen bereits in den 1580er-Jahren. Arcimboldo genoss in Mailand in den 1590er-Jahren, als er hochdekoriert vom kaiserlichen Hof zurückgekehrt war, einen hervorragenden Ruf, und auch nach dem Tod des Künstlers ahmte man seine Werke nach. Bei der vorliegenden Flora scheint es sich um eine zeitgenössische Nachbildung zu handeln, die vermutlich von einem norditalienischen Künstler stammt.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 53.340,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Giuseppe Arcimboldo, Umkreis


(Mailand? 1527–1593 Mailand)
Flora,
Öl auf Schiefer, 64 x 47 cm, gerahmt

Provenienz:
Sotheby’s, London, 27. Oktober 2011, Lot 82 (als „Nachfolger des Giuseppe Arcimboldo, 17. Jahrhundert“);
Christie’s, London, 31. Oktober 2013, Lot 146 (als „in der Manier Giuseppe Arcimboldos“)

Eine andere Fassung der vorliegenden Komposition, die in zeitgenössischen Gedichten und anderen Texten beschrieben wird und mit „La Flora dell’Arcimboldo“ bezeichnet ist, befindet sich in einer spanischen Privatsammlung, in der auch ein weiteres damit in Zusammenhang stehendes und heute als Flora Meretrix identifiziertes Gemälde aufbewahrt wird, welches kürzlich in Madrid ausgestellt war (siehe Giuseppe Arcimboldo. Two Paintings of Flora, Madrid, Fundación Juan March, 2014). Eine weitere Version der ursprünglichen Flora (Privatsammlung, Paris) war 2007 in Paris und Wien ausgestellt und wurde von Görel Cavalli Björkman als eigenhändige Replik des Künstlers publiziert (Arcimboldo 1526–1593, Mailand 2007, Skira, Kat. IV. 37). Alle diese Gemälde stehen in Zusammenhang mit Arcimboldos berühmtem Vertumnus (Schloss Skokloster, Schweden).

Mehrere Fassungen und Repliken der Komposition sind dokumentiert. Es gibt zeitgenössische Hinweise, dass sich Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente im Besitz der Fürsten von Liechtenstein, des spanischen Königs, des Kaisers und des Kurfürsten von Sachsen befanden. Versionen des unter dem Titel Der Koch bekannten Gemäldes befanden sich in den Sammlungen des spanischen Königs, des Kurfürsten von Sachsen und höchstwahrscheinlich auch des Kaisers. Auch zahlreiche Beispiele von Arcimboldos Vögel-, Tier- und Blumenstudien, die ihm als Grundlage für seine Gemälde dienten und zudem für naturgeschichtliche Forschungen herangezogen wurden, haben sich erhalten. Sie befinden sich in Sammlungen in Dresden, Bologna und Wien. Die Zahl der Arcimboldo zuschreibbaren Gemälde ist mit Vorsicht zu genießen, wobei sich eine Reihe an Möglichkeiten auftut. Unbestrittene Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, in der Königlichen Akademie von San Fernando in Madrid, im Louvre und im Liechtenstein Museum. Gemälde, die allgemein als eigenhändig akzeptiert werden, werden im Denver Museum of Art und in der De Menil Foundation aufbewahrt.

Es ist bekannt, dass Arcimboldo um 1590, als auch die Gemälde der Flora und des Vertumnus entstanden, mehrere weitere einfigurige Kompositionen schuf (im Gegensatz zu seinen Serien der Elemente und Jahreszeiten), zu denen auch die „Umkehrbilder“ zählen. Eines davon – die Darstellung eines vom Künstler signierten Kopfes, der Ähnlichkeiten mit den Jahreszeiten aufweist und von Comanini (in Il Figino) erwähnt wird, wurde kürzlich von der National Gallery of Art in Washington erworben.

Das vorliegende Gemälde kopiert bzw. wiederholt keines der bekannten Werke Arcimboldos. Es behandelt das Thema der Flora zwar in einer den oben erwähnten Fassungen vergleichbaren Manier, weicht jedoch vom in der spanischen Privatsammlung aufbewahrten Prototyp ab. Während hier der aus Blumen gebildete weibliche Torso vom Betrachter aus gesehen nach links blickt, blickt die Flora der Urfassung nach rechts. Die Flora Meretrix ist mehr oder weniger frontal ausgerichtet. Im vorliegenden Bild trägt die Flora einen hohen Kragen mit einer aus weißen Blumen bestehenden Krause, während das Gewand der Flora Meretrix tief ausgeschnitten ist und den Blick auf ihre Brust freigibt. Der Mund ist kleiner und das Gesicht schmäler als in den anderen beiden Fassungen. Die Unterschiede sind zahlreich und lassen annehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Originalkomposition handelt.

Aus materialtechnischer Sicht spricht nichts gegen eine Entstehungszeit, die nicht allzu weit von Arcimboldos eigener Schaffenszeit entfernt liegt. Der für das Bild verwendete Malgrund wird gemeinhin mit den sogenannten „Manieristen“ in Verbindung gebracht. Schiefer kam ab Daniele da Volterra zum Einsatz. Um 1600 wurde das Malen auf Stein am kaiserlichen Hof populär, wo Hans von Aachen mehrere Gemälde dieser Art schuf. Ebenfalls am Hof tätige Künstler, aber auch andere Maler, darunter Christoph Gertner, übernahmen diese Methode und malten ebenfalls auf Schiefer. Norditalienische Künstler, etwa Felice Brussasorci, folgten ihrem Beispiel. Es ist daher möglich, dass das vorliegende Gemälde von einem Künstler stammt, der Arcimboldos Werke in Mailand, wo seine Flora von vielen gesehen wurde, kannte. Und schließlich erhebt Manfred Schreiner in seiner maltechnischen Untersuchung der Pigmente keinen Einwand dagegen, dass es sich hier um ein authentisches Gemälde des 16. Jahrhunderts handelt (Untersuchungsbericht auf Anfrage erhältlich).

Nichtsdestotrotz muss eine Zuschreibung an Arcimboldo selbst oder an seine Werkstatt sorgsam abgewogen werden. Arcimboldo war ein erfindungs- und einfallsreicher Künstler, der auf Leinwand und Holz malte, doch sind keine auf Schiefer ausgeführten Werke von ihm oder seiner Werkstatt bekannt. Bei einem genauen Vergleich zeigen sich Unterschiede im Umgang mit dem Farbauftrag, der im vorliegenden Gemälde nicht an die plastischen Qualitäten der von Arcimboldo gemalten Blüten heranzureichen scheint. Im vorliegenden Gemälde gibt es Glanzlichter in den Blumen, während an den Rändern der Blüten die Farbe dicker aufgetragen ist oder umgekehrt die Farbe sich im Inneren konzentriert und dann zu den Blütenblättern hin ausdünnt. Dadurch ergibt sich allgemein ein weniger dreidimensionaler Effekt. Die eigenhändigen Werke Arcimboldos erwecken diesen Eindruck nicht. Es bleibt die Möglichkeit, dass das vorliegende Werk von einem Zeitgenossen des Künstlers stammt. Laut Giuseppe Lomazzo (siehe Idea, 1590) gab es derartige Imitationen bereits in den 1580er-Jahren. Arcimboldo genoss in Mailand in den 1590er-Jahren, als er hochdekoriert vom kaiserlichen Hof zurückgekehrt war, einen hervorragenden Ruf, und auch nach dem Tod des Künstlers ahmte man seine Werke nach. Bei der vorliegenden Flora scheint es sich um eine zeitgenössische Nachbildung zu handeln, die vermutlich von einem norditalienischen Künstler stammt.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Provenienz:
Sotheby’s, London, 27. Oktober 2011, Lot 82 (als „Nachfolger des Giuseppe Arcimboldo, 17. Jahrhundert“);
Christie’s, London, 31. Oktober 2013, Lot 146 (als „in der Manier Giuseppe Arcimboldos“)

Eine andere Fassung der vorliegenden Komposition, die in zeitgenössischen Gedichten und anderen Texten beschrieben wird und mit „La Flora dell’Arcimboldo“ bezeichnet ist, befindet sich in einer spanischen Privatsammlung, in der auch ein weiteres damit in Zusammenhang stehendes und heute als Flora Meretrix identifiziertes Gemälde aufbewahrt wird, welches kürzlich in Madrid ausgestellt war (siehe Giuseppe Arcimboldo. Two Paintings of Flora, Madrid, Fundación Juan March, 2014). Eine weitere Version der ursprünglichen Flora (Privatsammlung, Paris) war 2007 in Paris und Wien ausgestellt und wurde von Görel Cavalli Björkman als eigenhändige Replik des Künstlers publiziert (Arcimboldo 1526–1593, Mailand 2007, Kat. IV. 37). Alle diese Gemälde stehen in Zusammenhang mit Arcimboldos berühmtem Vertumnus (Schloss Skokloster, Schweden).

Mehrere Fassungen und Repliken der Komposition sind dokumentiert. Es gibt zeitgenössische Hinweise, dass sich Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente im Besitz der Fürsten von Liechtenstein, des spanischen Königs, des Kaisers und des Kurfürsten von Sachsen befanden. Versionen des unter dem Titel Der Koch bekannten Gemäldes befanden sich in den Sammlungen des spanischen Königs, des Kurfürsten von Sachsen und höchstwahrscheinlich auch des Kaisers. Auch zahlreiche Beispiele von Arcimboldos Vögel-, Tier- und Blumenstudien, die ihm als Grundlage für seine Gemälde dienten und zudem für naturgeschichtliche Forschungen herangezogen wurden, haben sich erhalten. Sie befinden sich in Sammlungen in Dresden, Bologna und Wien. Die Zahl der Arcimboldo zuschreibbaren Gemälde ist mit Vorsicht zu genießen, wobei sich eine Reihe an Möglichkeiten auftut. Unbestrittene Fassungen der Jahreszeiten und der Elemente befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, in der Königlichen Akademie von San Fernando in Madrid, im Louvre und im Liechtenstein Museum. Gemälde, die allgemein als eigenhändig akzeptiert werden, werden im Denver Museum of Art und in der De Menil Foundation aufbewahrt.

Es ist bekannt, dass Arcimboldo um 1590, als auch die Gemälde der Flora und des Vertumnus entstanden, mehrere weitere einfigurige Kompositionen schuf (im Gegensatz zu seinen Serien der Elemente und Jahreszeiten), zu denen auch die „Umkehrbilder“ zählen. Eines davon – die Darstellung eines vom Künstler signierten Kopfes, der Ähnlichkeiten mit den Jahreszeiten aufweist und von Comanini (in Il Figino) erwähnt wird, wurde kürzlich von der National Gallery of Art in Washington erworben.

Das vorliegende Gemälde kopiert bzw. wiederholt keines der bekannten Werke Arcimboldos. Es behandelt das Thema der Flora zwar in einer den oben erwähnten Fassungen vergleichbaren Manier, weicht jedoch vom in der spanischen Privatsammlung aufbewahrten Prototyp ab. Während hier der aus Blumen gebildete weibliche Torso vom Betrachter aus gesehen nach links blickt, blickt die Flora der Urfassung nach rechts. Die Flora Meretrix ist mehr oder weniger frontal ausgerichtet. Im vorliegenden Bild trägt die Flora einen hohen Kragen mit einer aus weißen Blumen bestehenden Krause, während das Gewand der Flora Meretrix tief ausgeschnitten ist und den Blick auf ihre Brust freigibt. Der Mund ist kleiner und das Gesicht schmäler als in den anderen beiden Fassungen. Die Unterschiede sind zahlreich und lassen annehmen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Originalkomposition handelt.

Aus materialtechnischer Sicht spricht nichts gegen eine Entstehungszeit, die nicht allzu weit von Arcimboldos eigener Schaffenszeit entfernt liegt. Der für das Bild verwendete Malgrund wird gemeinhin mit den sogenannten „Manieristen“ in Verbindung gebracht. Schiefer kam ab Daniele da Volterra zum Einsatz. Um 1600 wurde das Malen auf Stein am kaiserlichen Hof populär, wo Hans von Aachen mehrere Gemälde dieser Art schuf. Ebenfalls am Hof tätige Künstler, aber auch andere Maler, darunter Christoph Gertner, übernahmen diese Methode und malten ebenfalls auf Schiefer. Norditalienische Künstler, etwa Felice Brussasorci, folgten ihrem Beispiel. Es ist daher möglich, dass das vorliegende Gemälde von einem Künstler stammt, der Arcimboldos Werke in Mailand, wo seine Flora von vielen gesehen wurde, kannte. Und schließlich erhebt Manfred Schreiner in seiner maltechnischen Untersuchung der Pigmente keinen Einwand dagegen, dass es sich hier um ein authentisches Gemälde des 16. Jahrhunderts handelt (Untersuchungsbericht auf Anfrage erhältlich).

Nichtsdestotrotz muss eine Zuschreibung an Arcimboldo selbst oder an seine Werkstatt sorgsam abgewogen werden. Arcimboldo war ein erfindungs- und einfallsreicher Künstler, der auf Leinwand und Holz malte, doch sind keine auf Schiefer ausgeführten Werke von ihm oder seiner Werkstatt bekannt. Bei einem genauen Vergleich zeigen sich Unterschiede im Umgang mit dem Farbauftrag, der im vorliegenden Gemälde nicht an die plastischen Qualitäten der von Arcimboldo gemalten Blüten heranzureichen scheint. Im vorliegenden Gemälde gibt es Glanzlichter in den Blumen, während an den Rändern der Blüten die Farbe dicker aufgetragen ist oder umgekehrt die Farbe sich im Inneren konzentriert und dann zu den Blütenblättern hin ausdünnt. Dadurch ergibt sich allgemein ein weniger dreidimensionaler Effekt. Die eigenhändigen Werke Arcimboldos erwecken diesen Eindruck nicht. Es bleibt die Möglichkeit, dass das vorliegende Werk von einem Zeitgenossen des Künstlers stammt. Laut Giuseppe Lomazzo (siehe Idea, 1590) gab es derartige Imitationen bereits in den 1580er-Jahren. Arcimboldo genoss in Mailand in den 1590er-Jahren, als er hochdekoriert vom kaiserlichen Hof zurückgekehrt war, einen hervorragenden Ruf, und auch nach dem Tod des Künstlers ahmte man seine Werke nach. Bei der vorliegenden Flora scheint es sich um eine zeitgenössische Nachbildung zu handeln, die vermutlich von einem norditalienischen Künstler stammt.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.