Lot Nr. 524 #


Paula Modersohn-Becker


Paula Modersohn-Becker - Klassische Moderne

(Dresden 1876–1907 Worpswede)
Birkenstämme vor Scheune, 1900, Tempera auf Karton, 55,5 x 41,2 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Privatbesitz Irma Assenheimer (1896-1980), Antwerpen (1960)

Literatur:
Günter Busch, Milena Schickedanz, Wolfgang Werner, Paula Modersohn-Becker, Werkverzeichnis der Gemälde, München 1998, Bd. 2, Nr. 85, Abb. S. 77

Zugunsten einer verstärkten Hinwendung zur Landschaft vernachlässigte Paula Modersohn-Becker gerade in den ersten Jahren ihrer Aufenthalte in Worpswede ihre große Passion, das ‚Menschen-malen‘, wie sie es selbst in einem Brief an ihre Eltern 1897 nannte. Ihr Hauptaugenmerk bei der Landschaftsdarstellung galt den Birken, die ihr seit ihrer Berliner Zeit ein vertrautes Bild boten und die sie in einem Tagebucheintrag als zarte, schlanke Jungfrauen bezeichnet, die in starkem Kontrast zu den, in ihren Augen, männlichen Kiefern stehen.
Die Komposition der Landschaftsdarstellungen Paula Modersohn-Beckers folgt der ihrer Figurenbilder - sie reduziert das Gesehene auf das Wesentliche, indem sie die Darstellung in einfache große, klar gegliederte Formen fasst. Für „ Birkenstämme vor Scheune“ wählte sie die für sie typische Nahsicht und fasste den Bildausschnitt relativ eng. Trotz der relativ großen Flächigkeit büßt das Gemälde durch die schlichte und unverfälschte Darstellung der Natur nichts in seiner plastischen Wirkung ein, sie wird im Gegenteil noch gesteigert. Feine Nuancen, die sich besonders bei der plastischen Gestaltung der Birkenstämme zeigen, setzen eine unmittelbare Naturbeobachtung voraus. Die dynamisch im rechten Bildraum emporragenden Birkenstämme bilden einen starken Kontrast zu den starren, geometrischen Feldern der im Hintergrund liegenden Fachwerkscheune. Auf Details verzichtet Paula Modersohn-Becker - die gesamte Komposition machen Fläche, Formen sowie das feine Gespür für die Wahl der Farben und ihre Abstufungen aus. Das helle Sonnenlicht wird von dem Brunnendach links neben der Scheune reflektiert und in den kräftigen blau, rot und grün Tönen wiedergegeben. Wie bei ihren Figurenbildern ist Paula Modersohn-Becker auch bei ihren Landschaftsdarstellungen das direkte und unmittelbare Erfahren vor dem Objekt und das intuitive Einfühlen der inneren Wirklichkeit des Darzustellenden von größter Bedeutung. Der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten bot für sie in der Natur noch einen zusätzlichen beflügelnden Anreiz.

„... deine Birken, die zarten schlanken Jungfrauen, die das Auge erfreuen. Mit jener schlappen träumerischen Grazie, als ob ihnen das Leben noch nicht aufgegangen sei. Sie sind so schmeichelnd, man muß sich ihnen hingeben, man kann nicht widerstehn. Einige sind auch schon ganz männlich kühn, mit starkem, geraden Stamm. Das sind meine ‚modernen Frauen‘....“
(Paula Modersohn-Becker‘s diary entry, autumn 1897. Natur und Poesie circa 1900, in: Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker und Worpswede, Exhibition catalogue. Städtische Galerie Karlsruhe, 11 November 2012 to 17 February 2013, Petersberg/Hessen 2012, p.147)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

09.06.2015 - 19:00

Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 140.000,-

Paula Modersohn-Becker


(Dresden 1876–1907 Worpswede)
Birkenstämme vor Scheune, 1900, Tempera auf Karton, 55,5 x 41,2 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Privatbesitz Irma Assenheimer (1896-1980), Antwerpen (1960)

Literatur:
Günter Busch, Milena Schickedanz, Wolfgang Werner, Paula Modersohn-Becker, Werkverzeichnis der Gemälde, München 1998, Bd. 2, Nr. 85, Abb. S. 77

Zugunsten einer verstärkten Hinwendung zur Landschaft vernachlässigte Paula Modersohn-Becker gerade in den ersten Jahren ihrer Aufenthalte in Worpswede ihre große Passion, das ‚Menschen-malen‘, wie sie es selbst in einem Brief an ihre Eltern 1897 nannte. Ihr Hauptaugenmerk bei der Landschaftsdarstellung galt den Birken, die ihr seit ihrer Berliner Zeit ein vertrautes Bild boten und die sie in einem Tagebucheintrag als zarte, schlanke Jungfrauen bezeichnet, die in starkem Kontrast zu den, in ihren Augen, männlichen Kiefern stehen.
Die Komposition der Landschaftsdarstellungen Paula Modersohn-Beckers folgt der ihrer Figurenbilder - sie reduziert das Gesehene auf das Wesentliche, indem sie die Darstellung in einfache große, klar gegliederte Formen fasst. Für „ Birkenstämme vor Scheune“ wählte sie die für sie typische Nahsicht und fasste den Bildausschnitt relativ eng. Trotz der relativ großen Flächigkeit büßt das Gemälde durch die schlichte und unverfälschte Darstellung der Natur nichts in seiner plastischen Wirkung ein, sie wird im Gegenteil noch gesteigert. Feine Nuancen, die sich besonders bei der plastischen Gestaltung der Birkenstämme zeigen, setzen eine unmittelbare Naturbeobachtung voraus. Die dynamisch im rechten Bildraum emporragenden Birkenstämme bilden einen starken Kontrast zu den starren, geometrischen Feldern der im Hintergrund liegenden Fachwerkscheune. Auf Details verzichtet Paula Modersohn-Becker - die gesamte Komposition machen Fläche, Formen sowie das feine Gespür für die Wahl der Farben und ihre Abstufungen aus. Das helle Sonnenlicht wird von dem Brunnendach links neben der Scheune reflektiert und in den kräftigen blau, rot und grün Tönen wiedergegeben. Wie bei ihren Figurenbildern ist Paula Modersohn-Becker auch bei ihren Landschaftsdarstellungen das direkte und unmittelbare Erfahren vor dem Objekt und das intuitive Einfühlen der inneren Wirklichkeit des Darzustellenden von größter Bedeutung. Der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten bot für sie in der Natur noch einen zusätzlichen beflügelnden Anreiz.

„... deine Birken, die zarten schlanken Jungfrauen, die das Auge erfreuen. Mit jener schlappen träumerischen Grazie, als ob ihnen das Leben noch nicht aufgegangen sei. Sie sind so schmeichelnd, man muß sich ihnen hingeben, man kann nicht widerstehn. Einige sind auch schon ganz männlich kühn, mit starkem, geraden Stamm. Das sind meine ‚modernen Frauen‘....“
(Paula Modersohn-Becker‘s diary entry, autumn 1897. Natur und Poesie circa 1900, in: Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker und Worpswede, Exhibition catalogue. Städtische Galerie Karlsruhe, 11 November 2012 to 17 February 2013, Petersberg/Hessen 2012, p.147)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2015 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.05. - 09.06.2015