Venedig (Italien), ca. 120 x 27 cm, 2. H. 15. Jh. Goldstickerei aus Goldgespinst um gelbweiße Seide gewickelt;

bildliche Stickereien waren im Mittelalter, auch bedingt durch das damalige Analphabetentum, bedeutende Ausstattungen in Altären, Kirchenräumen und insbesondere auf den liturgischen Gewändern der zelebrierenden Priester, anlässlich zu bestimmten Kirchenfesten getragen, vermittelten die kostbaren Textilien eine Botschaft, wie auch eine prächtige Wirkung auf die überwiegend in Bescheidenheit lebenden Menschen dieser Zeit;

von den drei nachfolgenden, äußerst seltenen "Stäben" hebt sich dieses museale Exponat, durch den hohen Goldanteil qualitativ besonders hervor, annähernd vollständig erhalten aus Leinen mit Gold- und Seidenstickerei lässt die Breite auf eine einstigen Verwendung als KaselstabesBesatz schließen, die Stickfläche gliedert sich in drei Felder mit Gewölbearchitektur und zwei Heiligenbilder, in der Mitte findet sich die stehende Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind, als BortenAbschluss ist der heilige Johannes der Täufer mit seinen Attributen: dem Fellgewand, langen Haaren und dem Alten Testament mit Lamm in der linken Hand tragend auszumachen, die seidenen Stickfäden sind am Leinengrund teils ausgefallen, wodurch die Vorzeichnungen durchscheinen, ringsum mit roter Borte nachträglich gefasst, rückwärts auf mehreren Leinenstreifen aufgezogen und gesichert; (MA)

Lit.: Christa-Maria Jeitner, Der Textilbestand im Dom zu Brandenburg und seine Geschichte; Uta-Christiane Bergemann, Kataloge des Deutschen Textilmuseums Krefeld, Band 3, Europäische Stickereien 1250-1650; Maria Varju-Ember, Leonie von Wilckens, Die textilen Künste, Von der Spätantike bis um 1500; Alte Textilien, Kunstschätze des ungarischen Nationalmuseums.