Lot Nr. 84 #


Jan Brueghel II.


Jan Brueghel II. - Alte Meister

(Antwerpen 1601–1678)
Das irdische Paradies mit dem Sündenfall Adam und Evas,
Öl auf Kupfer, 55,7 x 72 cm, gerahmt

Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach Begutachtung des Originals. Ein schriftliches Gutachten (Februar 2015) liegt bei.

Diese Komposition Jan Brueghels II. ist bislang weder in einer zweiten eigenen Variante, noch in einer Fassung Jan Brueghels I. bekannt. Aus seinem nur sporadisch geführten Tagebuch weiß man, dass er in den Jahren nach seiner Rückkehr aus Italien zunächst mit dem Verkauf des Inventars von Arbeiten des Vaters beschäftigt war, unvollendet zurückgelassene Gemälde fertigstellte und Varianten von dessen erfolgreichen Kompositionen anfertigte. In dieser Zeit arbeitete er noch sehr nah am väterlichen Vorbild; erst später begann er mit eigenen Bildinventionen. Als Vorbild für das hier angebotene Gemälde diente wohl die in Zusammenarbeit des Vaters mit Peter Paul Rubens entstandene Paradieslandschaft (heute im Mauritshuis, Den Haag). Zwar kann man einzelne Motive des vorliegenden Gemäldes auf Bilderfindungen Jans des Älteren zurückführen, dennoch wird gerade im Vergleich mit dem Gemälde in Den Haag deutlich, wie sehr sich Jan Brueghel der Jüngere zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Paradieses bereits vom Vorbild des Vaters emanzipiert hatte.

Auch bei diesem Gemälde findet sich das für Jan Brueghel II. typische leuchtende Kolorit, das durch die aufwändige Lasurtechnik sowie den teuren Bildträger Kupfer erreicht wurde. Man blickt von einem niedrigen Standpunkt in eine Waldlichtung, in deren Mittelgrund der Sündenfall dargestellt ist. Die Figuren der beiden Protagonisten Adam und Eva stammen von Abraham Willemsen, mit dem Jan Brueghel II. wiederholt zusammenarbeitete. Eine solche Arbeitsteilung ist für die Werke der Brueghel-Familie charakteristisch. So arbeitete Jan Brueghel I. auch dann noch mit Hans Rottenhammer zusammen, als dieser längst aus Antwerpen nach Augsburg übersiedelt war. Ertz schreibt: „Im Vordergrund ist – von links – die dem üblichen Jan Brueghel-Kanon folgende Motivvielfalt für Paradiese angeordnet: das liegende, sich balgende Leopardenpaar, Katze und Hund, sich anfeindend, eine Wildente, zwei Laufvögel mit langen Schnäbeln, zwei Pfauen sowie ein Rehbock im Profil […]. Im Mittelgrund sehen wir von links: eine Wildgans, zwei Fasane, zwei Katzen und rechts der Sündenfallszene ein Löwenpaar […]“.

Das vorliegende Gemälde unterscheidet sich stilistisch deutlich von den Werken des Vaters, dem es um die räumliche Tiefenwirkung seiner Bilder ging. Neben einem allgemein freieren und leichteren Pinselduktus wirken die Werke Jans des Jüngeren der 1640er Jahre, in die Ertz das Bild datiert, flächenhafter. Ertz: „Erst ab Mitte der 1630er Jahre findet er zu einem eigenen Malstil, der sich von dem des Vaters vor allem durch die in ihrer Buntheit etwas zurückgenommene Farbigkeit unterscheidet, was sich in einem einheitlichen Braun-Grünton ausdrückt. Hinzu kommt ein malerischer und temperamentvoller Pinselstrich, der so beim Vater nicht zu finden ist“.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 289.133,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Jan Brueghel II.


(Antwerpen 1601–1678)
Das irdische Paradies mit dem Sündenfall Adam und Evas,
Öl auf Kupfer, 55,7 x 72 cm, gerahmt

Wir danken Klaus Ertz für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach Begutachtung des Originals. Ein schriftliches Gutachten (Februar 2015) liegt bei.

Diese Komposition Jan Brueghels II. ist bislang weder in einer zweiten eigenen Variante, noch in einer Fassung Jan Brueghels I. bekannt. Aus seinem nur sporadisch geführten Tagebuch weiß man, dass er in den Jahren nach seiner Rückkehr aus Italien zunächst mit dem Verkauf des Inventars von Arbeiten des Vaters beschäftigt war, unvollendet zurückgelassene Gemälde fertigstellte und Varianten von dessen erfolgreichen Kompositionen anfertigte. In dieser Zeit arbeitete er noch sehr nah am väterlichen Vorbild; erst später begann er mit eigenen Bildinventionen. Als Vorbild für das hier angebotene Gemälde diente wohl die in Zusammenarbeit des Vaters mit Peter Paul Rubens entstandene Paradieslandschaft (heute im Mauritshuis, Den Haag). Zwar kann man einzelne Motive des vorliegenden Gemäldes auf Bilderfindungen Jans des Älteren zurückführen, dennoch wird gerade im Vergleich mit dem Gemälde in Den Haag deutlich, wie sehr sich Jan Brueghel der Jüngere zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Paradieses bereits vom Vorbild des Vaters emanzipiert hatte.

Auch bei diesem Gemälde findet sich das für Jan Brueghel II. typische leuchtende Kolorit, das durch die aufwändige Lasurtechnik sowie den teuren Bildträger Kupfer erreicht wurde. Man blickt von einem niedrigen Standpunkt in eine Waldlichtung, in deren Mittelgrund der Sündenfall dargestellt ist. Die Figuren der beiden Protagonisten Adam und Eva stammen von Abraham Willemsen, mit dem Jan Brueghel II. wiederholt zusammenarbeitete. Eine solche Arbeitsteilung ist für die Werke der Brueghel-Familie charakteristisch. So arbeitete Jan Brueghel I. auch dann noch mit Hans Rottenhammer zusammen, als dieser längst aus Antwerpen nach Augsburg übersiedelt war. Ertz schreibt: „Im Vordergrund ist – von links – die dem üblichen Jan Brueghel-Kanon folgende Motivvielfalt für Paradiese angeordnet: das liegende, sich balgende Leopardenpaar, Katze und Hund, sich anfeindend, eine Wildente, zwei Laufvögel mit langen Schnäbeln, zwei Pfauen sowie ein Rehbock im Profil […]. Im Mittelgrund sehen wir von links: eine Wildgans, zwei Fasane, zwei Katzen und rechts der Sündenfallszene ein Löwenpaar […]“.

Das vorliegende Gemälde unterscheidet sich stilistisch deutlich von den Werken des Vaters, dem es um die räumliche Tiefenwirkung seiner Bilder ging. Neben einem allgemein freieren und leichteren Pinselduktus wirken die Werke Jans des Jüngeren der 1640er Jahre, in die Ertz das Bild datiert, flächenhafter. Ertz: „Erst ab Mitte der 1630er Jahre findet er zu einem eigenen Malstil, der sich von dem des Vaters vor allem durch die in ihrer Buntheit etwas zurückgenommene Farbigkeit unterscheidet, was sich in einem einheitlichen Braun-Grünton ausdrückt. Hinzu kommt ein malerischer und temperamentvoller Pinselstrich, der so beim Vater nicht zu finden ist“.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.