Lot Nr. 79


Federico Barocci


Federico Barocci - Alte Meister

(Urbino ca. 1535–1612)
Madonna mit Kind,
Öl auf Leinwand, Tondo, Dm. 41,5 cm, gerahmt

Literatur:
A. Emiliani, Federico Barocci (Urbino, 1535–1612), II, Ancona 2008, S. 368, Nr. 90.2

Andrea Emiliani zufolge handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eine spätere Version der Madonna mit Kind in der Galleria Pallavicini in Rom (siehe Literatur). Die Pallavicini-Fassung wurde von Zeri um 1567 datiert (siehe F. Zeri, La Galleria Pallavicini in Roma, 1959, S. 315) und mit der Madonna di San Simone (Galleria Nazionale delle Marche, Urbino) verglichen.

Laut Olsen (siehe H. Olsen, Kopenhagen 1962, S. 250, Nr. 82) ist die Pallavicini-Madonna eine Variante der Madonna di San Simone (Galleria Nazionale delle Marche, Urbino), während sich das Jesuskind mit jenem der Madonna del Gatto (National Gallery, London) vergleichen lässt.

Baroccis Schaffen nach seiner Rückkehr nach Urbino aus Rom im Jahr 1563 zeigt eine Abwendung von den gelängten Figuren des mittelitalienischen Manierismus mit ihren komplizierten Haltungen und der koloristischen und naturalistischen Reichhaltigkeit der venezianischen Kunst hin zu einer feinsinnigeren Poesie und Zartheit. Es bleibt zu vermuten, ob Barocci in die Emilia reiste, um dort Correggios Altarbilder und Fresken vor Ort zu studieren, oder ob die Begegnung mit Correggios Werk über Kartons und farbige Zeichnungen erfolgte. Es heißt, dass Barocci sich die psychologischen und malerischen Effekte aus Correggios Werk aneignete, damit aber eine ganzheitlichere Wirkung erzielte.

Soviel Lob Barocci für seine Arbeitsweise auch bekam, so sehr strapazierte diese die Geduld seiner Kunden, die der Fertigstellung ihrer Aufträge harrten. Aufgrund einer nicht kurierbaren Krankheit, die Barocci gezwungen hatte, 1563 aus Rom wegzugehen, konnte er nur eine Stunde am Morgen und eine Stunde des Nachts malen. Den Rest des Tages verbrachte er mit Zeichnen und anderen Tätigkeiten. Herzog Francesco Maria II. della Rovere, sein wichtigster Mäzen, gewährte ihm nicht nur Unterkunft, sondern agierte auch als Vermittler zwischen dem Künstler und seinen Auftraggebern, darunter Kaiser Rudolf II., Papst Klemens VII. und König Philipp II. von Spanien. Der Großherzog der Toskana Francesco I. de’ Medici versuchte ihn zu überreden, dem Hof von Urbino den Rücken zu kehren und nach Florenz zu kommen, doch Barocci gefiel Urbino mit seiner starken kunsthandwerklichen Tradition und dem kultivierten Leben bei Hof, und er blieb.

21.04.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Federico Barocci


(Urbino ca. 1535–1612)
Madonna mit Kind,
Öl auf Leinwand, Tondo, Dm. 41,5 cm, gerahmt

Literatur:
A. Emiliani, Federico Barocci (Urbino, 1535–1612), II, Ancona 2008, S. 368, Nr. 90.2

Andrea Emiliani zufolge handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eine spätere Version der Madonna mit Kind in der Galleria Pallavicini in Rom (siehe Literatur). Die Pallavicini-Fassung wurde von Zeri um 1567 datiert (siehe F. Zeri, La Galleria Pallavicini in Roma, 1959, S. 315) und mit der Madonna di San Simone (Galleria Nazionale delle Marche, Urbino) verglichen.

Laut Olsen (siehe H. Olsen, Kopenhagen 1962, S. 250, Nr. 82) ist die Pallavicini-Madonna eine Variante der Madonna di San Simone (Galleria Nazionale delle Marche, Urbino), während sich das Jesuskind mit jenem der Madonna del Gatto (National Gallery, London) vergleichen lässt.

Baroccis Schaffen nach seiner Rückkehr nach Urbino aus Rom im Jahr 1563 zeigt eine Abwendung von den gelängten Figuren des mittelitalienischen Manierismus mit ihren komplizierten Haltungen und der koloristischen und naturalistischen Reichhaltigkeit der venezianischen Kunst hin zu einer feinsinnigeren Poesie und Zartheit. Es bleibt zu vermuten, ob Barocci in die Emilia reiste, um dort Correggios Altarbilder und Fresken vor Ort zu studieren, oder ob die Begegnung mit Correggios Werk über Kartons und farbige Zeichnungen erfolgte. Es heißt, dass Barocci sich die psychologischen und malerischen Effekte aus Correggios Werk aneignete, damit aber eine ganzheitlichere Wirkung erzielte.

Soviel Lob Barocci für seine Arbeitsweise auch bekam, so sehr strapazierte diese die Geduld seiner Kunden, die der Fertigstellung ihrer Aufträge harrten. Aufgrund einer nicht kurierbaren Krankheit, die Barocci gezwungen hatte, 1563 aus Rom wegzugehen, konnte er nur eine Stunde am Morgen und eine Stunde des Nachts malen. Den Rest des Tages verbrachte er mit Zeichnen und anderen Tätigkeiten. Herzog Francesco Maria II. della Rovere, sein wichtigster Mäzen, gewährte ihm nicht nur Unterkunft, sondern agierte auch als Vermittler zwischen dem Künstler und seinen Auftraggebern, darunter Kaiser Rudolf II., Papst Klemens VII. und König Philipp II. von Spanien. Der Großherzog der Toskana Francesco I. de’ Medici versuchte ihn zu überreden, dem Hof von Urbino den Rücken zu kehren und nach Florenz zu kommen, doch Barocci gefiel Urbino mit seiner starken kunsthandwerklichen Tradition und dem kultivierten Leben bei Hof, und er blieb.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015