Lot Nr. 49 #


Holländische Schule, 17. Jahrhundert - drei Bilder (3)


Holländische Schule, 17. Jahrhundert - drei Bilder (3) - Alte Meister

Die Heiligen Drei Könige,
Öl auf Leinwand, je 68,5 x 59 cm, gerahmt (3)

Es gelang bisher nicht, diese Einzeldarstellungen der Heiligen Drei Könige zweifelsfrei einem Künstler zuzuordnen. Kompositionell aufeinander bezogen, stellen sie eine ikonographisch außerordentlich rare Serie dar. Die Namen der Könige (oder der Weisen aus dem Morgenland) werden im biblischen Text (Matth. 2) nicht genannt, ihre Gaben hingegen schon: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Zuordnung der Namen, die seit dem 6. Jahrhundert genannt werden, ist nicht einheitlich. Ebenso variiert die Verteilung der jeweiligen Gaben. In der Bildtradition festigte sich die Darstellung der drei Könige im Sinne der drei Lebensalter (Jüngling, Mann und Greis), seit dem 15. Jahrhundert dann auch die eines der Könige als Dunkelhäutigem. Hier sind links Caspar, mittig Melchior, rechts Balthasar dargestellt, und zwar in einer Verteilung der Gaben, die Caspar mit Gold, Melchior mit Weihrauch und Balthasar mit Myrrhe zeigt.

Eine vergleichbare Folge von Jan van Bijlert in Saumur, etwas kleiner im Format und auf Holz gemalt, stellt die Heiligen Drei Könige ebenfalls als Büsten dar. Dass bei dieser Folge die einzelnen Tafeln signiert sind, belegt zusätzlich die Konzeption der Folge als drei zueinander gehörende Einzelwerke (vgl. P. H. Janssen, Jan van Bijlert, Amsterdam-Philadelphia 1998, S. 95f., Nr. 4-9, S. 317f., Tafeln 139-142). Solche Folgen separater Darstellungen der Heiligen Drei Könige sind in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts außerordentlich selten. Von Jan van Bijlert sind mindestens zwei ähnliche Folgen bekannt. Neben der in Saumur schuf er eine zweite, von der sich lediglich die Darstellung des Caspar erhalten hat, und die bei gleichgroßem Bildträger eine halbfigurige Darstellung zeigt. Eine Wiederholung der Serie in Saumur wurde am 17. Mai 2004 bei Christie’s, Amsterdam, als Lot 96 versteigert (als „Circle of Jan van Bijlert“).

Aufgrund der klaren Tonalität und einer gewissen Mattheit der Farben wurde auf Abraham Bloemaert hingewiesen, aber auch auf Rembrandt-Schüler wie Salomon de Bray. Auf Cesar van Everdingen deuten stilistische Vergleiche des Balthasar mit Everdingens Bacchus in Düsseldorf hin, aber auch mit dem Profilporträt des Statthalters Willem II. aus der großen Privilegienverleihung Everdingens von 1655 in Leiden. Auch für die Figur des schwarzen Königs Balthasar gäbe es mögliche Vergleiche im Oeuvre Everdingens, so einer der Diener auf dem Porträt des Wollebrand Geleynsz in Alkmaar von 1674. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass das ikonographische Phänomen des Typus der Heiligen Drei Könige in Einzeldarstellungen in den Nördlichen Niederlanden nach derzeitigem Forschungsstand ausschließlich in Utrecht Verwendung fand. Sowohl Jan van Bijlert wie auch Jacob Duck, von dem die einzigen anderen vergleichbaren Darstellungen geschaffen wurden, arbeiteten in Utrecht.

Wir danken Sylvain Kerspern und Christian Tico Seifert für ihre freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieser Bilder.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Holländische Schule, 17. Jahrhundert - drei Bilder (3)


Die Heiligen Drei Könige,
Öl auf Leinwand, je 68,5 x 59 cm, gerahmt (3)

Es gelang bisher nicht, diese Einzeldarstellungen der Heiligen Drei Könige zweifelsfrei einem Künstler zuzuordnen. Kompositionell aufeinander bezogen, stellen sie eine ikonographisch außerordentlich rare Serie dar. Die Namen der Könige (oder der Weisen aus dem Morgenland) werden im biblischen Text (Matth. 2) nicht genannt, ihre Gaben hingegen schon: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Zuordnung der Namen, die seit dem 6. Jahrhundert genannt werden, ist nicht einheitlich. Ebenso variiert die Verteilung der jeweiligen Gaben. In der Bildtradition festigte sich die Darstellung der drei Könige im Sinne der drei Lebensalter (Jüngling, Mann und Greis), seit dem 15. Jahrhundert dann auch die eines der Könige als Dunkelhäutigem. Hier sind links Caspar, mittig Melchior, rechts Balthasar dargestellt, und zwar in einer Verteilung der Gaben, die Caspar mit Gold, Melchior mit Weihrauch und Balthasar mit Myrrhe zeigt.

Eine vergleichbare Folge von Jan van Bijlert in Saumur, etwas kleiner im Format und auf Holz gemalt, stellt die Heiligen Drei Könige ebenfalls als Büsten dar. Dass bei dieser Folge die einzelnen Tafeln signiert sind, belegt zusätzlich die Konzeption der Folge als drei zueinander gehörende Einzelwerke (vgl. P. H. Janssen, Jan van Bijlert, Amsterdam-Philadelphia 1998, S. 95f., Nr. 4-9, S. 317f., Tafeln 139-142). Solche Folgen separater Darstellungen der Heiligen Drei Könige sind in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts außerordentlich selten. Von Jan van Bijlert sind mindestens zwei ähnliche Folgen bekannt. Neben der in Saumur schuf er eine zweite, von der sich lediglich die Darstellung des Caspar erhalten hat, und die bei gleichgroßem Bildträger eine halbfigurige Darstellung zeigt. Eine Wiederholung der Serie in Saumur wurde am 17. Mai 2004 bei Christie’s, Amsterdam, als Lot 96 versteigert (als „Circle of Jan van Bijlert“).

Aufgrund der klaren Tonalität und einer gewissen Mattheit der Farben wurde auf Abraham Bloemaert hingewiesen, aber auch auf Rembrandt-Schüler wie Salomon de Bray. Auf Cesar van Everdingen deuten stilistische Vergleiche des Balthasar mit Everdingens Bacchus in Düsseldorf hin, aber auch mit dem Profilporträt des Statthalters Willem II. aus der großen Privilegienverleihung Everdingens von 1655 in Leiden. Auch für die Figur des schwarzen Königs Balthasar gäbe es mögliche Vergleiche im Oeuvre Everdingens, so einer der Diener auf dem Porträt des Wollebrand Geleynsz in Alkmaar von 1674. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass das ikonographische Phänomen des Typus der Heiligen Drei Könige in Einzeldarstellungen in den Nördlichen Niederlanden nach derzeitigem Forschungsstand ausschließlich in Utrecht Verwendung fand. Sowohl Jan van Bijlert wie auch Jacob Duck, von dem die einzigen anderen vergleichbaren Darstellungen geschaffen wurden, arbeiteten in Utrecht.

Wir danken Sylvain Kerspern und Christian Tico Seifert für ihre freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieser Bilder.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015