Lot Nr. 10


Meister von Fermignano


Meister von Fermignano - Alte Meister

(tätig in den Marken zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert)
Salvator Mundi,
freskierte Lünette (stacco a massello), 71 x 112 cm, ungerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Alessandro Tomei, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat.

Dieses abgenommene Fresko zeigt Christus als Weltenrichter in der klassischen an der Apokalypse orientierten Ikonografie mit dem geöffnetem Buch in der Rechten, in dem die Buchstaben Α und Ω als Hinweise auf den Anfang und das Ende der Welt zu erkennen sind: „ἐγὼ τὸ ἄλϕα καὶ τὸ ὦ, ό πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος, ἡ ἀρχὴ καὶ τὸ τέλος“ (Offb. XXII, 13: „Ich bin das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“).

Die unverkennbare Monumentalität verweist auf die Herkunft des Werkes aus einem architektonischen Ausstattungsensemble von größeren Ausmaßen. Es ist anzunehmen, dass das Bild hoch oben, womöglich in einer Lünette unterhalb eines Kreuzgewölbes oder noch wahrscheinlicher über einem Portal oder der westseitigen Innenfassade angebracht war – damals der bevorzugte Platz für Darstellungen von Christus als Weltenrichter.

Die Haltung der Figur ist ausgesprochen feierlich und ikonenhaft – Aspekte, die durch die Größe der symbolträchtigen Lettern noch betont werden. Die plastische Solidität des Bildes beruht auf gekonnt ausgeführten Helldunkelübergängen und der Darstellung der Faltenwürfe, die darauf ausgerichtet sind, den Eindruck von Räumlichkeit zu verstärken. Einiges weist auf die zentraladriatische Malerei des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts, deren Tradition sich einerseits unter dem Einfluss der Malerei der Emilia-Romagna und andererseits unter dem Eindruck Venedigs gebildet hatte. Es gibt starke Ähnlichkeiten zu einer Gruppe abgenommener Fresken, die heute im Palazzo Albani der Università degli Studi di Urbino „Carlo Bo“ aufbewahrt werden und ursprünglich aus der Kirche San Giacomo dei Pellegrini in Fermignano (Pesaro-Urbino) stammen. Möglicherweise handelt es sich dort um dieselbe Hand. Sie umfassen einen fragmentarisch erhaltenen Zyklus mit Darstellungen der Kreuzigung, Heiligenfiguren und dem auf einem Thron sitzenden und von Engeln flankierten Christus mit zwei rechts von ihm knienden Pilgern. Diese beiden Figuren sowie die Lage des Bauwerks unweit der Via Francigena haben zur Vermutung geführt, dass sich neben der Kirche einmal eine Herberge für Pilger auf dem Weg nach Rom befand.

Stilistisch wurde der vorliegende Christus als Weltenrichter in einer Art und Weise interpretiert, die der Manier anderer in der zweiten Hälfte des 14. Jahr-hunderts in der Region tätiger Künstler nahesteht, insbesondere einer Fassung Gentile da Fabrianos. Dafür sprechen die Plastizität der Figur, ihre sichere Positionierung im Raum und die feinen Farbübergänge. Außerdem fällt das Fehlen dekorativer Elemente auf, die für die spätgotische Malerei der nördlichen Marken typisch ist.

Wir danken Alessandro Tomei für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.000,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Meister von Fermignano


(tätig in den Marken zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert)
Salvator Mundi,
freskierte Lünette (stacco a massello), 71 x 112 cm, ungerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Alessandro Tomei, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat.

Dieses abgenommene Fresko zeigt Christus als Weltenrichter in der klassischen an der Apokalypse orientierten Ikonografie mit dem geöffnetem Buch in der Rechten, in dem die Buchstaben Α und Ω als Hinweise auf den Anfang und das Ende der Welt zu erkennen sind: „ἐγὼ τὸ ἄλϕα καὶ τὸ ὦ, ό πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος, ἡ ἀρχὴ καὶ τὸ τέλος“ (Offb. XXII, 13: „Ich bin das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“).

Die unverkennbare Monumentalität verweist auf die Herkunft des Werkes aus einem architektonischen Ausstattungsensemble von größeren Ausmaßen. Es ist anzunehmen, dass das Bild hoch oben, womöglich in einer Lünette unterhalb eines Kreuzgewölbes oder noch wahrscheinlicher über einem Portal oder der westseitigen Innenfassade angebracht war – damals der bevorzugte Platz für Darstellungen von Christus als Weltenrichter.

Die Haltung der Figur ist ausgesprochen feierlich und ikonenhaft – Aspekte, die durch die Größe der symbolträchtigen Lettern noch betont werden. Die plastische Solidität des Bildes beruht auf gekonnt ausgeführten Helldunkelübergängen und der Darstellung der Faltenwürfe, die darauf ausgerichtet sind, den Eindruck von Räumlichkeit zu verstärken. Einiges weist auf die zentraladriatische Malerei des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts, deren Tradition sich einerseits unter dem Einfluss der Malerei der Emilia-Romagna und andererseits unter dem Eindruck Venedigs gebildet hatte. Es gibt starke Ähnlichkeiten zu einer Gruppe abgenommener Fresken, die heute im Palazzo Albani der Università degli Studi di Urbino „Carlo Bo“ aufbewahrt werden und ursprünglich aus der Kirche San Giacomo dei Pellegrini in Fermignano (Pesaro-Urbino) stammen. Möglicherweise handelt es sich dort um dieselbe Hand. Sie umfassen einen fragmentarisch erhaltenen Zyklus mit Darstellungen der Kreuzigung, Heiligenfiguren und dem auf einem Thron sitzenden und von Engeln flankierten Christus mit zwei rechts von ihm knienden Pilgern. Diese beiden Figuren sowie die Lage des Bauwerks unweit der Via Francigena haben zur Vermutung geführt, dass sich neben der Kirche einmal eine Herberge für Pilger auf dem Weg nach Rom befand.

Stilistisch wurde der vorliegende Christus als Weltenrichter in einer Art und Weise interpretiert, die der Manier anderer in der zweiten Hälfte des 14. Jahr-hunderts in der Region tätiger Künstler nahesteht, insbesondere einer Fassung Gentile da Fabrianos. Dafür sprechen die Plastizität der Figur, ihre sichere Positionierung im Raum und die feinen Farbübergänge. Außerdem fällt das Fehlen dekorativer Elemente auf, die für die spätgotische Malerei der nördlichen Marken typisch ist.

Wir danken Alessandro Tomei für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.