Lot Nr. 1157


Friedrich Gauermann


Friedrich Gauermann - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Miesenbach 1807–1862 Wien)
Der Überfall, signiert, datiert, F. Gauermann 1834, Öl auf Leinwand, 60,5 x 74 cm, gerahmt, (Rei)

Provenienz:
Haus Habsburg

Verzeichnet in:
Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann 1807–1862, Rosenheimer Verlagshaus 1987, S 285, WVZ 152.

Siehe:
Gauermann Archiv, Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste 7033, Skizze, Feder lasiert, 16,4 x 19,7 cm, bezeichnet “Ausgeführt für Herrn B. Rothschild in Paris 1834” “Ein Reisewagen mit vier Pferden gespannt, wird bei einer Ruine von Räubern überfallen. Links ein breites Tal, Gebirge.” Einnahmebuch Friedrich Gauermann: 118, Rothschild nach Paris, 300fl.

Im Vordergrund, wie auf einer Bühne, findet der dramatische Überall auf die Pferdekutsche statt. Ein Räuber auf einem Schimmel führt den Betrachter geradezu als Repoussoir Figur in das Bild hinein. Die Dramatik des Kampfes wird bei den Pferden besonders deutlich: eines bäumt sich auf, die Mähnen wehen, die Nüstern sind gebläht, die Augen geweitet. Man meint geradezu das Klappern der Hufe und das Wiehern hören zu können. Die Angst der Pferde ist mit allen Sinnen spürbar. Korrespondierend mit der Dynamik und Dramatik des Geschehens im Tal verdichten sich die Wolken am Himmel. Lediglich der Felsen mit der Ruine ist lichterfüllt. Aber auch die Ruine und die monumentalen, knorrigen Bäume unterstreichen die Dramatik der Szenerie. Das Zusammenspiel von Licht und Farbe ist meisterlich, die Anordnung der Tiere ist durchkomponiert.
Für die künstlerische Entwicklung Friedrich Gauermanns waren drei Komponenten ausschlaggebend: Das Naturstudium, die Auseinandersetzung mit der barocken Tradition, zum einen mit der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts und zum anderen mit Tierkampfbildern des 17. und 18. Jahrhunderts und nicht zuletzt die Beeinflussung durch die zeitgenössische Malerei. Das Studium der Natur, zu dem Gauermann schon in jungen Jahren von seinem Vater angeleitet wurde, war eine der wichtigsten Quellen seiner Kunst. Seine Sommeraufenthalte auf dem Bauernhof in Miesenbach und die zahlreichen Alpenreisen verwendete er dazu, intensiv Naturstudien zu betreiben. Friedrich Gauermann kopierte und studierte nicht nur am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn holländische Landschaftsbilder, sondern begeisterte sich immer wieder für sie. Er kopierte die Bilder jedoch nicht sklavisch, sondern fand dort für ihn wichtige Stimmungswerte, Kompositionsschemen und eine gewisse barocke Dramatik. (Vgl. Ulrike Jenni, Friedrich Gauermann 1807-1862, Ölskizzen und Zeichnungen im Kupferstichkabinett, Zur Arbeitsmethode des Malers, Wien 1987, S 29,30.)
So bekam Friedrich Gauermann die Anregung zu dem Motiv eines „Reiterüberfalls“ wohl durch das in der Sammlung der Wiener Akademie befindlichen Gemäldes Philips Wouwermans, das er 1826 kopiert hatte. Die Thematik entsprach durchaus dem romantischen Geist der Zeit, erlaubte dem Künstler darüber hinaus aber auch die Schilderung einer aktionsgeladenen Handlung und insbesondere die Darstellung bewegter Tierleiber.
Gauermann fertigte zu dem Ölbild mehrere Kompositionsstudien an. So ist eine Skizze im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste (Nr. 7033). Ein weiteres Studienblatt befindet sich im Niederösterreichischen Landesmuseum (Inv. Nr. 586). Es zeigt die Komposition in acht Skizzen. Die Ausführung als Querformat scheint bereits beschlossen gewesen zu sein (lediglich eine Studie zeigt ein Hochformat). Variationen widmete der Künstler vor allem der Landschaft.
Gut nachvollziehbar an den Skizzen ist die Arbeitsweise Gauermanns. Dadurch, dass er in den Skizzen viele Details frei und offen ließ, konnte er bei der Weiterentwicklung der Bildidee flexibel bleiben und seiner Phantasie freien Lauf lassen. Skizzenhaft angedeutete Bildelemente dienten oft nur als Platzhalter, die leicht zu verändern waren. ( Vgl. Wolfgang Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, Aus der Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums, Wien-München 2001, S 148, 158)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

23.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 173.800,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Friedrich Gauermann


(Miesenbach 1807–1862 Wien)
Der Überfall, signiert, datiert, F. Gauermann 1834, Öl auf Leinwand, 60,5 x 74 cm, gerahmt, (Rei)

Provenienz:
Haus Habsburg

Verzeichnet in:
Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann 1807–1862, Rosenheimer Verlagshaus 1987, S 285, WVZ 152.

Siehe:
Gauermann Archiv, Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste 7033, Skizze, Feder lasiert, 16,4 x 19,7 cm, bezeichnet “Ausgeführt für Herrn B. Rothschild in Paris 1834” “Ein Reisewagen mit vier Pferden gespannt, wird bei einer Ruine von Räubern überfallen. Links ein breites Tal, Gebirge.” Einnahmebuch Friedrich Gauermann: 118, Rothschild nach Paris, 300fl.

Im Vordergrund, wie auf einer Bühne, findet der dramatische Überall auf die Pferdekutsche statt. Ein Räuber auf einem Schimmel führt den Betrachter geradezu als Repoussoir Figur in das Bild hinein. Die Dramatik des Kampfes wird bei den Pferden besonders deutlich: eines bäumt sich auf, die Mähnen wehen, die Nüstern sind gebläht, die Augen geweitet. Man meint geradezu das Klappern der Hufe und das Wiehern hören zu können. Die Angst der Pferde ist mit allen Sinnen spürbar. Korrespondierend mit der Dynamik und Dramatik des Geschehens im Tal verdichten sich die Wolken am Himmel. Lediglich der Felsen mit der Ruine ist lichterfüllt. Aber auch die Ruine und die monumentalen, knorrigen Bäume unterstreichen die Dramatik der Szenerie. Das Zusammenspiel von Licht und Farbe ist meisterlich, die Anordnung der Tiere ist durchkomponiert.
Für die künstlerische Entwicklung Friedrich Gauermanns waren drei Komponenten ausschlaggebend: Das Naturstudium, die Auseinandersetzung mit der barocken Tradition, zum einen mit der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts und zum anderen mit Tierkampfbildern des 17. und 18. Jahrhunderts und nicht zuletzt die Beeinflussung durch die zeitgenössische Malerei. Das Studium der Natur, zu dem Gauermann schon in jungen Jahren von seinem Vater angeleitet wurde, war eine der wichtigsten Quellen seiner Kunst. Seine Sommeraufenthalte auf dem Bauernhof in Miesenbach und die zahlreichen Alpenreisen verwendete er dazu, intensiv Naturstudien zu betreiben. Friedrich Gauermann kopierte und studierte nicht nur am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn holländische Landschaftsbilder, sondern begeisterte sich immer wieder für sie. Er kopierte die Bilder jedoch nicht sklavisch, sondern fand dort für ihn wichtige Stimmungswerte, Kompositionsschemen und eine gewisse barocke Dramatik. (Vgl. Ulrike Jenni, Friedrich Gauermann 1807-1862, Ölskizzen und Zeichnungen im Kupferstichkabinett, Zur Arbeitsmethode des Malers, Wien 1987, S 29,30.)
So bekam Friedrich Gauermann die Anregung zu dem Motiv eines „Reiterüberfalls“ wohl durch das in der Sammlung der Wiener Akademie befindlichen Gemäldes Philips Wouwermans, das er 1826 kopiert hatte. Die Thematik entsprach durchaus dem romantischen Geist der Zeit, erlaubte dem Künstler darüber hinaus aber auch die Schilderung einer aktionsgeladenen Handlung und insbesondere die Darstellung bewegter Tierleiber.
Gauermann fertigte zu dem Ölbild mehrere Kompositionsstudien an. So ist eine Skizze im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste (Nr. 7033). Ein weiteres Studienblatt befindet sich im Niederösterreichischen Landesmuseum (Inv. Nr. 586). Es zeigt die Komposition in acht Skizzen. Die Ausführung als Querformat scheint bereits beschlossen gewesen zu sein (lediglich eine Studie zeigt ein Hochformat). Variationen widmete der Künstler vor allem der Landschaft.
Gut nachvollziehbar an den Skizzen ist die Arbeitsweise Gauermanns. Dadurch, dass er in den Skizzen viele Details frei und offen ließ, konnte er bei der Weiterentwicklung der Bildidee flexibel bleiben und seiner Phantasie freien Lauf lassen. Skizzenhaft angedeutete Bildelemente dienten oft nur als Platzhalter, die leicht zu verändern waren. ( Vgl. Wolfgang Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, Aus der Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums, Wien-München 2001, S 148, 158)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 23.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.