Lot Nr. 937


Jörg Immendorff *


(Bleckede/Elbe 1945–2007 Düsseldorf)
"Manzonivase", betitelt, signiert, datiert Immendorff 92, Öl auf Leinwand, 270 x 180 cm, auf Keilrahmen

Das Werk wird in das von Siegfried Gohr vorbereitete Werkverzeichnis der Gemälde von Jörg Immendorff aufgenommen.

Provenienz:
Galerie Michael Werner, Köln (rückseitig 2 Aufkleber)
Aus einer österreichischen Sammlung

Ausstellung:
Bonn, "Jörg Immendorff. Malerdebatte", Kunstmuseum Bonn, 1. Oktober - 15. November 1998, Ausst.-Kat. S. 80, Abb. Nr. 26, hier betitelt "Manzonivase II" (rückseitig Aufkleber)

„1991 erscheinen drei eigenartige Gemälde in Immendorffs Oeuvre, «Manzonivase 1», «Manzonovase II» und «Manzonihügel», die eindeutig auf den italienischen Konzeptkünstler Piero Manzoni und dessen berühmte Arbeit «Merda d’Artista» verweisen. Bei seiner Aktion von 1961 ließ Manzoni dreißig Gramm seiner eigenen Exkremente in Konservendosen verschließen, um sie dann zum Goldpreise des gleichen Gewichts zu verkaufen."

Im Vordergrund eine Vase, hinter dieser zwei verknitterte, schattenwerfende Fotos oder Zeitschriften-Ausschnitte. In der Vase Tulpen und Löwenzahn. Die Tulpen „sind entsprechend der im viktorianischen England entwickelten Blumensprache ein Symbol, mit dem man sagt: «Du bist zu keiner echten Empfindung fähig»." Den Dekor bilden Exkremente. Tulpen, Löwenzahn und die Rüben am oberen der beiden Fotos – „Speisepflanzen, denen potenzfördernde Wirkung zugeschrieben wird".

Das obere Foto zeigt unter Anderem einen von hinten abgebildeten, auf einem Tisch mit weißem Tischtuch sorgfältig drapierte Rüben, betrachtenden Mann. Hinter den Blumen blitzt eine nackte, eine Kiste voller Rüben tragende Frau hervor. Das zweite verknitterte Foto zeigt, sich offenbar über das Geschehen echauffierende Herren, hinter einem mit Fischen befüllten Kleintransporter, aus dem diese herausfallen. Die Szenerie spielt vor dem in Immendorffs Werk präsenten Café de Flore in Paris, in welchem man im hellen Schein durch die Fenster Gäste erspähen kann. Aus Paris, das bereits in „Jugendzeiten Projektionsfläche seiner Bohème-Phantasien" verkörperte, „bezog Immendorff die Vorlage für seinen auf «Café Deutschland» folgenden Gemäldezyklus «Café de Flore». Immendorff, der die Stadt nicht sonderlich gut kannte und kein Französisch sprach, verband eine romantisch idealisierte Zuneigung mit Paris. Zu dieser Vorstellungswelt zählte die Fiktion des Cafés, in dem sich Bürger, Intellektuelle und Künstler begegneten. Vor allem jedoch faszinierten Immendorff die Legenden um die Pariser Künstlergemeinschaft der Surrealisten."

Hans-Peter Riegel, Immendorff: Die Biographie, Berlin 2010

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

27.11.2014 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 50.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Jörg Immendorff *


(Bleckede/Elbe 1945–2007 Düsseldorf)
"Manzonivase", betitelt, signiert, datiert Immendorff 92, Öl auf Leinwand, 270 x 180 cm, auf Keilrahmen

Das Werk wird in das von Siegfried Gohr vorbereitete Werkverzeichnis der Gemälde von Jörg Immendorff aufgenommen.

Provenienz:
Galerie Michael Werner, Köln (rückseitig 2 Aufkleber)
Aus einer österreichischen Sammlung

Ausstellung:
Bonn, "Jörg Immendorff. Malerdebatte", Kunstmuseum Bonn, 1. Oktober - 15. November 1998, Ausst.-Kat. S. 80, Abb. Nr. 26, hier betitelt "Manzonivase II" (rückseitig Aufkleber)

„1991 erscheinen drei eigenartige Gemälde in Immendorffs Oeuvre, «Manzonivase 1», «Manzonovase II» und «Manzonihügel», die eindeutig auf den italienischen Konzeptkünstler Piero Manzoni und dessen berühmte Arbeit «Merda d’Artista» verweisen. Bei seiner Aktion von 1961 ließ Manzoni dreißig Gramm seiner eigenen Exkremente in Konservendosen verschließen, um sie dann zum Goldpreise des gleichen Gewichts zu verkaufen."

Im Vordergrund eine Vase, hinter dieser zwei verknitterte, schattenwerfende Fotos oder Zeitschriften-Ausschnitte. In der Vase Tulpen und Löwenzahn. Die Tulpen „sind entsprechend der im viktorianischen England entwickelten Blumensprache ein Symbol, mit dem man sagt: «Du bist zu keiner echten Empfindung fähig»." Den Dekor bilden Exkremente. Tulpen, Löwenzahn und die Rüben am oberen der beiden Fotos – „Speisepflanzen, denen potenzfördernde Wirkung zugeschrieben wird".

Das obere Foto zeigt unter Anderem einen von hinten abgebildeten, auf einem Tisch mit weißem Tischtuch sorgfältig drapierte Rüben, betrachtenden Mann. Hinter den Blumen blitzt eine nackte, eine Kiste voller Rüben tragende Frau hervor. Das zweite verknitterte Foto zeigt, sich offenbar über das Geschehen echauffierende Herren, hinter einem mit Fischen befüllten Kleintransporter, aus dem diese herausfallen. Die Szenerie spielt vor dem in Immendorffs Werk präsenten Café de Flore in Paris, in welchem man im hellen Schein durch die Fenster Gäste erspähen kann. Aus Paris, das bereits in „Jugendzeiten Projektionsfläche seiner Bohème-Phantasien" verkörperte, „bezog Immendorff die Vorlage für seinen auf «Café Deutschland» folgenden Gemäldezyklus «Café de Flore». Immendorff, der die Stadt nicht sonderlich gut kannte und kein Französisch sprach, verband eine romantisch idealisierte Zuneigung mit Paris. Zu dieser Vorstellungswelt zählte die Fiktion des Cafés, in dem sich Bürger, Intellektuelle und Künstler begegneten. Vor allem jedoch faszinierten Immendorff die Legenden um die Pariser Künstlergemeinschaft der Surrealisten."

Hans-Peter Riegel, Immendorff: Die Biographie, Berlin 2010

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 2
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2014 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 27.11.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.