Lot Nr. 333


Jan Andries (Andrea) Lievens


Jan Andries (Andrea) Lievens - Alte Meister

(Antwerpen 1644–1680 Amsterdam)
Der trauernde Pyramus, den Dolch gegen sich richtend,
Öl auf Holz, 67 x 50,5 cm, gerahmt

Rückseitig Schlagmarke im Holz: Ankerkreuz mit Buchstaben P und M sowie alte Beschriftung in roter Farbe: Piramo.

Wir danken Bernhard Schnackenburg, der das Gemälde als eigenhändiges Werk von Jan Andrea Lievens identifizierte.
Ebenso danken wir Thomas Eißing, für die Bestimmung der Holzart als Tannenholz.

Schnackenburg schreibt: “Das Bild ist bereits als Werk eines flämisch beeinflussten Holländers erkannt und mit Jan Lievens in Zusammenhang gebracht worden. Der hochbarocke Stil auf der Grundlage von Rubens und Van Dyck führt in eine späte Zeit nach 1660, am Ende von Jan Lievens’ Schaffen. Er selbst kommt als Maler aber nicht in Frage, denn Gesichter von ähnlich ergreifender Emotionalität sind aus seiner Spätzeit nicht bekannt. Vielmehr spricht vieles für ein Werk seines begabten Sohnes und Schülers Jan Andrea Lievens. Eng verwandt in der mimischen Lebendigkeit, in der Darstellung der Hände und der flauschigen hellen Stoffe ist das neuaufgetauchte Gemälde Der Trinker von Jan Andrea Lievens (Sotheby’s, New York, 31. Jänner 2013, Lot 70), das nach seiner Entstehung sogleich einer Stichreproduktion für würdig befunden wurde, mit der Angabe seines berühmten Vaters als Inventor (Schneider 1972/73, Nr. 126). Ebenso flämisch breit gemalt ist Der Geograph in Leiden, Rheinlandhaus (Schneider Nr. 117, Ausst. Kat., Jan Lievens, Washington 2008, Nr. 55). Der Auftrag war 1665 oder 1666 an Jan Lievens ergangen, der die Ausführung seinem noch unbekannten Sohn übertrug und deshalb nur einen Teil des Honorars erhielt. Es scheint, dass er sich in Jan Andrea eine Stütze seines Alters erhoffte.”

Zum Inhalt des Gemäldes schreibt Schnackenburg weiter: “Das Bild erregt die Aufmerksamkeit zunächst durch seine einzigartige Ikonographie. Die halbfigurige, formatfüllende Darstellung des todesbereiten Pyramus ist einzigartig. Die zahllosen Darstellungen dieser Liebestragödie aus vielen Jahrhunderten sind sämtlich szenisch gestaltet, mit ganzen Figuren in einer Landschaft oder Architektur, darunter auch der Selbstmord des Pyramus. In diesem Bild ist das Gesicht des Pyramus aus der Nähe zu sehen, einschließlich der Tränen, die er um seine vermeintlich von einer Löwin getötete Geliebte Thisbe vergießt, deren blutiges Tuch er in der linken Hand hält. Hier geht es nicht allein um die Handlung, vielmehr steht die Persönlichkeit des Unglücklichen im Vordergrund. Wie ein Märtyrer, wie der verwundete Sebastian richtet er seinen Blick flehend nach oben, zu einer höheren Macht. Dieses Motiv überschreitet den Rahmen der ovidischen Erzählung.”

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 15.000,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Jan Andries (Andrea) Lievens


(Antwerpen 1644–1680 Amsterdam)
Der trauernde Pyramus, den Dolch gegen sich richtend,
Öl auf Holz, 67 x 50,5 cm, gerahmt

Rückseitig Schlagmarke im Holz: Ankerkreuz mit Buchstaben P und M sowie alte Beschriftung in roter Farbe: Piramo.

Wir danken Bernhard Schnackenburg, der das Gemälde als eigenhändiges Werk von Jan Andrea Lievens identifizierte.
Ebenso danken wir Thomas Eißing, für die Bestimmung der Holzart als Tannenholz.

Schnackenburg schreibt: “Das Bild ist bereits als Werk eines flämisch beeinflussten Holländers erkannt und mit Jan Lievens in Zusammenhang gebracht worden. Der hochbarocke Stil auf der Grundlage von Rubens und Van Dyck führt in eine späte Zeit nach 1660, am Ende von Jan Lievens’ Schaffen. Er selbst kommt als Maler aber nicht in Frage, denn Gesichter von ähnlich ergreifender Emotionalität sind aus seiner Spätzeit nicht bekannt. Vielmehr spricht vieles für ein Werk seines begabten Sohnes und Schülers Jan Andrea Lievens. Eng verwandt in der mimischen Lebendigkeit, in der Darstellung der Hände und der flauschigen hellen Stoffe ist das neuaufgetauchte Gemälde Der Trinker von Jan Andrea Lievens (Sotheby’s, New York, 31. Jänner 2013, Lot 70), das nach seiner Entstehung sogleich einer Stichreproduktion für würdig befunden wurde, mit der Angabe seines berühmten Vaters als Inventor (Schneider 1972/73, Nr. 126). Ebenso flämisch breit gemalt ist Der Geograph in Leiden, Rheinlandhaus (Schneider Nr. 117, Ausst. Kat., Jan Lievens, Washington 2008, Nr. 55). Der Auftrag war 1665 oder 1666 an Jan Lievens ergangen, der die Ausführung seinem noch unbekannten Sohn übertrug und deshalb nur einen Teil des Honorars erhielt. Es scheint, dass er sich in Jan Andrea eine Stütze seines Alters erhoffte.”

Zum Inhalt des Gemäldes schreibt Schnackenburg weiter: “Das Bild erregt die Aufmerksamkeit zunächst durch seine einzigartige Ikonographie. Die halbfigurige, formatfüllende Darstellung des todesbereiten Pyramus ist einzigartig. Die zahllosen Darstellungen dieser Liebestragödie aus vielen Jahrhunderten sind sämtlich szenisch gestaltet, mit ganzen Figuren in einer Landschaft oder Architektur, darunter auch der Selbstmord des Pyramus. In diesem Bild ist das Gesicht des Pyramus aus der Nähe zu sehen, einschließlich der Tränen, die er um seine vermeintlich von einer Löwin getötete Geliebte Thisbe vergießt, deren blutiges Tuch er in der linken Hand hält. Hier geht es nicht allein um die Handlung, vielmehr steht die Persönlichkeit des Unglücklichen im Vordergrund. Wie ein Märtyrer, wie der verwundete Sebastian richtet er seinen Blick flehend nach oben, zu einer höheren Macht. Dieses Motiv überschreitet den Rahmen der ovidischen Erzählung.”

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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