Lot Nr. 90


Filippo Tarchiani


Filippo Tarchiani - Alte Meister

(Florenz 1576–1645)
Die Schmerzensmutter mit einem weinenden Putto,
Öl auf Leinwand, 72,5 x 67,5 cm, gerahmt

Wir danken Martina Ingendaay, die das vorliegende Gemälde nach Prüfung des Originals als eigenhändiges Werk Filippo Tarchianis identifiziert hat. Ein ausführliches Gutachten Martina Ingendaays begleitet das vorliegende Los. Darüber hinaus danken wir Sandro Bellesi, der unabhängig davon eine Zuschreibung an Tarchiani vorgeschlagen hat.

Tarchiani ist ein Vertreter der Florentiner Malerei des frühen 17. Jahrhunderts, der die zahlreichen am Hof der Medici einflussreichen künstlerischen Strömungen vereint.
Die Komposition ist ein Beispiel für den Geschmack des neo-purismo des späteren 16. Jahrhunderts, der ein Bewusstsein für Werke von Empoli, Santi di Tito und Cigoli zeigt. Abgesehen von diesen zutiefst florentinischen Merkmalen steht das vorliegende Gemälde jedoch dem Caravaggismus nahe. Es zeigt deutlich den Einfluss, den die naturalistische Kunst Caravaggios auf Florentiner Künstler ausübte, die sich in Rom aufhielten, wo der Bologneser Neoklassizimus Annibale Carraccis im Wettstreit mit der dramatisch- naturalistischen Malerei Caravaggios stand.

Tarchiani, ein Schüler Gregorio Paganis, verbrachte sieben Jahre – von 1601 bis 1607 – in der Ewigen Stadt und begann nach seiner Rückkehr in einem naturalistischeren Stil zu malen, zweifellos auch unter dem Einfluss neapolitanischer Künstler aus der Familie Gentileschi und Battistello Caracciolos, die ebenfalls am großherzoglichen Hof tätig waren.
Tarchiani gelang es, die naturalistische Ausrichtung des Caravaggismus nachzuahmen und dabei fest in der Florentiner Schule des disegno verankert zu bleiben. Ingendaay datiert das vorliegende Gemälde in die Jahre 1625/1630.
Die Komposition, die den klassischen Typus der Mater Dolorosa mit einem vom Tod Christi heftig ergriffenen Putto kombiniert, stellt eine Besonderheit dar. Gemälde wie das vorliegende Werk sind im Kontext der propagandistischen Programme der Gegenreform zu sehen, als die Malerei als „strumento di persuasione popolare“ angesehen wurde.

 

Zusatzabbildungen:
1) Filippo Tarchiani, Das Emmausmahl, Los Angeles, County Museum
2) Abb. 2: Filippo Tarchiani, Pietà, Pistoia, Museo Capitolare

21.10.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Filippo Tarchiani


(Florenz 1576–1645)
Die Schmerzensmutter mit einem weinenden Putto,
Öl auf Leinwand, 72,5 x 67,5 cm, gerahmt

Wir danken Martina Ingendaay, die das vorliegende Gemälde nach Prüfung des Originals als eigenhändiges Werk Filippo Tarchianis identifiziert hat. Ein ausführliches Gutachten Martina Ingendaays begleitet das vorliegende Los. Darüber hinaus danken wir Sandro Bellesi, der unabhängig davon eine Zuschreibung an Tarchiani vorgeschlagen hat.

Tarchiani ist ein Vertreter der Florentiner Malerei des frühen 17. Jahrhunderts, der die zahlreichen am Hof der Medici einflussreichen künstlerischen Strömungen vereint.
Die Komposition ist ein Beispiel für den Geschmack des neo-purismo des späteren 16. Jahrhunderts, der ein Bewusstsein für Werke von Empoli, Santi di Tito und Cigoli zeigt. Abgesehen von diesen zutiefst florentinischen Merkmalen steht das vorliegende Gemälde jedoch dem Caravaggismus nahe. Es zeigt deutlich den Einfluss, den die naturalistische Kunst Caravaggios auf Florentiner Künstler ausübte, die sich in Rom aufhielten, wo der Bologneser Neoklassizimus Annibale Carraccis im Wettstreit mit der dramatisch- naturalistischen Malerei Caravaggios stand.

Tarchiani, ein Schüler Gregorio Paganis, verbrachte sieben Jahre – von 1601 bis 1607 – in der Ewigen Stadt und begann nach seiner Rückkehr in einem naturalistischeren Stil zu malen, zweifellos auch unter dem Einfluss neapolitanischer Künstler aus der Familie Gentileschi und Battistello Caracciolos, die ebenfalls am großherzoglichen Hof tätig waren.
Tarchiani gelang es, die naturalistische Ausrichtung des Caravaggismus nachzuahmen und dabei fest in der Florentiner Schule des disegno verankert zu bleiben. Ingendaay datiert das vorliegende Gemälde in die Jahre 1625/1630.
Die Komposition, die den klassischen Typus der Mater Dolorosa mit einem vom Tod Christi heftig ergriffenen Putto kombiniert, stellt eine Besonderheit dar. Gemälde wie das vorliegende Werk sind im Kontext der propagandistischen Programme der Gegenreform zu sehen, als die Malerei als „strumento di persuasione popolare“ angesehen wurde.

 

Zusatzabbildungen:
1) Filippo Tarchiani, Das Emmausmahl, Los Angeles, County Museum
2) Abb. 2: Filippo Tarchiani, Pietà, Pistoia, Museo Capitolare


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014