(Tours circa 1425 - circa 1478)
Porträt eines jungen Mönchs,
Öl auf Holz, 30 x 22 cm, gerahmt

Provenienz:
Sackville Gallery, London (1921);
J. Goudstikker, Amsterdam (1923);
P. De Boer, Amsterdam (1949);
Galerie Pardo, Paris (1950);
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde war einst der flämischen Schule des späten 15. Jahrhunderts zugeschrieben. Es weist jedoch nicht ausschließlich flämische Merkmale auf, welche wiederum mit Elementen kombiniert werden, die das Bild in die französische Kunst um die Mitte des 15. Jahrhunderts verweisen.

Die halbfigurige Darstellung des jungen Mönchs hebt sich vom braunen Hintergrund der Wand ab, die von einer von links einfallenden Lichtquelle erleuchtet wird. Der eindrucksvolle Realismus des Gesichts, die Ausführung der Schatten sowie die Form der breiten Falten der Tunika lassen eine direkte Kenntnis der Meister flämischer Malerei der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts – von Jan van Eyck bis Rogier van der Weyden und Petrus Christus – vermuten.

Durch die betonte Monumentalität des Gemäldes, die frontale Darstellung und weite Teile der Modellierung sind jedoch augenfällige Verbindungen zum Stil Jean Fouquets und insbesondere Gemeinsamkeiten mit Werken des Meisters des René d’Anjou gegeben, der als Barthélemy d’Eyck identifiziert wurde und als großer Künstler flämischer Herkunft in Südfrankreich tätig war. Es bestehen sowohl hinsichtlich stilistischer als auch bildnerischer Ausführung Ähnlichkeiten zu dem mit 1456 datierten Bildnis eines Mannes im Liechtenstein Museum in Wien, das diesem Maler zugeschrieben wird und als eines der Meisterwerke der französischen Malerei des 15. Jahrhunderts gilt.