Lot Nr. 1104 #


Ferdinand Hodler


Ferdinand Hodler - Klassische Moderne

(Bern 1853–1918 Genf)
Bildnis einer Unbekannten, um 1880, Öl auf Leinwand, 40 x 32,5 cm, gerahmt, (PS)

Die Arbeit ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA unter der Archiv-Nr. 81337 registriert.

Ausgestellt:
Städtische Galerie Biel, Ferdinand Hodler, 16.11.1955 – 5.2.1956 (betitelt als: Mädchenbildnis)

Literatur:
Carl Albert Loosli, Nachtrag zum Generalkatalog der Gemälde von Ferdinand Hodler, 1924–1959, Karteikarten mit handschriftlichen Einträgen etc. unpubliziert, als Dauerleihgabe des Musée d’art histoire, Neuenburg, im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Nr. 2829
Oskar Bätschmann und Paul Müller, Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Bd.2, Die Bildnisse, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 2012, Nr. 703 (SIK81337), S. 126 (Farbabb.)

Provenienz:
C. F. Frey Basel (1940)
Galerie Dr. Willi Raeber, Basel (1959)
Wechselnder Privatbesitz

“Der Kopf ist der dominante Bereich jedes Porträts, auf den sich das ganze Interesse konzentriert. Das Ganze, das durch die Gesichtszüge geformt wird, ist das, was am Ausdrucksvollsten ist; es ist die Wirkung des Ganzen, die den Betrachter fesselt, beeindruckt (...).”
(Ferdinand Hodler, a.a.O., S. 21)

Im Zeitalter der Fotografie als aufkommendem Medium musste dem Porträt in der Malerei eine neue Legitimation verschafft werden. Hodlers lebenslange Auseinandersetzung mit dem Porträt ist Ausdruck und Ergebnis eines nicht nachlassenden Interesses an Menschen, an ihrer Gestalt, an ihrem Aussehen, ihrer Physiognomie, ihrem Blick und an der Einprägung ihrer Lebensschicksale in die Gesichtszüge. Über die genaue Nachahmung hinaus suchte Hodler nach neuen künstlerischen Lösungen. Als Ziel der Porträtierung nannte er die “absolute Vergegenwärtigung” der Person, bei der die Ähnlichkeit “vollständig und packend” sein müsse. Das von Ferdinand Hodler um das Jahr 1880 entstandene Gemälde “Bildnis einer Unbekannten” zeigt eine junge Frau.
Die leichte Untersicht gewährt einen Blick in ihr ebenmäßiges und lebhaftes Gesicht. Die abgewandte Haltung wirkt sanfter als bei vergleichbaren Darstellungen von Männern, die er häufig in Frontalansicht malte. Hodler fängt in der Bewegung ihre Jugendlichkeit und die Grazie ihres Körpers ein.
Nachdenklich und prüfend neigt die Dargestellte ihr Haupt und tritt in Blickkontakt mit dem Betrachter. Der Lichteinfall lässt das junge blasse Gesicht wie Porzellan strahlen und so hebt es sich mit den rosigen Wangen deutlich vor dem adretten, schwarzen Kleid und reduzierten Bildgrund ab.

Die sparsamen Hell-Dunkel-Kontraste stellen ein Charakteristikum der frühen Bildnisse Hodlers dar. Die fein modellierten Linien um Augen, Mund und Wangen und der dünne, trockene Farbauftrag sprechen zudem für die frühe Malweise Hodlers, und so schlägt das SIK eine Entstehungszeit um 1880 vor. (S. 126),
(Oskar Bätschmann, Ferdinand Hodler als Porträtist, in: Catalogue raisonné der Gemälde, Band 2, Die Bildnisse, S. 16 f)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

22.05.2014 - 19:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 70.000,-

Ferdinand Hodler


(Bern 1853–1918 Genf)
Bildnis einer Unbekannten, um 1880, Öl auf Leinwand, 40 x 32,5 cm, gerahmt, (PS)

Die Arbeit ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA unter der Archiv-Nr. 81337 registriert.

Ausgestellt:
Städtische Galerie Biel, Ferdinand Hodler, 16.11.1955 – 5.2.1956 (betitelt als: Mädchenbildnis)

Literatur:
Carl Albert Loosli, Nachtrag zum Generalkatalog der Gemälde von Ferdinand Hodler, 1924–1959, Karteikarten mit handschriftlichen Einträgen etc. unpubliziert, als Dauerleihgabe des Musée d’art histoire, Neuenburg, im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Nr. 2829
Oskar Bätschmann und Paul Müller, Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Bd.2, Die Bildnisse, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 2012, Nr. 703 (SIK81337), S. 126 (Farbabb.)

Provenienz:
C. F. Frey Basel (1940)
Galerie Dr. Willi Raeber, Basel (1959)
Wechselnder Privatbesitz

“Der Kopf ist der dominante Bereich jedes Porträts, auf den sich das ganze Interesse konzentriert. Das Ganze, das durch die Gesichtszüge geformt wird, ist das, was am Ausdrucksvollsten ist; es ist die Wirkung des Ganzen, die den Betrachter fesselt, beeindruckt (...).”
(Ferdinand Hodler, a.a.O., S. 21)

Im Zeitalter der Fotografie als aufkommendem Medium musste dem Porträt in der Malerei eine neue Legitimation verschafft werden. Hodlers lebenslange Auseinandersetzung mit dem Porträt ist Ausdruck und Ergebnis eines nicht nachlassenden Interesses an Menschen, an ihrer Gestalt, an ihrem Aussehen, ihrer Physiognomie, ihrem Blick und an der Einprägung ihrer Lebensschicksale in die Gesichtszüge. Über die genaue Nachahmung hinaus suchte Hodler nach neuen künstlerischen Lösungen. Als Ziel der Porträtierung nannte er die “absolute Vergegenwärtigung” der Person, bei der die Ähnlichkeit “vollständig und packend” sein müsse. Das von Ferdinand Hodler um das Jahr 1880 entstandene Gemälde “Bildnis einer Unbekannten” zeigt eine junge Frau.
Die leichte Untersicht gewährt einen Blick in ihr ebenmäßiges und lebhaftes Gesicht. Die abgewandte Haltung wirkt sanfter als bei vergleichbaren Darstellungen von Männern, die er häufig in Frontalansicht malte. Hodler fängt in der Bewegung ihre Jugendlichkeit und die Grazie ihres Körpers ein.
Nachdenklich und prüfend neigt die Dargestellte ihr Haupt und tritt in Blickkontakt mit dem Betrachter. Der Lichteinfall lässt das junge blasse Gesicht wie Porzellan strahlen und so hebt es sich mit den rosigen Wangen deutlich vor dem adretten, schwarzen Kleid und reduzierten Bildgrund ab.

Die sparsamen Hell-Dunkel-Kontraste stellen ein Charakteristikum der frühen Bildnisse Hodlers dar. Die fein modellierten Linien um Augen, Mund und Wangen und der dünne, trockene Farbauftrag sprechen zudem für die frühe Malweise Hodlers, und so schlägt das SIK eine Entstehungszeit um 1880 vor. (S. 126),
(Oskar Bätschmann, Ferdinand Hodler als Porträtist, in: Catalogue raisonné der Gemälde, Band 2, Die Bildnisse, S. 16 f)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 22.05.2014