Lot Nr. 1102 #


Wassily Kandinsky *


Wassily Kandinsky * - Klassische Moderne

(Moskau 1866–1944 Neuilly-surSeine)
Ohne Titel, monogrammiert, datiert K (in Halbkreis) 18, Aquarell und Tusche auf bräunlichem Papier, 28,4 x 22,5 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Galerie Rusche, Köln
Privatsammlung, Rheinland

Literatur:
Vivian Endicott Barnett, Kandinsky-Werkverzeichnis der Aquarelle, Band I,1900–1921, München 1992, WVZ-Nr. 506

Nach der Oktoberrevolution 1917, die Wassily Kandinsky in Moskau miterlebt, nimmt er in den folgenden Jahren zahlreiche kunst- und kulturpolitische Ämter an. Kandinsky wird unter anderem zum Mitglied der Abteilung für Bildende Künste im Kommissariat für Volksaufklärung ernannt und hat ab Herbst 1918 eine Professur an den Staatlich Künstlerisch- Technischen Werkstätten in Moskau inne.
Die verschiedenen Ämter und theoretischen Verpflichtungen nehmen den Künstler so in Anspruch, dass er im Jahre 1918 keine Ölgemälde malt und nur wenige beispielhafte Aquarelle entstehen, die wie das vorliegende Werk “Ohne Titel” ,1918, seine theoretischen Überlegungen unter anderem zu “Punkt und Linie zu Fläche” verdeutlichen. In den Moskauer Jahren werden bei diesen Werken zwei Tendenzen in Kandinskys Schaffen sichtbar. Eine zunehmende Geometriesierung zum einen und die Einbeziehung einer Umrandung, die als kompositorisches Bildmittel eingesetzt wird, zum anderen. Das innere geometrische Bildmotiv wird von der äußeren Arbeitsflächenbegrenzung völlig losgelöst. Die Verortung von Oben und Unten, aber auch das Gesetz der Schwerkraft scheint aufgehoben, so dass eine neue Art von Raumwahrnehmung möglich wird. Die helle Fläche schwebt auf dem dunklen Bildhintergrund, wobei durch die innerbildlichen Richtungswerte eine Drehbewegung suggeriert wird. Nach wie vor geht Kandinsky von gegenständlichen Motiven aus, die er in seinen Werken in immer spitzeren und schrofferen geometrischen Formen umsetzt. Die keilförmigen Dreiecke und angeschnittenen Bögen und Kreise unterstreichen die in Kandinskys Werken so häufig auftretende Dreh- und Diagonalbewegung. Die Jahre 1918 und 1919 stellen für Kandinsky nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch einen wichtigen Wendepunkt dar. Mit den 1918 geschaffenen Aquarellen gelingt es Kandinsky 1919, mit „Im Grau“ nach seinen eigenen Worten „von seiner dramatischen Periode zu lösen, d.h. der sehr dicken Anhäufung so vieler Formen“. (Brief Kandinskys an Hilla von Rebay, Juli 1934).

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

22.05.2014 - 19:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 180.000,-

Wassily Kandinsky *


(Moskau 1866–1944 Neuilly-surSeine)
Ohne Titel, monogrammiert, datiert K (in Halbkreis) 18, Aquarell und Tusche auf bräunlichem Papier, 28,4 x 22,5 cm, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Galerie Rusche, Köln
Privatsammlung, Rheinland

Literatur:
Vivian Endicott Barnett, Kandinsky-Werkverzeichnis der Aquarelle, Band I,1900–1921, München 1992, WVZ-Nr. 506

Nach der Oktoberrevolution 1917, die Wassily Kandinsky in Moskau miterlebt, nimmt er in den folgenden Jahren zahlreiche kunst- und kulturpolitische Ämter an. Kandinsky wird unter anderem zum Mitglied der Abteilung für Bildende Künste im Kommissariat für Volksaufklärung ernannt und hat ab Herbst 1918 eine Professur an den Staatlich Künstlerisch- Technischen Werkstätten in Moskau inne.
Die verschiedenen Ämter und theoretischen Verpflichtungen nehmen den Künstler so in Anspruch, dass er im Jahre 1918 keine Ölgemälde malt und nur wenige beispielhafte Aquarelle entstehen, die wie das vorliegende Werk “Ohne Titel” ,1918, seine theoretischen Überlegungen unter anderem zu “Punkt und Linie zu Fläche” verdeutlichen. In den Moskauer Jahren werden bei diesen Werken zwei Tendenzen in Kandinskys Schaffen sichtbar. Eine zunehmende Geometriesierung zum einen und die Einbeziehung einer Umrandung, die als kompositorisches Bildmittel eingesetzt wird, zum anderen. Das innere geometrische Bildmotiv wird von der äußeren Arbeitsflächenbegrenzung völlig losgelöst. Die Verortung von Oben und Unten, aber auch das Gesetz der Schwerkraft scheint aufgehoben, so dass eine neue Art von Raumwahrnehmung möglich wird. Die helle Fläche schwebt auf dem dunklen Bildhintergrund, wobei durch die innerbildlichen Richtungswerte eine Drehbewegung suggeriert wird. Nach wie vor geht Kandinsky von gegenständlichen Motiven aus, die er in seinen Werken in immer spitzeren und schrofferen geometrischen Formen umsetzt. Die keilförmigen Dreiecke und angeschnittenen Bögen und Kreise unterstreichen die in Kandinskys Werken so häufig auftretende Dreh- und Diagonalbewegung. Die Jahre 1918 und 1919 stellen für Kandinsky nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch einen wichtigen Wendepunkt dar. Mit den 1918 geschaffenen Aquarellen gelingt es Kandinsky 1919, mit „Im Grau“ nach seinen eigenen Worten „von seiner dramatischen Periode zu lösen, d.h. der sehr dicken Anhäufung so vieler Formen“. (Brief Kandinskys an Hilla von Rebay, Juli 1934).

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 22.05.2014