Lot Nr. 844 #


Johann Georg Platzer - ein Paar (2)


Johann Georg Platzer - ein Paar (2) - Alte Meister

(St. Michael/Eppan 1704–1761)
Zwei Kabinettbilder, Der Liebesbrief bzw. Das gestörte Liebespaar,
Öl auf Kupfer, je 12,2 x 16,5 cm, gerahmt (2)

Provenienz:
Auktion Sotheby’s, London, 10. Juli 2008, Lot 252;
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Dr. Christina Pucher die die beiden Gemälde als Originale Platzers bestätigt hat und sie in ihr in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis aufnehmen wird. Ein ausführliches Gutachten vom September 2012 liegt den Bildern bei.

Frau Dr. Pucher schreibt: “An Szenen der Commedia dell’ Arte, die die Verwirrungen in der Liebe und der in ihr gefangenen Personen darstellen, erinnern die beiden Kabinettstücke. Diese sogenannten galanten Szenen spiegeln das Sittenbild ihrer Zeit wieder, einer Zeit, in der Vergnügen die Hauptbeschäftigung von Platzers erlesener Klientel war. Als Gesellschaftsstücke sind sie typische Themen des Rokoko. Im Liebesbrief zeigt Platzer einen wohlhabenden Alten an einem Tisch sitzend und eine junge schöne Frau mit ernsten Gesicht in einem hellblauen Seidenkleid über ihn gebeugt. Stolz präsentiert er seinen Reichtum, einen Beutel mit Münzen, auf dem die Zahl 6000 geschrieben steht. Vom Alten unbemerkt übergibt der Diener der Schönen einen Brief. Vor der Stubentüre wartet der heimliche Geliebte unerkannt hinter einer Maske versteckt auf Antwort. Ein Grafikblatt an der Wand zeigt ein Paar in frivoler Pose und verweist noch einmal deutlich auf den galanten Inhalt des Gemäldes. Am Tisch, der mit einem prächtigen roten Teppich bedeckt ist, unterstützt eine Dienerin den Verrat, indem sie die Aufmerksamkeit des Alten mit einem Teller feinen Obstes und einer Karaffe berauschenden Weines auf sich zu lenken versucht. Das Pendant zum Liebesbrief sind die Gestörten Liebenden, die überraschenden Besuch erhalten. Die junge Frau im roten Kleid mit gelbem Mieder hält ihre Näharbeit auf dem Schoß. Sie wendet sich verhalten mit leicht geröteten Wangen dem forsch eintretenden Alten zu. Ihr junger Geliebter versteckt sich unter dem Tisch, der durch einen prachtvollen gelb-blau gemusterten Teppich verhüllt ist und lugt neugierig darunter hervor. Das Mädchen im Hintergrund spinnt Wolle und blickt den alten Störenfried unverhohlen an, während ein Mädchen im linken Bilddrittel rasch ein Laken aufhängt, um einen weiteren Besucher zu verstecken. Beide blicken auf dem Bild zum Betrachter, als wollten sie symbolisch sein Einverständnis für ihr Tun einholen. Ob der alte Vater plötzlich nach Hause kommt, oder ob der Alte als Verlobter überraschend seine Braut besucht, und welche Verwicklungen sich daraus ergeben, das alles bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Im Gesamtoeuvre Platzers nehmen die Gesellschaftsstücke einen breiten Raum ein. Die Meisterschaft Platzers zeigt sich in der exzellenten Beherrschung der künstlerischen Techniken. Er erzielt durch seine spezielle Malweise und Pinselführung ein Kolorit, das durch feinste Nuancierung und Changeant eine dem Email ähnliche Oberfläche erreicht […]“. Frau Dr. Pucher verweist auf zwei vergleichbare Kompositionen Platzers in der Alten Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz. Sie datiert die hier vorliegenden Gemälde in die Zeit um 1730-35.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Johann Georg Platzer - ein Paar (2)


(St. Michael/Eppan 1704–1761)
Zwei Kabinettbilder, Der Liebesbrief bzw. Das gestörte Liebespaar,
Öl auf Kupfer, je 12,2 x 16,5 cm, gerahmt (2)

Provenienz:
Auktion Sotheby’s, London, 10. Juli 2008, Lot 252;
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Dr. Christina Pucher die die beiden Gemälde als Originale Platzers bestätigt hat und sie in ihr in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis aufnehmen wird. Ein ausführliches Gutachten vom September 2012 liegt den Bildern bei.

Frau Dr. Pucher schreibt: “An Szenen der Commedia dell’ Arte, die die Verwirrungen in der Liebe und der in ihr gefangenen Personen darstellen, erinnern die beiden Kabinettstücke. Diese sogenannten galanten Szenen spiegeln das Sittenbild ihrer Zeit wieder, einer Zeit, in der Vergnügen die Hauptbeschäftigung von Platzers erlesener Klientel war. Als Gesellschaftsstücke sind sie typische Themen des Rokoko. Im Liebesbrief zeigt Platzer einen wohlhabenden Alten an einem Tisch sitzend und eine junge schöne Frau mit ernsten Gesicht in einem hellblauen Seidenkleid über ihn gebeugt. Stolz präsentiert er seinen Reichtum, einen Beutel mit Münzen, auf dem die Zahl 6000 geschrieben steht. Vom Alten unbemerkt übergibt der Diener der Schönen einen Brief. Vor der Stubentüre wartet der heimliche Geliebte unerkannt hinter einer Maske versteckt auf Antwort. Ein Grafikblatt an der Wand zeigt ein Paar in frivoler Pose und verweist noch einmal deutlich auf den galanten Inhalt des Gemäldes. Am Tisch, der mit einem prächtigen roten Teppich bedeckt ist, unterstützt eine Dienerin den Verrat, indem sie die Aufmerksamkeit des Alten mit einem Teller feinen Obstes und einer Karaffe berauschenden Weines auf sich zu lenken versucht. Das Pendant zum Liebesbrief sind die Gestörten Liebenden, die überraschenden Besuch erhalten. Die junge Frau im roten Kleid mit gelbem Mieder hält ihre Näharbeit auf dem Schoß. Sie wendet sich verhalten mit leicht geröteten Wangen dem forsch eintretenden Alten zu. Ihr junger Geliebter versteckt sich unter dem Tisch, der durch einen prachtvollen gelb-blau gemusterten Teppich verhüllt ist und lugt neugierig darunter hervor. Das Mädchen im Hintergrund spinnt Wolle und blickt den alten Störenfried unverhohlen an, während ein Mädchen im linken Bilddrittel rasch ein Laken aufhängt, um einen weiteren Besucher zu verstecken. Beide blicken auf dem Bild zum Betrachter, als wollten sie symbolisch sein Einverständnis für ihr Tun einholen. Ob der alte Vater plötzlich nach Hause kommt, oder ob der Alte als Verlobter überraschend seine Braut besucht, und welche Verwicklungen sich daraus ergeben, das alles bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Im Gesamtoeuvre Platzers nehmen die Gesellschaftsstücke einen breiten Raum ein. Die Meisterschaft Platzers zeigt sich in der exzellenten Beherrschung der künstlerischen Techniken. Er erzielt durch seine spezielle Malweise und Pinselführung ein Kolorit, das durch feinste Nuancierung und Changeant eine dem Email ähnliche Oberfläche erreicht […]“. Frau Dr. Pucher verweist auf zwei vergleichbare Kompositionen Platzers in der Alten Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz. Sie datiert die hier vorliegenden Gemälde in die Zeit um 1730-35.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014