Lot Nr. 567 #


Girolamo Macchietti


(Florenz 1532–1592)
Bildnis einer Dame mit Schoßhund,
Öl auf Leinwand, 86 x 67 cm, gerahmt

Wir danken Marta Privitera, die das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Girolamo Macchiettis bestimmen konnte. Ein Gutachten liegt vor (Dezember 2013).

Girolamo Macchietti war einer der kultiviertesten unter den Florentiner Künstlern, deren Werke das Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio schmückten.

Laut Privitera verweisen alle stilistischen Merkmale auf Macchiettis Autorschaft. Ins Auge fällt die Plastizität des Gesichts, eines durch das Spiel von Licht und Schatten geformten Ovals, das in seiner schimmernden Glätte Gemälden Bronzinos nacheifert. Die Gesichter von Macchiettis Frauengestalten zeichnen sich allesamt durch ihr perfektes Inkarnat aus. Vergleichsbeispiele sind die Figur der Medea in dem im Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio aufbewahrten Ovalbild Medea und Iason, entstanden um 1572, sowie die Köpfe der Madonna und der Heiligen in dem kurz davor geschaffenen Gemälde Madonna mit Kind und der Heiligen Anna im Museum der Schönen Künste in Budapest. Licht spielt im vorliegenden Gemälde eine wesentliche Rolle: Es hebt das Gesicht der Dargestellten vom dunklen Hintergrund der Szene ab und erzeugt Tiefenwirkung, indem es mitten auf die Brustpartie der Dame fällt und dort den Goldknopfbesatz des prächtigen Gewandes erleuchtet, über dem diagonal ein dunkles, durchscheinendes Tuch liegt. Licht dient auch zur Erzeugung naturalistischer Effekte, etwa des Schattens des Kopfes auf der makellos weißen Halskrause.

Macchietti gehörte zu den wenigen Florentiner Malern, die in den 1570er-Jahren ein großes Interesse am Umgang mit Licht entwickelten. Damit folgte er dem VorbildBronzinos wie dem Deckengewölbe der Kapelle der Eleonora von Toledo im Palazzo Vecchio oder dem Beispiel Pontormos in der Capponi-Kapelle in der Kirche Santa Felicità. Gemeinsamkeiten sind unter anderem mit dem Bildnis einer jungen Frau im Seattle Art Museum und dem Bildnis eines jungen Mannes mit Brief in einer Privatsammlung sowie mit den großen Altargemälden des Künstlers, etwa der Madonna della cintola in der Kirche Sant’ Agata und dem 1573 entstandenen Martyrium des Heiligen Laurentius in Santa Maria Novella, zu erkennen. Ebenfalls typisch für Macchiettis Malweise sind die sorgfältig und präzise ausgeführten Umrisse des ovalen Kopfes, der Ohren und der großen Hände mit den deutlich herausgearbeiteten Fingern. Die im Detail studierte Stofflichkeit des mit feinem Goldbehang geschmückten Kleides und die ebenso akkurate Wiedergabe des Tuches sind auch auf dem Porträt der jungen Frau in Seattle zu bemerken. Macchiettis Handschrift tritt auch in der Gestaltung der Augen mit den leicht geröteten Augenwinkeln und der Ausformung des unteren Lides sowie in der Form der Nase und des abgerundeten Kinns zutage: Alle diese Merkmale kehren auch auf dem Porträt in Seattle wieder.

Die überaus weiche Anmutung des Hundefells veranlasst zum Vergleich mit Werken Macchiettis aus den 1570er-Jahren; so zeigen sich Parallelen in der Darstellung der Federn des Erzengels Michael oder der Haartracht des Heiligen Johannes des Täufers, die beide 1576 für den Hochaltar der Kirche des Heiligen Michael in Pontorme entstanden sind. Ein letztes Detail, das ebenfalls auf Macchiettis Autornschaft hinweist, ist das hinter der Dargestellten erscheinende Architekturelement, eine Lisene mit hervorgehobenem Sockel. Die strenge Gestaltung erinnert an zahlreiche Architekturszenen Macchiettis, etwa an die Thermen von Pozzuoli, gemalt 1572 für das Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio. Die Dame mit Schoßhund ist aufgrund der oben angeführten Vergleichsbeispiele sowie aufgrund des Spitzenkragens, einem Element aus der spanischen Mode, die in den letzten Dekaden des 16. Jahrhunderts im strengen Klima der Gegenreformation in Florenz Einzug hielt, in die 1570er-Jahre zu datieren.

Wir danken Marta Privitera für ihre Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Girolamo Macchietti


(Florenz 1532–1592)
Bildnis einer Dame mit Schoßhund,
Öl auf Leinwand, 86 x 67 cm, gerahmt

Wir danken Marta Privitera, die das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Girolamo Macchiettis bestimmen konnte. Ein Gutachten liegt vor (Dezember 2013).

Girolamo Macchietti war einer der kultiviertesten unter den Florentiner Künstlern, deren Werke das Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio schmückten.

Laut Privitera verweisen alle stilistischen Merkmale auf Macchiettis Autorschaft. Ins Auge fällt die Plastizität des Gesichts, eines durch das Spiel von Licht und Schatten geformten Ovals, das in seiner schimmernden Glätte Gemälden Bronzinos nacheifert. Die Gesichter von Macchiettis Frauengestalten zeichnen sich allesamt durch ihr perfektes Inkarnat aus. Vergleichsbeispiele sind die Figur der Medea in dem im Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio aufbewahrten Ovalbild Medea und Iason, entstanden um 1572, sowie die Köpfe der Madonna und der Heiligen in dem kurz davor geschaffenen Gemälde Madonna mit Kind und der Heiligen Anna im Museum der Schönen Künste in Budapest. Licht spielt im vorliegenden Gemälde eine wesentliche Rolle: Es hebt das Gesicht der Dargestellten vom dunklen Hintergrund der Szene ab und erzeugt Tiefenwirkung, indem es mitten auf die Brustpartie der Dame fällt und dort den Goldknopfbesatz des prächtigen Gewandes erleuchtet, über dem diagonal ein dunkles, durchscheinendes Tuch liegt. Licht dient auch zur Erzeugung naturalistischer Effekte, etwa des Schattens des Kopfes auf der makellos weißen Halskrause.

Macchietti gehörte zu den wenigen Florentiner Malern, die in den 1570er-Jahren ein großes Interesse am Umgang mit Licht entwickelten. Damit folgte er dem VorbildBronzinos wie dem Deckengewölbe der Kapelle der Eleonora von Toledo im Palazzo Vecchio oder dem Beispiel Pontormos in der Capponi-Kapelle in der Kirche Santa Felicità. Gemeinsamkeiten sind unter anderem mit dem Bildnis einer jungen Frau im Seattle Art Museum und dem Bildnis eines jungen Mannes mit Brief in einer Privatsammlung sowie mit den großen Altargemälden des Künstlers, etwa der Madonna della cintola in der Kirche Sant’ Agata und dem 1573 entstandenen Martyrium des Heiligen Laurentius in Santa Maria Novella, zu erkennen. Ebenfalls typisch für Macchiettis Malweise sind die sorgfältig und präzise ausgeführten Umrisse des ovalen Kopfes, der Ohren und der großen Hände mit den deutlich herausgearbeiteten Fingern. Die im Detail studierte Stofflichkeit des mit feinem Goldbehang geschmückten Kleides und die ebenso akkurate Wiedergabe des Tuches sind auch auf dem Porträt der jungen Frau in Seattle zu bemerken. Macchiettis Handschrift tritt auch in der Gestaltung der Augen mit den leicht geröteten Augenwinkeln und der Ausformung des unteren Lides sowie in der Form der Nase und des abgerundeten Kinns zutage: Alle diese Merkmale kehren auch auf dem Porträt in Seattle wieder.

Die überaus weiche Anmutung des Hundefells veranlasst zum Vergleich mit Werken Macchiettis aus den 1570er-Jahren; so zeigen sich Parallelen in der Darstellung der Federn des Erzengels Michael oder der Haartracht des Heiligen Johannes des Täufers, die beide 1576 für den Hochaltar der Kirche des Heiligen Michael in Pontorme entstanden sind. Ein letztes Detail, das ebenfalls auf Macchiettis Autornschaft hinweist, ist das hinter der Dargestellten erscheinende Architekturelement, eine Lisene mit hervorgehobenem Sockel. Die strenge Gestaltung erinnert an zahlreiche Architekturszenen Macchiettis, etwa an die Thermen von Pozzuoli, gemalt 1572 für das Studiolo Francescos I. im Palazzo Vecchio. Die Dame mit Schoßhund ist aufgrund der oben angeführten Vergleichsbeispiele sowie aufgrund des Spitzenkragens, einem Element aus der spanischen Mode, die in den letzten Dekaden des 16. Jahrhunderts im strengen Klima der Gegenreformation in Florenz Einzug hielt, in die 1570er-Jahre zu datieren.

Wir danken Marta Privitera für ihre Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014