Lot Nr. 554


Marco Ricci


Marco Ricci - Alte Meister

(Belluno 1676–1730)
Eine Landschaft mit Eremiten, Hirten, Vieh und einer Wäscherin,
Öl auf Leinwand, 74,5 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wie der Biograf Girardi berichtet, lernte Marco Ricci bei seinem Onkel Sebastiano Ricci, bei dem er eine große Meisterschaft als Architektur- und vor allem als Landschaftsmaler entwickelte (siehe P. E. Girardi, Descrizione de’ cartoni disegnati da Carlo Cignani e de’ quadri dipinti da Sebastiano Ricci posseduti dal Signor Giuseppe Smith Console della Gran Bretagna, Venedig 1749, S. 74). Zudem wurde er von Antonio Francesco Peruzzini, einem Landschaftsmaler aus Ancona, ausgebildet, der im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts häufig mit Sebastiano Ricci zusammenarbeitete.

Marco Riccis Ausbildung stand also unter der Ägide dieser beiden berühmten Künstler, die in Zusammenarbeit Werke für die bedeutendsten Gemäldesammlungen Italiens schufen, etwa jene der Grafen Ranuzzi in Bologna, des toskanischen Großherzogs Ferdinand und der Marchesi Pagani in Mailand. Einen wichtigen Einfluss auf Marco Riccis Kunst übte die altehrwürdige venezianische Landschaftstradition aus, die er sich vor allem durch das Studium Tizians, Domenico Campagnolas und Nicolò Boldrinis angeeignet hatte. Ausgehend von ihrem Beispiel entdeckte der Künstler für sich neue Ausdrucksmittel in der autonomen Landschaftsmalerei, einem Genre, das im Italien des 17. Jahrhunderts seine Vorbilder in den weltentrückten und von Unberührtheit, Feierlichkeit und nostalgischer Schönheit charakterisierten Szenen eines Nicolas Poussin, Claude Lorrain und Gaspard Dughet gefunden hatte.

Das vorliegende Gemälde zeigt Marco Riccis Landschaftsauffassung in einer frühen Schaffensphase, in der venezianische Komponenten mit Elementen des römischen Klassizismus verbunden werden. Letzterer tritt hier besonders deutlich hervor, insbesondere in der Wahl der Figuren, die Dughets arkadischen Szenerien frei nachempfunden sind.
Typisch für Ricci sind der kompositorische Aufbau und das warme Licht, das das gesamte Gemälde durchdringt, von der Hügellandschaft und dem moosbewachsenen Halbdunkel des Vordergrunds bis zum goldenen Glühen des stillen, mit Reflexen belebten Wasserlaufs, über dem sich ein mit wenigen sanften Wolken durchzogener Himmel erstreckt.
Die Qualität und die Art der Ausführung weisen auf eine Datierung ins frühe 18. Jahrhundert hin, noch vor der Entstehung der Werke, die sich heute in den Staatlichen Kunstsammlungen – Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befinden (siehe D. Succi/A. Delneri, Marco Ricci e il paesaggio veneto del Settecento, Mailand 1993, S. 87–91 und S. 180–183).

Wir danken Dario Succi für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Marco Ricci


(Belluno 1676–1730)
Eine Landschaft mit Eremiten, Hirten, Vieh und einer Wäscherin,
Öl auf Leinwand, 74,5 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wie der Biograf Girardi berichtet, lernte Marco Ricci bei seinem Onkel Sebastiano Ricci, bei dem er eine große Meisterschaft als Architektur- und vor allem als Landschaftsmaler entwickelte (siehe P. E. Girardi, Descrizione de’ cartoni disegnati da Carlo Cignani e de’ quadri dipinti da Sebastiano Ricci posseduti dal Signor Giuseppe Smith Console della Gran Bretagna, Venedig 1749, S. 74). Zudem wurde er von Antonio Francesco Peruzzini, einem Landschaftsmaler aus Ancona, ausgebildet, der im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts häufig mit Sebastiano Ricci zusammenarbeitete.

Marco Riccis Ausbildung stand also unter der Ägide dieser beiden berühmten Künstler, die in Zusammenarbeit Werke für die bedeutendsten Gemäldesammlungen Italiens schufen, etwa jene der Grafen Ranuzzi in Bologna, des toskanischen Großherzogs Ferdinand und der Marchesi Pagani in Mailand. Einen wichtigen Einfluss auf Marco Riccis Kunst übte die altehrwürdige venezianische Landschaftstradition aus, die er sich vor allem durch das Studium Tizians, Domenico Campagnolas und Nicolò Boldrinis angeeignet hatte. Ausgehend von ihrem Beispiel entdeckte der Künstler für sich neue Ausdrucksmittel in der autonomen Landschaftsmalerei, einem Genre, das im Italien des 17. Jahrhunderts seine Vorbilder in den weltentrückten und von Unberührtheit, Feierlichkeit und nostalgischer Schönheit charakterisierten Szenen eines Nicolas Poussin, Claude Lorrain und Gaspard Dughet gefunden hatte.

Das vorliegende Gemälde zeigt Marco Riccis Landschaftsauffassung in einer frühen Schaffensphase, in der venezianische Komponenten mit Elementen des römischen Klassizismus verbunden werden. Letzterer tritt hier besonders deutlich hervor, insbesondere in der Wahl der Figuren, die Dughets arkadischen Szenerien frei nachempfunden sind.
Typisch für Ricci sind der kompositorische Aufbau und das warme Licht, das das gesamte Gemälde durchdringt, von der Hügellandschaft und dem moosbewachsenen Halbdunkel des Vordergrunds bis zum goldenen Glühen des stillen, mit Reflexen belebten Wasserlaufs, über dem sich ein mit wenigen sanften Wolken durchzogener Himmel erstreckt.
Die Qualität und die Art der Ausführung weisen auf eine Datierung ins frühe 18. Jahrhundert hin, noch vor der Entstehung der Werke, die sich heute in den Staatlichen Kunstsammlungen – Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befinden (siehe D. Succi/A. Delneri, Marco Ricci e il paesaggio veneto del Settecento, Mailand 1993, S. 87–91 und S. 180–183).

Wir danken Dario Succi für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014