Lot Nr. 510


Jacopino del Conte


Jacopino del Conte - Alte Meister

(Florenz um 1515–1598 Rom)
Frauenkopf, eine Sibylle,
Öl auf Holz, 50 x 42 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Bardi, Rom;
europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Elizabeth Pilliod, die die Zuschreibung des vorliegenden Werks auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Über die frühe künstlerische Laufbahn Jacopinos in Florenz haben sich keine Aufzeichnungen erhalten, ob schon Vasari behauptet, dass er ein Schüler Andrea del Sartos gewesen sei. Um 1536 ging er nach Rom, wo er an der Ausstattung des Oratorio di San Giovanni Decollato mitwirkte. Danach war er nicht nur als Freskant, sondern auch als Maler von Andachtsbildern und Porträtist höchst erfolgreich. Vor allem Federico Zeri hat eine Gruppe von vermutlich noch in Florenz, vor der Abreise des Künstlers nach Rom entstandenen Gemälden rekonstruiert (siehe F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Antologia di Belle Arti, II, Mai 1978 [Neuauflage 1994], S. 114, , Abb. 2. 978), deren stilistische Merkmale auf den prägenden Einfluss Andrea del Sartos sowie auf weitere Jacopino beeinflussende Künstler, darunter Pontormo, Rosso und Michelangelo, hindeutet. Unter diesen Gemälden Jacopinos befinden sich einige, die große Ähnlichkeit mit dem vorliegenden Frauenkopf aufweisen, etwa eine Madonna mit Kind und Johannes dem Täufer (Berlin, Gemäldegalerie), eine Caritas (Florenz, Museo dell‘ Ospedale degli Innocenti) und die Hl. Katharina von Alexandrien (ehemals in Cape Town; siehe Zeri, ebd., S. 114–120).

Das Bild einer Frau mit aufwändiger und leicht exotischer Haartracht lässt an Michelangelos Teste divine denken, doch Farbigkeit und Gesichtstypus verweisen auf Del Sartos Spätstil. Die gerundeten Konturen des Gesichts und die etwas schweren Umrisse und Schatten im Bereich von Kinn, Nase und Stirn sind mit den Madonnen in Andrea del Sartos Pala di Gambassi und Pala di Poppi (beide Florenz, Galleria Palatina) vergleichbar. Jacopino hat die Umrisse der vollen Lippen der Frau betont und das Grübchen in ihrem Kinn hervorgehoben und damit in seiner Florentiner Periode jene Gesichtszüge übernommen, die für Del Sartos Spätstil typisch sind.

Die Frauengestalt entzieht sich einer genaueren Bestimmung, doch erweckt sie den Eindruck, als wolle sie zum Sprechen ansetzen, wobei sie sich einer offenbar von links kommenden Gestalt zuwendet. Die lachsrosa und grünen Bänder, die ihr dickes brünettes Haar zusammenhalten, gleichen dort, wo sie über der Stirn zusammentreffen, dünnen Wedeln. Vermutlich handelt es sich um eine Sybille oder eine allegorische Figur.

Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für ihre Unterstützung bei der Katalogisierung des Gemäldes.

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Jacopino del Conte


(Florenz um 1515–1598 Rom)
Frauenkopf, eine Sibylle,
Öl auf Holz, 50 x 42 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Bardi, Rom;
europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Elizabeth Pilliod, die die Zuschreibung des vorliegenden Werks auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Über die frühe künstlerische Laufbahn Jacopinos in Florenz haben sich keine Aufzeichnungen erhalten, ob schon Vasari behauptet, dass er ein Schüler Andrea del Sartos gewesen sei. Um 1536 ging er nach Rom, wo er an der Ausstattung des Oratorio di San Giovanni Decollato mitwirkte. Danach war er nicht nur als Freskant, sondern auch als Maler von Andachtsbildern und Porträtist höchst erfolgreich. Vor allem Federico Zeri hat eine Gruppe von vermutlich noch in Florenz, vor der Abreise des Künstlers nach Rom entstandenen Gemälden rekonstruiert (siehe F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Antologia di Belle Arti, II, Mai 1978 [Neuauflage 1994], S. 114, , Abb. 2. 978), deren stilistische Merkmale auf den prägenden Einfluss Andrea del Sartos sowie auf weitere Jacopino beeinflussende Künstler, darunter Pontormo, Rosso und Michelangelo, hindeutet. Unter diesen Gemälden Jacopinos befinden sich einige, die große Ähnlichkeit mit dem vorliegenden Frauenkopf aufweisen, etwa eine Madonna mit Kind und Johannes dem Täufer (Berlin, Gemäldegalerie), eine Caritas (Florenz, Museo dell‘ Ospedale degli Innocenti) und die Hl. Katharina von Alexandrien (ehemals in Cape Town; siehe Zeri, ebd., S. 114–120).

Das Bild einer Frau mit aufwändiger und leicht exotischer Haartracht lässt an Michelangelos Teste divine denken, doch Farbigkeit und Gesichtstypus verweisen auf Del Sartos Spätstil. Die gerundeten Konturen des Gesichts und die etwas schweren Umrisse und Schatten im Bereich von Kinn, Nase und Stirn sind mit den Madonnen in Andrea del Sartos Pala di Gambassi und Pala di Poppi (beide Florenz, Galleria Palatina) vergleichbar. Jacopino hat die Umrisse der vollen Lippen der Frau betont und das Grübchen in ihrem Kinn hervorgehoben und damit in seiner Florentiner Periode jene Gesichtszüge übernommen, die für Del Sartos Spätstil typisch sind.

Die Frauengestalt entzieht sich einer genaueren Bestimmung, doch erweckt sie den Eindruck, als wolle sie zum Sprechen ansetzen, wobei sie sich einer offenbar von links kommenden Gestalt zuwendet. Die lachsrosa und grünen Bänder, die ihr dickes brünettes Haar zusammenhalten, gleichen dort, wo sie über der Stirn zusammentreffen, dünnen Wedeln. Vermutlich handelt es sich um eine Sybille oder eine allegorische Figur.

Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für ihre Unterstützung bei der Katalogisierung des Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014