Lot Nr. 29


Alberto Magnelli *


Alberto Magnelli * - Klassische Moderne

(Florenz 1888–1971 Meudon)
Ohne Titel (Danseuse-Marionette), ca. 1913-1914, Öl auf Leinwand, 60 x 30 cm, gerahmt

Wir danken Daniel Abadie für die Bestätigung der Authentizität dieses Werkes, welches in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen wird.

Provenienz:
Sammlung Ridolfo Peruzzi de’Medici, Florenz (direkt vom Künstler erworben)
Europäische Privatsammlung

„Alles hängt von unserer Fähigkeit zu sehen ab, und von der Art, wie wir die Dinge sehen.
Wir können begeistert sein oder nicht. Unsere Fähigkeit, alle Dinge so in Verbindung zu setzen, wie es notwendig ist, um unseren Erkenntnissen Gestalt und Form zu geben, ist das Ergebnis langwieriger Studien und Bemühungen.
Man kann nichts aus dem Nichts heraus bauen. Und alles braucht seine Zeit.“
Alberto Magnelli

Alberto Magnelli: Ohne Titel (Danseuse-Marionette),
Eine bedeutende Entdeckung aus einer renommierten Privatsammlung


Dieses Gemälde entstand zwischen 1913 und 1914 und zwar während einer entscheidenden Phase in Magnellis Übergang zur Abstraktion. Es stammt aus der florentinischen Gruppe von Werken des Künstlers, die sich in der Sammlung des Markgrafen Ridolfo Peruzzi de’ Medici befand. Mit diesem hatte der Maler eine intensive Freundschaft und war zwischen 1913 und 1915 stets in Kontakt.
Das Gemälde wird von einem Raster aus farbigen Ebenen bestimmt, innerhalb dessen ein weiblicher Akt künstlich dargestellt, aber immer noch formell erkennbar ist. Das Gesamtraster basiert auf geraden Linien, die parallel oder senkrecht zueinander stehen, aber die Präsenz von kurzen diagonalen Linien verleiht ihm Dynamik.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Arbeit einer der Zwischenphasen Magnellis künstlerischer Reise entsprungen ist; einer Reise, auf die er sich allein begab, die aber auch unter dem Einfluss der Avantgarde-Bewegungen stand, mit denen er während seines Aufenthalts in Paris (15. März – 10. Mai 1914) in direktem Kontakt war.

Diese Reise würde den florentinischen Meister immer weiter in die Abstraktion führen.
Wie Armando Brissoni schreibt: „Was sind diese Darstellungen, die sich geometrisch abheben? [...] diese Inhalte sind nicht alltäglich; es sind Einbildungen, die sich zunehmend von der Realität entfremdet haben, von jener Umwelt, in die sie vor einigen Monaten gerufen wurden. [...] dieser Kontrast zwischen der stilisierten Figur und der geometrischen Tessellierung, der sinusförmigen Linie, die zugunsten breiter, akkurater Farbflächen fast abgeschafft wurde – können wir diese nicht als Auftakt für die unmittelbar folgende Periode beschreiben?“

Laut Dr. Mirella Branca „kann diese Leinwand mit großer Wahrscheinlichkeit chronologisch nach Magnellis Reise nach Paris im Frühjahr 1914 eingeordnet werden. Während dieser Reise hatte Magnelli, der bereits durch seine Lektüre Gleizes‘, Metzingers und Apollinaires, dem theoretischen Kubismus ausgesetzt gewesen war, sein Wissen über Kubismus und Orphismus angereichert.

Das bestätigen auch Magnellis lokale Recherchen der Skulpturen Archipenkos. Es ist gut dokumentiert, dass Magnelli während seines Pariser Aufenthaltes drei Werke Archipenkos kaufte.“

Darüber hinaus scheinen Magnelli besonders stilisierte, marionettenhafte Figuren angezogen zu haben, deren getrennte Gliedmaßen unnatürliche Positionen einnehmen und deren Gesichter aus einigen existenziellen Merkmalen zusammengesetzt sind. Dies ist auch in einer umfangreichen Reihe von Zeichnungen aus dem Jahr 1914 zu sehen. Es ist diese Art von „Tänzer-Marionette”, die eine wichtige und beispiellose Inkarnation auf einer der Leinwände in der Peruzzi de' Medici-Sammlung erhalten hat. In diesem Fall verbindet sich die Stilisierung der menschlichen Figur mit der geometrischen Stilisierung der Umwelt.
Hier werden naturgetreue Umrisse definitiv zurückgelassen und damit sozusagen eine architektonische (De)-Komposition von Ebenen und soliden Figuren erreicht, fast einer persönlichen Neuinterpretation der Gemälde der toskanischen Meister des vierzehnten Jahrhunderts gleich.

Die Entwicklung von Magnellis Bildtechnik geht mit einer Stilisierung und Geometrisierung der Formen einher. Die Farbe ist nun dünn aufgestrichen, um die Textur der Leinwand aufzudecken, erlaubt aber gleichzeitig die Anwendung einer Substanz, die ausreichend dickflüssig ist, um die Oberflächen mit weiten Umrissen und „fast dramatischem Chiaroscuro“ (R. Longhi) zu verwandeln.

(Vgl. Stefano Masi, Alberto Magnelli. Danseuse-Marionette/Ballerina-Marionetta (Ritmi. Nudo), Galleria Tornabuoni, Florenz)

21.11.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Alberto Magnelli *


(Florenz 1888–1971 Meudon)
Ohne Titel (Danseuse-Marionette), ca. 1913-1914, Öl auf Leinwand, 60 x 30 cm, gerahmt

Wir danken Daniel Abadie für die Bestätigung der Authentizität dieses Werkes, welches in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen wird.

Provenienz:
Sammlung Ridolfo Peruzzi de’Medici, Florenz (direkt vom Künstler erworben)
Europäische Privatsammlung

„Alles hängt von unserer Fähigkeit zu sehen ab, und von der Art, wie wir die Dinge sehen.
Wir können begeistert sein oder nicht. Unsere Fähigkeit, alle Dinge so in Verbindung zu setzen, wie es notwendig ist, um unseren Erkenntnissen Gestalt und Form zu geben, ist das Ergebnis langwieriger Studien und Bemühungen.
Man kann nichts aus dem Nichts heraus bauen. Und alles braucht seine Zeit.“
Alberto Magnelli

Alberto Magnelli: Ohne Titel (Danseuse-Marionette),
Eine bedeutende Entdeckung aus einer renommierten Privatsammlung


Dieses Gemälde entstand zwischen 1913 und 1914 und zwar während einer entscheidenden Phase in Magnellis Übergang zur Abstraktion. Es stammt aus der florentinischen Gruppe von Werken des Künstlers, die sich in der Sammlung des Markgrafen Ridolfo Peruzzi de’ Medici befand. Mit diesem hatte der Maler eine intensive Freundschaft und war zwischen 1913 und 1915 stets in Kontakt.
Das Gemälde wird von einem Raster aus farbigen Ebenen bestimmt, innerhalb dessen ein weiblicher Akt künstlich dargestellt, aber immer noch formell erkennbar ist. Das Gesamtraster basiert auf geraden Linien, die parallel oder senkrecht zueinander stehen, aber die Präsenz von kurzen diagonalen Linien verleiht ihm Dynamik.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Arbeit einer der Zwischenphasen Magnellis künstlerischer Reise entsprungen ist; einer Reise, auf die er sich allein begab, die aber auch unter dem Einfluss der Avantgarde-Bewegungen stand, mit denen er während seines Aufenthalts in Paris (15. März – 10. Mai 1914) in direktem Kontakt war.

Diese Reise würde den florentinischen Meister immer weiter in die Abstraktion führen.
Wie Armando Brissoni schreibt: „Was sind diese Darstellungen, die sich geometrisch abheben? [...] diese Inhalte sind nicht alltäglich; es sind Einbildungen, die sich zunehmend von der Realität entfremdet haben, von jener Umwelt, in die sie vor einigen Monaten gerufen wurden. [...] dieser Kontrast zwischen der stilisierten Figur und der geometrischen Tessellierung, der sinusförmigen Linie, die zugunsten breiter, akkurater Farbflächen fast abgeschafft wurde – können wir diese nicht als Auftakt für die unmittelbar folgende Periode beschreiben?“

Laut Dr. Mirella Branca „kann diese Leinwand mit großer Wahrscheinlichkeit chronologisch nach Magnellis Reise nach Paris im Frühjahr 1914 eingeordnet werden. Während dieser Reise hatte Magnelli, der bereits durch seine Lektüre Gleizes‘, Metzingers und Apollinaires, dem theoretischen Kubismus ausgesetzt gewesen war, sein Wissen über Kubismus und Orphismus angereichert.

Das bestätigen auch Magnellis lokale Recherchen der Skulpturen Archipenkos. Es ist gut dokumentiert, dass Magnelli während seines Pariser Aufenthaltes drei Werke Archipenkos kaufte.“

Darüber hinaus scheinen Magnelli besonders stilisierte, marionettenhafte Figuren angezogen zu haben, deren getrennte Gliedmaßen unnatürliche Positionen einnehmen und deren Gesichter aus einigen existenziellen Merkmalen zusammengesetzt sind. Dies ist auch in einer umfangreichen Reihe von Zeichnungen aus dem Jahr 1914 zu sehen. Es ist diese Art von „Tänzer-Marionette”, die eine wichtige und beispiellose Inkarnation auf einer der Leinwände in der Peruzzi de' Medici-Sammlung erhalten hat. In diesem Fall verbindet sich die Stilisierung der menschlichen Figur mit der geometrischen Stilisierung der Umwelt.
Hier werden naturgetreue Umrisse definitiv zurückgelassen und damit sozusagen eine architektonische (De)-Komposition von Ebenen und soliden Figuren erreicht, fast einer persönlichen Neuinterpretation der Gemälde der toskanischen Meister des vierzehnten Jahrhunderts gleich.

Die Entwicklung von Magnellis Bildtechnik geht mit einer Stilisierung und Geometrisierung der Formen einher. Die Farbe ist nun dünn aufgestrichen, um die Textur der Leinwand aufzudecken, erlaubt aber gleichzeitig die Anwendung einer Substanz, die ausreichend dickflüssig ist, um die Oberflächen mit weiten Umrissen und „fast dramatischem Chiaroscuro“ (R. Longhi) zu verwandeln.

(Vgl. Stefano Masi, Alberto Magnelli. Danseuse-Marionette/Ballerina-Marionetta (Ritmi. Nudo), Galleria Tornabuoni, Florenz)


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.11.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 21.11.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.