(Baden bei Wien 1929 geb.) Ohne Titel, Hand- und Fingermalerei, monogrammiert R. sowie auf der Rückseite signiert, datiert A. Rainer 83/84, Öl auf Karton auf Holz, 102 x 73,5 cm gerahmt, (K)

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland- aus dem Atelier Rainer ...

Nach einem neuerlichen Korrekturversuch im Herbst rutschten die Bilder in die Prinzipien meiner monochromen Übermalungen hinüber. Dunkle Töne drängten sich vor. Das Gestische verbarg sich ganz. Jedoch seit diesem Hand- und Fingermalexperiment passiert es mir immer wieder, daß ich ab einer gewissen nervlichen Erregungsstufe den Pinsel fallen lasse, die Hände in die Farbe tauche und mit zwei, drei Fingern forme oder mit der ganzen Hand verschmiere, und zwar vorwiegend auf älteren fragmentarischen Bildern, bei denen ich nicht mehr weitergekommen bin. Ich hatte in mir eine Methode entdeckt, ich hatte in mir eine psychische Schicht gefunden, die mir Kraft gab, aufs Ganze zu gehen und durch einen aggressiven Überarbeitungs-und Zerstörungsakt aus einem halbguten alten Bild ein besseres zu erwüsten. Was die reine gestische Dokumentation angeht, d. h. durch einen Streich, durch eine Abtastung, durch eine Bewegung ein Bild zu bestreiten, so fühle ich mich dieser Konzentration derzeit nicht gewachsen. Ich hoffe, daß ich bis zum nächsten Sommer wieder so vollgetankt bin, daß ich koche und brodle, schäume und zittere, um mit dem wenigen Hin und Her einer blitzschnellen Geste der Hände (oder sogar nur mit einem Hieb) ein Bild zu erzwingen.
Arnulf Rainer, An einem Sonntag im Sommer 1973 war es soweit- Gestische Handmalerei (1974)

Vergleiche in: Arnulf Rainer, Verdeckt-Entdeckt, Ulysses, Wien 1984, Seite 107–111