Francesco Salviati
(Florenz 1510–1573 Rom)
Porträt eines Mannes,
Öl auf Holz, 56,8 x 43 cm, gerahmt
Provenienz:
Frederick Mont, New York;
Auktion, Dorotheum, Wien, 17. September 1974, Lot 132;
Privatsammlung, Wien
Literatur:
J. P. Richter, The Mont Collection, London 1910, Bd. III, S. 481
L. Mortari, Francesco Salviati, Rom 1992, S. 161, Nr. 187 (als Salviati zugeschrieben)
Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie.
Der Dargestellte des vorliegenden Porträts trägt ein schweres schwarzes Gewand, einen sogenannten saio (einen bis zum Knie reichenden Mantel mit breiten Schultern), ein in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei Männern außerordentlich beliebtes Kleidungsstück, das jedoch in der zweiten Jahrhunderthälfte allmählich von der Bildfläche verschwand. Das Material – höchstwahrscheinlich Wolle – wurde nach dem Weben gewalkt oder gefilzt, wodurch ein besonderer Effekt entstand (accotonato). Daraus ergab sich der Eindruck von winzigen Wollknötchen, die sich von der Oberfläche des Stoffes abhoben. Auf dem vorliegenden Gemälde wird dies besonders im Bereich der Schultern des Mannes deutlich, wo die Knötchen gegenüber dem düsteren olivfarbenen Hintergrund reliefartig hervortreten. Vergleichbares findet sich in Bronzinos Gemälde Mann mit Laute (Florenz, Uffizien, um 1530). Die schwarze Kopfbedeckung ist ein herkömmliches Modell, ähnlich jenem in Bronzinos Bildnis des Lorenzo Lenzi, (Mailand, Castello Sforzesco); die leicht gelängten Kragenspitzen verweisen hingegen auf ein etwas späteres Datum, möglicherweise auf die Zeit um 1550. Bei dem Dargestellten scheint es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Florentiner zu handeln, auch wenn sich dies nicht mit Sicherheit sagen lässt.
Professor Elizabeth Pilliod zufolge mag der Dargestellte des vorliegenden Porträts derselbe Mann sein, den Salviati mit einer kleinen Statue in der Hand dargestellt hat (Porträt eines Goldschmieds, Privatsammlung). Abgesehen von der ähnlichen Farbigkeit von Teint und Haar gibt es zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten in den Gesichtszügen: tiefe, flache Augenbrauen, eine leichte Unebenheit etwa in der Mitte des Nasenrückens, eine breit auslaufende Nase, eher dicke Lippen und einen schwer herabhängenden Bart. Die Statue, die der Mann auf dem Gemälde in der Privatsammlung in Händen hält, weist darauf hin, dass er – und somit auch der auf dem vorliegenden Porträt Dargestellte – ein Goldschmied ist. Die fadendünnen Strähnen, die das Haar der kleinen Statue bilden, sind so fein, dass man sie kaum in irgendeinem Bildhauermedium nachbilden könnte. Vasari erwähnt zwar mehrere Freunde Salviatis, die dem Beruf des Goldschmieds nachgingen, doch es erscheint schwierig zu entscheiden, bei welchen von ihnen es sich bei dem Dargestellten des vorliegenden Porträts handeln könnte.
Mortari, die als Einzige auf den Zusammenhang zwischen den beiden Bildern hingewiesen hat, hat sie als einander stilistisch nahestehend beurteilt, dabei jedoch das vorliegende Werk als „schwächer“ eingeschätzt (siehe Literatur). Während die zarten goldenen Glanzlichter, die im Bart des Dargestellten auf dem Bild der Privatsammlung zu sehen sind, auf dem vorliegenden Gemälde offenbar fehlen, findet sich hier im Barthaar mehr Grau, sodass der Dargestellte vielleicht zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes bereits älter war.
Das vorliegende Gemälde befand sich ursprünglich im Besitz von Frederick Mont, einem New Yorker Kunsthändler. Mont wurde in Mähren als Adolf Fritz Mondschein geboren, er war Teilhaber der in Wien ansässigen Galerie St. Lucas, die sich auf den Handel mit Alten Meistern spezialisiert hatte. 1938 wurde die Galerie arisiert und Mondschein emigrierte 1939 nach New York, wo er seinen Namen in Fredrick Mont änderte. Mont verkaufte hauptsächlich Gemälde Alter Meister an amerikanische Museen und war auch als Vermittler für den Prinzen von Liechtenstein für den Verkauf von Werken aus dessen Sammlung tätig. Er starb als amerikanischer Staatsbürger 1968 in New York. Eine alternative Zuschreibung an Michele Tosini, Michele di Ridolfo del Ghirlandaio (Florenz 1503–1577) wurde vorgeschlagen.
Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.
- Erzielter Preis: **
-
EUR 91.800,-
- Schätzwert:
-
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-
Ihr Maximalgebot beträgt
Online-Auftragsabgabe: Auktion beendet
Francesco Salviati
(Florenz 1510–1573 Rom)
Porträt eines Mannes,
Öl auf Holz, 56,8 x 43 cm, gerahmt
Provenienz:
Frederick Mont, New York;
Auktion, Dorotheum, Wien, 17. September 1974, Lot 132;
Privatsammlung, Wien
Literatur:
J. P. Richter, The Mont Collection, London 1910, Bd. III, S. 481
L. Mortari, Francesco Salviati, Rom 1992, S. 161, Nr. 187 (als Salviati zugeschrieben)
Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie.
Der Dargestellte des vorliegenden Porträts trägt ein schweres schwarzes Gewand, einen sogenannten saio (einen bis zum Knie reichenden Mantel mit breiten Schultern), ein in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei Männern außerordentlich beliebtes Kleidungsstück, das jedoch in der zweiten Jahrhunderthälfte allmählich von der Bildfläche verschwand. Das Material – höchstwahrscheinlich Wolle – wurde nach dem Weben gewalkt oder gefilzt, wodurch ein besonderer Effekt entstand (accotonato). Daraus ergab sich der Eindruck von winzigen Wollknötchen, die sich von der Oberfläche des Stoffes abhoben. Auf dem vorliegenden Gemälde wird dies besonders im Bereich der Schultern des Mannes deutlich, wo die Knötchen gegenüber dem düsteren olivfarbenen Hintergrund reliefartig hervortreten. Vergleichbares findet sich in Bronzinos Gemälde Mann mit Laute (Florenz, Uffizien, um 1530). Die schwarze Kopfbedeckung ist ein herkömmliches Modell, ähnlich jenem in Bronzinos Bildnis des Lorenzo Lenzi, (Mailand, Castello Sforzesco); die leicht gelängten Kragenspitzen verweisen hingegen auf ein etwas späteres Datum, möglicherweise auf die Zeit um 1550. Bei dem Dargestellten scheint es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Florentiner zu handeln, auch wenn sich dies nicht mit Sicherheit sagen lässt.
Professor Elizabeth Pilliod zufolge mag der Dargestellte des vorliegenden Porträts derselbe Mann sein, den Salviati mit einer kleinen Statue in der Hand dargestellt hat (Porträt eines Goldschmieds, Privatsammlung). Abgesehen von der ähnlichen Farbigkeit von Teint und Haar gibt es zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten in den Gesichtszügen: tiefe, flache Augenbrauen, eine leichte Unebenheit etwa in der Mitte des Nasenrückens, eine breit auslaufende Nase, eher dicke Lippen und einen schwer herabhängenden Bart. Die Statue, die der Mann auf dem Gemälde in der Privatsammlung in Händen hält, weist darauf hin, dass er – und somit auch der auf dem vorliegenden Porträt Dargestellte – ein Goldschmied ist. Die fadendünnen Strähnen, die das Haar der kleinen Statue bilden, sind so fein, dass man sie kaum in irgendeinem Bildhauermedium nachbilden könnte. Vasari erwähnt zwar mehrere Freunde Salviatis, die dem Beruf des Goldschmieds nachgingen, doch es erscheint schwierig zu entscheiden, bei welchen von ihnen es sich bei dem Dargestellten des vorliegenden Porträts handeln könnte.
Mortari, die als Einzige auf den Zusammenhang zwischen den beiden Bildern hingewiesen hat, hat sie als einander stilistisch nahestehend beurteilt, dabei jedoch das vorliegende Werk als „schwächer“ eingeschätzt (siehe Literatur). Während die zarten goldenen Glanzlichter, die im Bart des Dargestellten auf dem Bild der Privatsammlung zu sehen sind, auf dem vorliegenden Gemälde offenbar fehlen, findet sich hier im Barthaar mehr Grau, sodass der Dargestellte vielleicht zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes bereits älter war.
Das vorliegende Gemälde befand sich ursprünglich im Besitz von Frederick Mont, einem New Yorker Kunsthändler. Mont wurde in Mähren als Adolf Fritz Mondschein geboren, er war Teilhaber der in Wien ansässigen Galerie St. Lucas, die sich auf den Handel mit Alten Meistern spezialisiert hatte. 1938 wurde die Galerie arisiert und Mondschein emigrierte 1939 nach New York, wo er seinen Namen in Fredrick Mont änderte. Mont verkaufte hauptsächlich Gemälde Alter Meister an amerikanische Museen und war auch als Vermittler für den Prinzen von Liechtenstein für den Verkauf von Werken aus dessen Sammlung tätig. Er starb als amerikanischer Staatsbürger 1968 in New York. Eine alternative Zuschreibung an Michele Tosini, Michele di Ridolfo del Ghirlandaio (Florenz 1503–1577) wurde vorgeschlagen.
Wir danken Professor Elizabeth Pilliod für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.
| Auktion: | Alte Meister |
|---|---|
| Auktionstyp: | Saalauktion |
| Datum: | |
| Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
| Besichtigung: | 05.10. - 15.10.2013 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.