Lot Nr. 544


Lorenzo Lotto


Lorenzo Lotto - Alte Meister

(Venedig um 1480-um 1556 Loreto)
Ecce Homo,
Öl auf Holz, 55,7 x 49 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Bitonto, Galleria Nazionale della Puglia, 15. Dezember 2012 – 8. April 2013, Nr. 8

Literatur:
B. Aikema, L’Ecce Homo di Lorenzo Lotto, in: Artibus et Historiae (demnächst erscheinende Publikation, Manuskript abgegeben im Jänner 2012);
A. Donati, Lorenzo Lotto, Ecce Homo, in: Tiziano, Bordon e gli Acquaviva d’Aragona: pittori veneziani in Puglia e fuoriusciti napoletani in Francia, hrsg. von N. Barbone Pugliese, A. Donati, L. Puppi, Ausst.Kat., Bitonto, Galleria Nazionale della Puglia, 15. Dezember 2012 – 8. April 2013, Foggia 2012, Kat. Nr. 8, S. 258–263

Wir danken Professor Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat. Es handelt sich um eine seltene und höchst bemerkenswerte Hinzufügung zum Oeuvre Lorenzo Lottos.

Laut Aikema ist die außergewöhnliche invenzione der vorliegenden Komposition typisch für Lorenzo Lotto, dessen Hand in den kompakten Proportionen des Körpers Christi, den naturalistischen Details und den Gesichtszügen, aber auch in der charakteristischen Lichtführung deutlich wird. Lottos Schaffen ist chronologisch nicht immer leicht einzuordnen, doch scheint das vorliegende Gemälde zwischen dem Heiligen Hieronymus von 1515 in Allentown und dem das Kreuz tragenden Christus von 1526 im Louvre angesiedelt zu sein, sodass Aikema die vorliegende Ecce-Homo-Szene folgerichtig um 1520 datiert.

Auf dem vorliegenden Gemälde ist Christus nicht als idealtypische klassische Gestalt wie beispielsweise in Correggios Ecce Homo in der National Gallery in London dargestellt, dessen Bild etwa zeitgleich mit dem Lottos entstanden ist. Vielmehr wird die humilitas Christi – seine Demut – erhöht, als Reaktion auf zahlreiche in dieser Zeit beliebte Andachtstexte wie jene von Thomas a Kempis und Battista da Crema. Demzufolge ist die Komposition als überaus eindringliches Andachtsbild zu betrachten, das für einen von Lottos Mäzenen entweder in Bergamo oder Venedig entstanden sein mag, mit dem der Künstler die Auffassung einer intensiven Beschäftigung mit den Leiden Christi, wie sie in dieser Zeit der religiösen Reformen üblich war, teilte.

Christus ist mit der Dornenkrone dargestellt, mit vor Schmerzen gesenktem Haupt und geschlossenen Augen. Um seine Schultern liegt der rote Mantel, und in seiner Hand hält er die Attrappe eines Zepters: In dieser Aufmachung wurde Christus bei seiner Verhandlung der Menge vorgeführt, wie es Mattäus (27, 28–29) und Johannes (19, 5) in ihren Evangelien beschreiben. Christus erscheint als Halbfigur; damit reiht sich die vorliegende Ecce-Homo-Szene in eine im 15. Jahrhundert sowohl nördlich als auch südlich der Alpen übliche Bildtradition ein, der zufolge Christus oder die Heilige Jungfrau nahansichtig gezeigt wurden, um dem Betrachter die Vorstellung einer direkten, persönlichen Kontaktaufnahme zu vermitteln. Das vorliegende Bild steht bestimmten Fassungen des Ecce-Homo-Themas der lombardischen Schule nahe, insbesondere Beispielen von Andrea Solario (Philadelphia Museum of Art, Johnson Collection und Museum der Bildenden Künste Leipzig). Es gibt jedoch einen feinen, aber wesentlichen Unterschied: Während Christus in den Kompositionen Solarios aufrecht stehend gezeigt wird, erscheint er auf dem vorliegenden Bild nach vorn gebeugt, wobei seine Hand im Verhältnis zum Körper überproportional groß erscheint. Die Hand, die dem Betrachter am nächsten ist, erscheint dadurch beinahe greifbar.

Wir danken Professor Bernard Aikema für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

15.10.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 389.300,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Lorenzo Lotto


(Venedig um 1480-um 1556 Loreto)
Ecce Homo,
Öl auf Holz, 55,7 x 49 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Bitonto, Galleria Nazionale della Puglia, 15. Dezember 2012 – 8. April 2013, Nr. 8

Literatur:
B. Aikema, L’Ecce Homo di Lorenzo Lotto, in: Artibus et Historiae (demnächst erscheinende Publikation, Manuskript abgegeben im Jänner 2012);
A. Donati, Lorenzo Lotto, Ecce Homo, in: Tiziano, Bordon e gli Acquaviva d’Aragona: pittori veneziani in Puglia e fuoriusciti napoletani in Francia, hrsg. von N. Barbone Pugliese, A. Donati, L. Puppi, Ausst.Kat., Bitonto, Galleria Nazionale della Puglia, 15. Dezember 2012 – 8. April 2013, Foggia 2012, Kat. Nr. 8, S. 258–263

Wir danken Professor Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat. Es handelt sich um eine seltene und höchst bemerkenswerte Hinzufügung zum Oeuvre Lorenzo Lottos.

Laut Aikema ist die außergewöhnliche invenzione der vorliegenden Komposition typisch für Lorenzo Lotto, dessen Hand in den kompakten Proportionen des Körpers Christi, den naturalistischen Details und den Gesichtszügen, aber auch in der charakteristischen Lichtführung deutlich wird. Lottos Schaffen ist chronologisch nicht immer leicht einzuordnen, doch scheint das vorliegende Gemälde zwischen dem Heiligen Hieronymus von 1515 in Allentown und dem das Kreuz tragenden Christus von 1526 im Louvre angesiedelt zu sein, sodass Aikema die vorliegende Ecce-Homo-Szene folgerichtig um 1520 datiert.

Auf dem vorliegenden Gemälde ist Christus nicht als idealtypische klassische Gestalt wie beispielsweise in Correggios Ecce Homo in der National Gallery in London dargestellt, dessen Bild etwa zeitgleich mit dem Lottos entstanden ist. Vielmehr wird die humilitas Christi – seine Demut – erhöht, als Reaktion auf zahlreiche in dieser Zeit beliebte Andachtstexte wie jene von Thomas a Kempis und Battista da Crema. Demzufolge ist die Komposition als überaus eindringliches Andachtsbild zu betrachten, das für einen von Lottos Mäzenen entweder in Bergamo oder Venedig entstanden sein mag, mit dem der Künstler die Auffassung einer intensiven Beschäftigung mit den Leiden Christi, wie sie in dieser Zeit der religiösen Reformen üblich war, teilte.

Christus ist mit der Dornenkrone dargestellt, mit vor Schmerzen gesenktem Haupt und geschlossenen Augen. Um seine Schultern liegt der rote Mantel, und in seiner Hand hält er die Attrappe eines Zepters: In dieser Aufmachung wurde Christus bei seiner Verhandlung der Menge vorgeführt, wie es Mattäus (27, 28–29) und Johannes (19, 5) in ihren Evangelien beschreiben. Christus erscheint als Halbfigur; damit reiht sich die vorliegende Ecce-Homo-Szene in eine im 15. Jahrhundert sowohl nördlich als auch südlich der Alpen übliche Bildtradition ein, der zufolge Christus oder die Heilige Jungfrau nahansichtig gezeigt wurden, um dem Betrachter die Vorstellung einer direkten, persönlichen Kontaktaufnahme zu vermitteln. Das vorliegende Bild steht bestimmten Fassungen des Ecce-Homo-Themas der lombardischen Schule nahe, insbesondere Beispielen von Andrea Solario (Philadelphia Museum of Art, Johnson Collection und Museum der Bildenden Künste Leipzig). Es gibt jedoch einen feinen, aber wesentlichen Unterschied: Während Christus in den Kompositionen Solarios aufrecht stehend gezeigt wird, erscheint er auf dem vorliegenden Bild nach vorn gebeugt, wobei seine Hand im Verhältnis zum Körper überproportional groß erscheint. Die Hand, die dem Betrachter am nächsten ist, erscheint dadurch beinahe greifbar.

Wir danken Professor Bernard Aikema für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.10.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.10. - 15.10.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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