(Brüssel 1564–1637/38 Antwerpen)
Brustbild eines jungen Mannes,
Öl auf Holz, Durchmesser 12,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Paris;
Galerie P. de Boer, Amsterdam (1956);
Europäische Privatsammlung

Dem hier vorliegenden Gemälde liegt ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz (2010) bei. Dr. Ertz schreibt: “Vor einem braun-gelb changierenden Hintergrund steht ein Jungenportrait. Obwohl der Kopf des jungen Mannes leicht nach links gewandt ist, schaut er den Betrachter direkt an. Seine kurzen dunkelblonden Haare sind aus der hohen Stirn gekämmt. Er trägt ein helles Wams, das vorn geknöpft ist mit einem weißen Kragen darüber. Der junge Mann schaut ernst und zurückhaltend auf den Betrachter.... Die Stilmerkmale, die für diesen Künstler charakteristisch sind, finden sich auch in dem zu begutachtenden Gemälde wieder. Es sind dies die malerische Perfektion, die jedem Detail nachspürende Pinselschrift - besonders gut zu beobachten in den feinen Augenbrauen und den Kopfhaaren sowie den fein ausgearbeiteten Nase, Mund und rechtes Ohr. Das normalerweise bei Pieter Brueghel d. J. maskenhaft wirkende Gesicht seiner Personen ist hier einem individuell herausgearbeiteten Portrait gewichen, das sehr lebendig erscheint. Weder dem berühmten Vater, Pieter Brueghel d. Ä., noch dem Sohn, Pieter Brueghel d. J., ging es bei der Schilderung des Menschen um die darstellende, abbildhafte Schilderung einer ganz bestimmten Person, sondern um die skizzierende Darstellung des Menschen allgemein. Die Charakterisierung menschlicher Typen, das Herausarbeiten ganz bestimmter Verhaltensweisen und deren Auswirkungen auf die Physiognomie interessierte viel mehr als das Eingehen auf individuelle Züge. So dürfte sich auch hinter der zu begutachtenden kleinen Holztafel kaum ein ganz bestimmter Mensch, den der Künstler vielleicht persönlich gekannt hätte, verbergen, sondern eher eine allgemeine Studie eines jungen Männerkopfes...”. Ertz vergleicht das hier vorliegende Gemälde mit vier weiteren Kopfstudien von der Hand Pieter Brueghels II: 1. “Kopf eines Landsknechts”, Musée Fabre, Montpellier (Lit.: K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. II, Freren 2000, S. 941, Nr. 1379, nach 1616); 2. “Porträt eines Bauern”, Privatbesitz (Lit.: K. Ertz, op. cit., S. 938, Nr. 1380, nach 1616); 3. “Porträt eines Bauern”, Privatbesitz (Lit.: K. Ertz, op. cit., S. 939, Nr. 1381, nach 1616); 4. “Brustbild eines Bauern mit dunkler Kappe” (Kunsthandel, Amsterdam, 2008, nach 1616). Auch dieses Bild datiert Ertz in die Jahre nach 1616. Als Fazit schreibt er: “Das Portrait dieses jungen Mannes stellt im Werk des Künstlers eine Besonderheit dar, da von diesem bisher nur Köpfe älterer Bauern bekannt wurden und ist daher von Bedeutung, da eine weitere Facette des bereits als vielseitig bekannten Künstlers sichtbar wird...”.