Lot Nr. 56


Große und archaische Mumuye-Figur, 75 cm.


Große und archaische Mumuye-Figur, 75 cm. - Tribal Art

Prof. Herbert Cole: Diese Mumuye-Figur aus der Ebinger Sammlung ist von hohem Wert. Sie ist schlank und säulenförmig, mit langgezogenen Gliedmaßen. Der Rumpf scheint in der Vorderansicht eher schmal, mit massiven und voluminösen Abschnitten in rhythmischer Abfolge: dem Kopf, dem Schulter- und dem Hüftbereich. In der Seitenansicht ist die rhytmische „Einkerbung“ der Arme und Beine erkennbar, grobe Andeutungen von Gelenken. Das ist typisch für die „Ästhetik der Mumuye“ Der Kopf mit „Kapuze“, mit langen „Ohren“ beiderseits, weist eher grob geschnitzte Gesichtszüge in einem kleinen Gesicht auf einem langen Hals auf. Die gewölbte Kapuzenform des Kopfes wiederholt sich im Gesamten gesehen auch in den Armen und der Schulterpartie, und die Schräge der Ohren und Arme findet sich in den unterhalb liegenden Beinen wieder, deren Abstand wiederum eine negative Spiegelung des darüber liegenden Rumpfes ist. Diese Vorstellung, ein wohltuendes Zusammenspiel zwischen Robustheit und Leere in der Vorderansicht, verleiht dieser Figur Güte und Präsenz, und die Kunst gewissermaßen unregelmäßige, verwinkelte Rhythmik der Seitenansicht steigern in unseren Augen nur den Erfolg des Künstlers. Vermutlich für die Verwendung in Schreinen geschnitzt, zu männlich-dominierten Kulten gehörend für eine Vielzahl an unterschiedlichen Situationen gefertigt: Prophezeiungen (zum Beispiel, Wahrsagereien, die Rückgewinnung verlorenen Besitzes, die Ursachen für Unglück, Krankheit oder Tod), Schutz (zum Beispiel vor Dürre oder menschlichen Feinden), menschliche und landwirtschaftliche Fruchtbarkeit und Produktivität sowie Heilung. Die genaue Funktion all dieser Figuren heute zu bestimmen, ist nicht mehr möglich, und auch ihre Namen sind in Vergessenheit geraten. Man kann jedoch sagen, dass diese Figuren gemeinsam mit übernatürlicher Hilfe dazu dienten, Gesundheit, Wohlergehen und Wohlstand zu fördern.

Lit.: Berns u. a. 2011: 247–283.

Provenienz:
Sammlung Jacques Kerchache. Österreichische Privatsammlung. (VJ)

Experte: Joris Visser Joris Visser
+32-2-514 00 34

Joris.Visser@dorotheum.com

31.10.2017 - 14:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Große und archaische Mumuye-Figur, 75 cm.


Prof. Herbert Cole: Diese Mumuye-Figur aus der Ebinger Sammlung ist von hohem Wert. Sie ist schlank und säulenförmig, mit langgezogenen Gliedmaßen. Der Rumpf scheint in der Vorderansicht eher schmal, mit massiven und voluminösen Abschnitten in rhythmischer Abfolge: dem Kopf, dem Schulter- und dem Hüftbereich. In der Seitenansicht ist die rhytmische „Einkerbung“ der Arme und Beine erkennbar, grobe Andeutungen von Gelenken. Das ist typisch für die „Ästhetik der Mumuye“ Der Kopf mit „Kapuze“, mit langen „Ohren“ beiderseits, weist eher grob geschnitzte Gesichtszüge in einem kleinen Gesicht auf einem langen Hals auf. Die gewölbte Kapuzenform des Kopfes wiederholt sich im Gesamten gesehen auch in den Armen und der Schulterpartie, und die Schräge der Ohren und Arme findet sich in den unterhalb liegenden Beinen wieder, deren Abstand wiederum eine negative Spiegelung des darüber liegenden Rumpfes ist. Diese Vorstellung, ein wohltuendes Zusammenspiel zwischen Robustheit und Leere in der Vorderansicht, verleiht dieser Figur Güte und Präsenz, und die Kunst gewissermaßen unregelmäßige, verwinkelte Rhythmik der Seitenansicht steigern in unseren Augen nur den Erfolg des Künstlers. Vermutlich für die Verwendung in Schreinen geschnitzt, zu männlich-dominierten Kulten gehörend für eine Vielzahl an unterschiedlichen Situationen gefertigt: Prophezeiungen (zum Beispiel, Wahrsagereien, die Rückgewinnung verlorenen Besitzes, die Ursachen für Unglück, Krankheit oder Tod), Schutz (zum Beispiel vor Dürre oder menschlichen Feinden), menschliche und landwirtschaftliche Fruchtbarkeit und Produktivität sowie Heilung. Die genaue Funktion all dieser Figuren heute zu bestimmen, ist nicht mehr möglich, und auch ihre Namen sind in Vergessenheit geraten. Man kann jedoch sagen, dass diese Figuren gemeinsam mit übernatürlicher Hilfe dazu dienten, Gesundheit, Wohlergehen und Wohlstand zu fördern.

Lit.: Berns u. a. 2011: 247–283.

Provenienz:
Sammlung Jacques Kerchache. Österreichische Privatsammlung. (VJ)

Experte: Joris Visser Joris Visser
+32-2-514 00 34

Joris.Visser@dorotheum.com


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Tribal Art - Source - Tribal and Curiosity Sale
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 31.10.2017 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 25.10. - 31.10.2017