Lot Nr. 1572


Markus Prachensky *


(Innsbruck 1932–2011 Wien) “Puglia Marina-Murge-9”, signiert, datiert Prachensky 79 sowie auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert Markus Prachensky 1979, Acryl auf Leinwand, 110 x 150 cm, auf Keilrahmen, (K)

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland

... Die Frage drängt sich auf, warum man die Herkunft von Bildern überhaupt beschreiben soll, wenn sie dann für den Betrachter ohnehin nicht erkennbar ist? Einen Grund habe ich soeben beschrieben: um mit einem Bewußtsein, das eben um diese Bilder erweitert ist, deren Ursprung - in diesem Fall Apulien - neu und vielleicht besser sehen zu können. Dies trifft besonders für Prachensky selbst zu: jedes gelungene Bild verändert in einem gewissen Sinn die Landschaft, von der es ausgegangen ist. Deshalb konnte er während jener ganzen Reise gar nicht anders, als aus den Bildern, die der jahrelangen Beschäftigung mit Apulien entstammen, ständig in die Landschaft zurückzuassoziieren. Daraus entstand die Serie Puglia marina Murge.
Es sind ungemein kräftige, bewegte Bilder mit starken Schichtungen im oberen Bildteil, wobei die aufrechten Balken manchmal fast zu einer Kreuzform führen; aber es ist dieser Abschluß der Apulien-Serien am wenigsten auf umgesetzte Landschafts-Perspektiven zu beziehen; eher handelt es sich um eine verabschiedende Zusammenfassung. Markus erwähnte einmal - mit der üblichen Ermahnung zur Vorsicht im Umgang mit solchen Metaphern -, daß ihm unsere gemeinsame Reise während der Arbeit manchmal wie ein Film vor dem inneren Auge abgelaufen sei.
Mich brachte dieser Vergleich auf den Gedanken, einen Aspekt der Bewegtheit seiner Bilder - das Spritzen, das Fließen der Farben über den Bildrand hinaus, kurzum: die Spuren der schnellen Malbewegungen - als sichtbaren Ablauf von Zeit zu bezeichnen und damit als Dimension, für die es in der Malerei sonst kaum Ausdrucksmittel gibt. Sein nachdenkliches Brummen war gar nicht aufmunternd; ebensowenig wie sein einziger Kommentar: “Naja ... naja ... wenn du willst!”.
“Zuletzt sieht man so, wie man malt. Die Bilder sind stärker, sie schlucken fast die Landschaft.” Das ist der wirkliche Endpunkt der jahrelangen dynamischen Wechselwirkung Prachensky - Apulien. Nach der letzten Rück-Assoziation geht es nur noch um Bilder. Ein Bild ist ein eigener Lebensraum mit Gesetzen und Grenzen, hier muß sich alles einordnen, was aus einer intimen Kenntnis der Landschaft zu einer unentwirrbaren Verflechtung im Bewußtsein wurde. Und das Spritzen und Fließen gehört dann zu nichts als der Bildvorstellung.
Aus: Wolfgang Fleischer, Markus Prachensky, Löcker Verlag, Wien 1990

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

29.11.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 32.020,-
Schätzwert:
EUR 26.000,- bis EUR 36.000,-

Markus Prachensky *


(Innsbruck 1932–2011 Wien) “Puglia Marina-Murge-9”, signiert, datiert Prachensky 79 sowie auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert Markus Prachensky 1979, Acryl auf Leinwand, 110 x 150 cm, auf Keilrahmen, (K)

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland

... Die Frage drängt sich auf, warum man die Herkunft von Bildern überhaupt beschreiben soll, wenn sie dann für den Betrachter ohnehin nicht erkennbar ist? Einen Grund habe ich soeben beschrieben: um mit einem Bewußtsein, das eben um diese Bilder erweitert ist, deren Ursprung - in diesem Fall Apulien - neu und vielleicht besser sehen zu können. Dies trifft besonders für Prachensky selbst zu: jedes gelungene Bild verändert in einem gewissen Sinn die Landschaft, von der es ausgegangen ist. Deshalb konnte er während jener ganzen Reise gar nicht anders, als aus den Bildern, die der jahrelangen Beschäftigung mit Apulien entstammen, ständig in die Landschaft zurückzuassoziieren. Daraus entstand die Serie Puglia marina Murge.
Es sind ungemein kräftige, bewegte Bilder mit starken Schichtungen im oberen Bildteil, wobei die aufrechten Balken manchmal fast zu einer Kreuzform führen; aber es ist dieser Abschluß der Apulien-Serien am wenigsten auf umgesetzte Landschafts-Perspektiven zu beziehen; eher handelt es sich um eine verabschiedende Zusammenfassung. Markus erwähnte einmal - mit der üblichen Ermahnung zur Vorsicht im Umgang mit solchen Metaphern -, daß ihm unsere gemeinsame Reise während der Arbeit manchmal wie ein Film vor dem inneren Auge abgelaufen sei.
Mich brachte dieser Vergleich auf den Gedanken, einen Aspekt der Bewegtheit seiner Bilder - das Spritzen, das Fließen der Farben über den Bildrand hinaus, kurzum: die Spuren der schnellen Malbewegungen - als sichtbaren Ablauf von Zeit zu bezeichnen und damit als Dimension, für die es in der Malerei sonst kaum Ausdrucksmittel gibt. Sein nachdenkliches Brummen war gar nicht aufmunternd; ebensowenig wie sein einziger Kommentar: “Naja ... naja ... wenn du willst!”.
“Zuletzt sieht man so, wie man malt. Die Bilder sind stärker, sie schlucken fast die Landschaft.” Das ist der wirkliche Endpunkt der jahrelangen dynamischen Wechselwirkung Prachensky - Apulien. Nach der letzten Rück-Assoziation geht es nur noch um Bilder. Ein Bild ist ein eigener Lebensraum mit Gesetzen und Grenzen, hier muß sich alles einordnen, was aus einer intimen Kenntnis der Landschaft zu einer unentwirrbaren Verflechtung im Bewußtsein wurde. Und das Spritzen und Fließen gehört dann zu nichts als der Bildvorstellung.
Aus: Wolfgang Fleischer, Markus Prachensky, Löcker Verlag, Wien 1990

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.11.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 29.11.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.