Lot Nr. 1453


Jannis Kounellis *


Jannis Kounellis * - Zeitgenössische Kunst

(Piräus 1936 geb.) Ohne Titel, 2005, Eisen, Stahl, Jutesack, Teer, Papier, 200 x 180 x 45 cm, (PP)

Fotozertifikat des Künstlers

Provenienz:
Privatsammlung, Italien

Ausstellung:
Jannis Kounellis, Hôtel des Arts, Toulon, September/Dezember 2005, Ausst.-Kat. Seite 51 mit Abb.

Im Sommer 2004 nahm Kounellis in seiner Werkstatt in Umbrien einen neuen Werkzyklus aus großformatigen weißen Papierbögen in Angriff, die auf Metallplatten fixiert wurden. Auf die Oberfläche jedes Blattes brachte er mittels Teer einen großen schwarzen Fleck auf. Bei Betrachtung dieser Kleckse erschließt sich die Dynamik einer unnachahmlichen Geste, entstanden durch das Aufgießen des warmen Teers, der sich so schnell verteilt, dass eine Überarbeitung nicht möglich ist. Kounellis ließ den aufgeschütteten Teer in seiner Ausbreitung gewähren, um den Fleck dann innerhalb weniger Tage zu vergrößern. Während der weiteren Arbeit an diesen Flecken fand Kounellis zu seiner „Eingesten-Methode“, ähnlich der Pollocks und Fontanas, wenn auch mit anderer Wirkung. Zum einen ist da das Aufschütten von feuchtem Teer aus einem geneigten Behälter, ohne weitere Intervention mit dem Pinsel; zum anderen die geistige Konzentration, bevor die Flüssigkeit in einer einzigen Bewegung aufgebracht wird. Pollock und Fontana finden so in seiner Bildsprache zu einer Synthese. Die Entdeckung stammt aus den 60er-Jahren, als er eine Tonne Karbon auf dem Fußboden seines Studios ausleerte, die dann von einer Leinwand aufgesaugt wurde. Sie wurde zu seinem besonderen künstlerischen Ausdrucksmittel. Die Flecken lassen darauf schließen, dass der Bewegung des Ausschüttens des Eimers auf das weiße Papier jedes Mal eine große Spannung voranzugehen scheint – die Entladung der Emotion des Augenblicks. Im Herbst widmete Karsten Greve in Köln diesen Werken und ihrem Entstehungsprozess eine nur wenige Wochen dauernde Ausstellung, die aufgrund der dramatischen Anmutung der Werke Überraschung und Unbehagen auslöste. Wie schon bei anderer Gelegenheit wurde deutlich, dass Kounellis’ Obsession für das Thema einem Zustand wachsender Angst geschuldet ist. Dies fand später bei der Ausstellung in Oxford (2004) Bestätigung, bei der sich unter den gezeigten Werken auch schwarze Flecken hinter Metallstäben befanden. Im Hôtel des Arts in Toulon 2005 sah Kounellis eine ganze eigens eingerichtete Plattform in der Ausstellung für eine schockierende Zurschaustellung schwarzer Flecken, oft hinter Metallstäben dargestellt, vor, ergänzt von mit Karbon gefüllten Säcken, die von Fleischerhaken über den Platten schwebten. Es war eine der emotional intensivsten Ausstellungen Kounellis’. Bruno Cora

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

29.11.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Jannis Kounellis *


(Piräus 1936 geb.) Ohne Titel, 2005, Eisen, Stahl, Jutesack, Teer, Papier, 200 x 180 x 45 cm, (PP)

Fotozertifikat des Künstlers

Provenienz:
Privatsammlung, Italien

Ausstellung:
Jannis Kounellis, Hôtel des Arts, Toulon, September/Dezember 2005, Ausst.-Kat. Seite 51 mit Abb.

Im Sommer 2004 nahm Kounellis in seiner Werkstatt in Umbrien einen neuen Werkzyklus aus großformatigen weißen Papierbögen in Angriff, die auf Metallplatten fixiert wurden. Auf die Oberfläche jedes Blattes brachte er mittels Teer einen großen schwarzen Fleck auf. Bei Betrachtung dieser Kleckse erschließt sich die Dynamik einer unnachahmlichen Geste, entstanden durch das Aufgießen des warmen Teers, der sich so schnell verteilt, dass eine Überarbeitung nicht möglich ist. Kounellis ließ den aufgeschütteten Teer in seiner Ausbreitung gewähren, um den Fleck dann innerhalb weniger Tage zu vergrößern. Während der weiteren Arbeit an diesen Flecken fand Kounellis zu seiner „Eingesten-Methode“, ähnlich der Pollocks und Fontanas, wenn auch mit anderer Wirkung. Zum einen ist da das Aufschütten von feuchtem Teer aus einem geneigten Behälter, ohne weitere Intervention mit dem Pinsel; zum anderen die geistige Konzentration, bevor die Flüssigkeit in einer einzigen Bewegung aufgebracht wird. Pollock und Fontana finden so in seiner Bildsprache zu einer Synthese. Die Entdeckung stammt aus den 60er-Jahren, als er eine Tonne Karbon auf dem Fußboden seines Studios ausleerte, die dann von einer Leinwand aufgesaugt wurde. Sie wurde zu seinem besonderen künstlerischen Ausdrucksmittel. Die Flecken lassen darauf schließen, dass der Bewegung des Ausschüttens des Eimers auf das weiße Papier jedes Mal eine große Spannung voranzugehen scheint – die Entladung der Emotion des Augenblicks. Im Herbst widmete Karsten Greve in Köln diesen Werken und ihrem Entstehungsprozess eine nur wenige Wochen dauernde Ausstellung, die aufgrund der dramatischen Anmutung der Werke Überraschung und Unbehagen auslöste. Wie schon bei anderer Gelegenheit wurde deutlich, dass Kounellis’ Obsession für das Thema einem Zustand wachsender Angst geschuldet ist. Dies fand später bei der Ausstellung in Oxford (2004) Bestätigung, bei der sich unter den gezeigten Werken auch schwarze Flecken hinter Metallstäben befanden. Im Hôtel des Arts in Toulon 2005 sah Kounellis eine ganze eigens eingerichtete Plattform in der Ausstellung für eine schockierende Zurschaustellung schwarzer Flecken, oft hinter Metallstäben dargestellt, vor, ergänzt von mit Karbon gefüllten Säcken, die von Fleischerhaken über den Platten schwebten. Es war eine der emotional intensivsten Ausstellungen Kounellis’. Bruno Cora

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.11.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 29.11.2012