Lot Nr. 1434


Alfons Schilling *


Alfons Schilling * - Zeitgenössische Kunst

(Basel 1934 geb.) Ohne Titel, Anfang der 60er Jahre, Dispersion auf Baumwolle, auf Leinwand, 188 x 240 cm, auf Keilrahmen, (K)

Vergleiche in:
Von der Aktionsmalerei zum Aktionismus Wien 1960–1965, Ritter Verlag, Klagenfurt 1988, Abb. Seite 136, 138, 139

Provenienz:
Aus einer Sammlung in Wien

Alfons Schilling: Auszüge aus Aufzeichnungen, Januar-Herbst 1961; in der oben angeführten Literatur

Die Unendlichkeit läßt sich nur fühlen, indem ich über das Geschlossene, den Rahmen hinausschlage, hinausgelange. Jede Unendlichkeit die in sich selbst unendlich ist, ist nicht unendlich, auch ist sie vorstellbar und logisch sobald ich mit “Veränderung” operiere. Ich verachte das Meditative in der Malerei, da ich dabei nur von einem bestimmten Standort ausgehen kann, das “ich” oder das “überhaupt nicht”. Ich suche die Standortsveränderung, das Relative, nicht die Moral an sich, sondern die Moral der Tat. Man muß von allen Seiten mein Bild betreten können und nach allen Seiten mein Bild verlassen können, das dann sich fortsetzt wie ein angeschlagener Ton. (...)
In der Methode für meine “Formalität” habe ich einen radikalen Schritt weiter zu gehen. Ich werde versuchen an 4 Bildern gleichzeitig zu arbeiten, d. h. ein Riesenbogen wird nach dessen Bemalung geviertelt oder nach anderen Gesetzen geschnitten, die ich vielleicht noch finden muß. Die Möglichkeit des unbegrenzt unaufhörlichen Bildes ist nur durch einen Ausschnitt darstellbar. Wie soll ich das “Unendliche” im Bild empfinden können, solange mir die Chance nicht genommen wird, das Bild als etwas Abgeschlossenes betrachten zu können. Es muß dem Beschauer jeder Halt genommen werden (und sei es nur der Rand). Nur das Unhaltbare ist die wirkliche Malerei. Es darf im Bild keine Möglichkeit aufkommen, irgendwo zu beginnen oder zu enden. Diese beiden Daten müssen außerhalb liegen. Schon weil sie als dieselben eine gewisse Zeitspanne ausmessen. (...) Um einen Halt zu haben, um den Raum zu begrenzen, hat man die Perspektive erfunden. Unser neuer Halt ist die Zeit, die vielleicht dieselbe fiktive Funktion einnimmt wie die Perspektive damals. Das wäre mir klar. Weniger klar ist mir, ob ich überhaupt diesen “neuen Halt” benötige, da ich scheinbar auch haltlos arbeiten kann. Ist nicht auch die Zeit durch die unendlich-schnelle Bewegung überwindbar. Und die Gesetze für die Zerschneidung. - DREIER-Prinzip? Zufall?
Der Zufall ist nicht zu verachten. Es ist wahrscheinlich ein noch sichereres Gesetz als ein Prinzip. Standortverschiebung. Unerwartetes und Notwendigkeit gelenktes Chaos Abbild eines Lebensprozesses Raum ist bis jetzt nur ein Gefühl, - wir sind noch nicht so weit. (1. März 1961)

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

29.11.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 130.000,-

Alfons Schilling *


(Basel 1934 geb.) Ohne Titel, Anfang der 60er Jahre, Dispersion auf Baumwolle, auf Leinwand, 188 x 240 cm, auf Keilrahmen, (K)

Vergleiche in:
Von der Aktionsmalerei zum Aktionismus Wien 1960–1965, Ritter Verlag, Klagenfurt 1988, Abb. Seite 136, 138, 139

Provenienz:
Aus einer Sammlung in Wien

Alfons Schilling: Auszüge aus Aufzeichnungen, Januar-Herbst 1961; in der oben angeführten Literatur

Die Unendlichkeit läßt sich nur fühlen, indem ich über das Geschlossene, den Rahmen hinausschlage, hinausgelange. Jede Unendlichkeit die in sich selbst unendlich ist, ist nicht unendlich, auch ist sie vorstellbar und logisch sobald ich mit “Veränderung” operiere. Ich verachte das Meditative in der Malerei, da ich dabei nur von einem bestimmten Standort ausgehen kann, das “ich” oder das “überhaupt nicht”. Ich suche die Standortsveränderung, das Relative, nicht die Moral an sich, sondern die Moral der Tat. Man muß von allen Seiten mein Bild betreten können und nach allen Seiten mein Bild verlassen können, das dann sich fortsetzt wie ein angeschlagener Ton. (...)
In der Methode für meine “Formalität” habe ich einen radikalen Schritt weiter zu gehen. Ich werde versuchen an 4 Bildern gleichzeitig zu arbeiten, d. h. ein Riesenbogen wird nach dessen Bemalung geviertelt oder nach anderen Gesetzen geschnitten, die ich vielleicht noch finden muß. Die Möglichkeit des unbegrenzt unaufhörlichen Bildes ist nur durch einen Ausschnitt darstellbar. Wie soll ich das “Unendliche” im Bild empfinden können, solange mir die Chance nicht genommen wird, das Bild als etwas Abgeschlossenes betrachten zu können. Es muß dem Beschauer jeder Halt genommen werden (und sei es nur der Rand). Nur das Unhaltbare ist die wirkliche Malerei. Es darf im Bild keine Möglichkeit aufkommen, irgendwo zu beginnen oder zu enden. Diese beiden Daten müssen außerhalb liegen. Schon weil sie als dieselben eine gewisse Zeitspanne ausmessen. (...) Um einen Halt zu haben, um den Raum zu begrenzen, hat man die Perspektive erfunden. Unser neuer Halt ist die Zeit, die vielleicht dieselbe fiktive Funktion einnimmt wie die Perspektive damals. Das wäre mir klar. Weniger klar ist mir, ob ich überhaupt diesen “neuen Halt” benötige, da ich scheinbar auch haltlos arbeiten kann. Ist nicht auch die Zeit durch die unendlich-schnelle Bewegung überwindbar. Und die Gesetze für die Zerschneidung. - DREIER-Prinzip? Zufall?
Der Zufall ist nicht zu verachten. Es ist wahrscheinlich ein noch sichereres Gesetz als ein Prinzip. Standortverschiebung. Unerwartetes und Notwendigkeit gelenktes Chaos Abbild eines Lebensprozesses Raum ist bis jetzt nur ein Gefühl, - wir sind noch nicht so weit. (1. März 1961)

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.11.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 29.11.2012