Lot Nr. 632


Antonio Joli (Modena 1700–1777 Neapel)


Antonio Joli (Modena 1700–1777 Neapel) - Alte Meister

Der Königliche Festzug nach Piedigrotta, Öl auf Leinwand, 71 x 255 cm, gerahmt

Wir danken Ralph Toledano, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Von dieser Panoramaansicht Antonio Jolis sind mehrere eigenhändige Versionen bekannt (siehe R. Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, Nr. XV.1 bis XV.9, S. 324–42 sowie Nr. XXVII.1 bis N.XXVII.8, S. 364–72).Einige davon sind einteilig, andere bestehen aus zwei Teilen. Toledano zufolge bestand die vorliegende Komposition vermutlich aus zwei separaten Leinwänden, die später zu einem einzigen die gesamte Szenerie darstellenden Gemälde zusammengefügt wurden – ein Vorgang, der auch reversibel zu sein scheint.

Der weite Panoramablick des vorliegenden Gemäldes Jolis bietet Raum für das Treiben von Soldaten, Zuschauern und Königsleuten sowie für deren Gefolge und prächtige Kutschen. In der lebendigen Prozession kommt die fröhliche Feststimmung zum Ausdruck, die in Neapel als Residenzstadt der Bourbonen Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte.

Im Jahr 1734 eroberte der spätere Bourbonenkönig Karl III. von Spanien als Herzog von Parma die Königreiche Neapel und Sizilien und wurde 1735 zum König von Neapel und Sizilien gekrönt; er regierte als Karl VII. von Neapel und Karl V. von Sizilien. 1738 ehelichte er Prinzessin Maria Amalia von Sachsen und residierte neunzehn Jahre lang in Neapel.

Das vorliegende Gemälde zeigt die bourbonische Königsfamilie in der prächtigen Prozession zur Kirche Santa Maria di Piedigrotta. Der Umzug war von König Karl als optisches Spektakel eingeführt worden, um den Geburtstag der Jungfrau Maria, der traditionell am 8. September begangen wurde, zu feiern. Die Prozession der königlichen Kutschen zog die Passeggiata di Chiaia entlang und zwischen Pizzofalcone und Posillipo zur Piedigrotta-Kirche. Neapel war damals eine der größten Städte Europas und seine Bevölkerung tief religiös.

In der Ferne sind der Vesuv, Portici und die Halbinsel von Sorrent zu erkennen, umhüllt von dem typischen blauen Dunst. Unter dem Pizzofalcone ist die Kirche Santa Maria della Vittoria mit ihrer dreigeteilten Fassade zu erkennen, die damals von einem Garten umgeben war. Der dreigeschossige würfelförmige Palast mit den drei Fenstern in der Mitte der Passeggiata ist jener der Fürsten von Conca. Im Bildzentrum erhebt sich das massive Bauwerk der Kirche San Leonardo a Chiaia. Die weiße Fassade rechts gehört zu Santa Maria della Neve. Die bekrönten königlichen Kutschen fahren von rechts nach links; die Personen im ersten Wagen können aufgrund des schrägen Blickwinkels nicht ausgemacht werden, doch in der zweiten Kutsche rechts neben der Kirche San Leonardo ist König Karl zu erkennen, der die rote Schleife des Januariusordens trägt, die unter seiner Jacke hervorblitzt; seine Gemahlin, Maria Amalia von Sachsen, trägt eine hohe Perücke. Im dritten Wagen fahren der junge Prinz, der 1759 Ferdinand VII. von Neapel werden sollte, und ihm gegenüber vermutlich Marchese Tanucci, der nach der Abreise König Karls nach Spanien als Regent eingesetzt wurde, bis der junge König das 16. Lebensjahr erreicht hatte. Im dritten Wagen befindet sich auch eine nicht näher identifizierbare Prinzessin – eines von acht Kindern des Königspaars, die das Erwachsenenalter erreichten.

Die Darstellungsweise der Gebäude um den Pizzofalcone und am oberen Ende der Passeggiata di Chiaia ist laut Toledano charakteristisch für Jolis gereiften Stil. Die detailreich und realistisch wiedergegebenen Bauwerke sind in ein schönes goldenes Licht getaucht. Dieses einzigartige Zusammenwirken von Stilelementen trug dem Maler aus Modena den Beinamen „neapolitanischer Canaletto“ ein.

Die gleichzeitige Präsenz König Karls und Prinz Ferdinands spricht für eine Datierung kurz vor 1759, als der König und Vater Ferdinands Neapel verließ, um den spanischen Thron zu besteigen. Auch dieses Ereignis hielt Joli in einer Reihe von Gemälden fest, die der vorliegenden Komposition stilistisch nahestehen (siehe op. cit., Nr. XV).

Wir danken Ralph Toledano für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 317.500,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Antonio Joli (Modena 1700–1777 Neapel)


Der Königliche Festzug nach Piedigrotta, Öl auf Leinwand, 71 x 255 cm, gerahmt

Wir danken Ralph Toledano, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Von dieser Panoramaansicht Antonio Jolis sind mehrere eigenhändige Versionen bekannt (siehe R. Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, Nr. XV.1 bis XV.9, S. 324–42 sowie Nr. XXVII.1 bis N.XXVII.8, S. 364–72).Einige davon sind einteilig, andere bestehen aus zwei Teilen. Toledano zufolge bestand die vorliegende Komposition vermutlich aus zwei separaten Leinwänden, die später zu einem einzigen die gesamte Szenerie darstellenden Gemälde zusammengefügt wurden – ein Vorgang, der auch reversibel zu sein scheint.

Der weite Panoramablick des vorliegenden Gemäldes Jolis bietet Raum für das Treiben von Soldaten, Zuschauern und Königsleuten sowie für deren Gefolge und prächtige Kutschen. In der lebendigen Prozession kommt die fröhliche Feststimmung zum Ausdruck, die in Neapel als Residenzstadt der Bourbonen Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte.

Im Jahr 1734 eroberte der spätere Bourbonenkönig Karl III. von Spanien als Herzog von Parma die Königreiche Neapel und Sizilien und wurde 1735 zum König von Neapel und Sizilien gekrönt; er regierte als Karl VII. von Neapel und Karl V. von Sizilien. 1738 ehelichte er Prinzessin Maria Amalia von Sachsen und residierte neunzehn Jahre lang in Neapel.

Das vorliegende Gemälde zeigt die bourbonische Königsfamilie in der prächtigen Prozession zur Kirche Santa Maria di Piedigrotta. Der Umzug war von König Karl als optisches Spektakel eingeführt worden, um den Geburtstag der Jungfrau Maria, der traditionell am 8. September begangen wurde, zu feiern. Die Prozession der königlichen Kutschen zog die Passeggiata di Chiaia entlang und zwischen Pizzofalcone und Posillipo zur Piedigrotta-Kirche. Neapel war damals eine der größten Städte Europas und seine Bevölkerung tief religiös.

In der Ferne sind der Vesuv, Portici und die Halbinsel von Sorrent zu erkennen, umhüllt von dem typischen blauen Dunst. Unter dem Pizzofalcone ist die Kirche Santa Maria della Vittoria mit ihrer dreigeteilten Fassade zu erkennen, die damals von einem Garten umgeben war. Der dreigeschossige würfelförmige Palast mit den drei Fenstern in der Mitte der Passeggiata ist jener der Fürsten von Conca. Im Bildzentrum erhebt sich das massive Bauwerk der Kirche San Leonardo a Chiaia. Die weiße Fassade rechts gehört zu Santa Maria della Neve. Die bekrönten königlichen Kutschen fahren von rechts nach links; die Personen im ersten Wagen können aufgrund des schrägen Blickwinkels nicht ausgemacht werden, doch in der zweiten Kutsche rechts neben der Kirche San Leonardo ist König Karl zu erkennen, der die rote Schleife des Januariusordens trägt, die unter seiner Jacke hervorblitzt; seine Gemahlin, Maria Amalia von Sachsen, trägt eine hohe Perücke. Im dritten Wagen fahren der junge Prinz, der 1759 Ferdinand VII. von Neapel werden sollte, und ihm gegenüber vermutlich Marchese Tanucci, der nach der Abreise König Karls nach Spanien als Regent eingesetzt wurde, bis der junge König das 16. Lebensjahr erreicht hatte. Im dritten Wagen befindet sich auch eine nicht näher identifizierbare Prinzessin – eines von acht Kindern des Königspaars, die das Erwachsenenalter erreichten.

Die Darstellungsweise der Gebäude um den Pizzofalcone und am oberen Ende der Passeggiata di Chiaia ist laut Toledano charakteristisch für Jolis gereiften Stil. Die detailreich und realistisch wiedergegebenen Bauwerke sind in ein schönes goldenes Licht getaucht. Dieses einzigartige Zusammenwirken von Stilelementen trug dem Maler aus Modena den Beinamen „neapolitanischer Canaletto“ ein.

Die gleichzeitige Präsenz König Karls und Prinz Ferdinands spricht für eine Datierung kurz vor 1759, als der König und Vater Ferdinands Neapel verließ, um den spanischen Thron zu besteigen. Auch dieses Ereignis hielt Joli in einer Reihe von Gemälden fest, die der vorliegenden Komposition stilistisch nahestehen (siehe op. cit., Nr. XV).

Wir danken Ralph Toledano für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.