Lot Nr. 627


Carel Philips Spierinck (Brüssel ca. 1600 – 1639 Rom)


Carel Philips Spierinck (Brüssel ca. 1600 – 1639 Rom) - Alte Meister

Putti necken eine Ziege, Öl auf Leinwand, 220 x 140 cm, gerahmt

Wir danken Professor Erich Schleier für die von ihm vorgeschlagene Zuschreibung. Außerdem danken wir Frau Professor Silvia Danesi Squarzina, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat.

Carel Philips Spierinck, bekannt als „Carlo Felippo fiammengo“, war ein flämischer Maler, der sich unmittelbar nach 1622 in Rom niederließ.

Die vorliegende Komposition ist dem berühmten Flachrelief gleichen Titels von François Duquesnoy entnommen. Der Maler hat jedoch Putten hinzugefügt: zwei auf der linken Seite und einen weiteren in der Mitte des Bildvordergrunds. Duquesnoys Komposition bezieht sich wiederum auf Tizians Bacchanal, das sich damals in Rom in der Sammlung Ludovisi befand. Wir wissen von Bellori, dass Poussin sich ebenfalls mit Tizians Bacchanal auseinandersetzte und in Zusammenarbeit mit Duquesnoy die Figuren als Terrakotten reproduzierte (siehe G. P. Bellori, Le vite de’ pittori, scultori e architetti moderni, Rom 1672, Ausgabe Turin 1976, S. 289, Anm. 20). Das besondere Geschick, mit dem Tizians Putten in das Medium der Skulptur überführt wurden, scheint die Typologie der Putten in Spierincks Oeuvre beeinflusst zu haben, wie auch das vorliegende Gemälde zeigt.

Der wechselseitige Austausch von Ideen, Vorbildern und Einflüssen zwischen Duquesnoy, Spierinck und Poussin im Zusammenhang mit Putten ist auf die Freundschaft zwischen Duquesnoy und Spierinck zurückzuführen, die sich von 1630 bis 1639 ein Quartier in der Via della Vittoria nahe der Piazza di Spagna in Rom teilten (siehe J. G. Hoogewerff, Nederlandsche Kunstenaars te Rome, L’Aja 1942, S. 97, 99–101, 104, 108), sowie auf deren Verbindung mit Poussin, der mit Duquesnoy zusammen in der Via Paolina in Rom gewohnt hatte (siehe J. Bousquet, „Chronologie du séjour romain de Poussin et de sa famille d’après les archives romain“ in: Nicolas Poussin, hg. v. A. Chastel, Paris 1960, II, S. 4).

Duquesnoys Einfluss offenbart sich auch in Spierincks Gemälde Hagar wird von einem Engel getröstet (Postdam, Neues Palais), welches von Squarzina als jenes Werk von ca. 1635 wiedererkannt wurde, das sich einst in der Sammlung Giustiniani befand (siehe S. Danesi Squarzina, „A Hagar and the Angel by Carel Philips Spierinck in Potsdam“, in: The Burlington Magazine, 141, 1999, S. 350, Anm. 11, S. 351, Anm. 21).

Die Putti des vorliegenden Werks lassen sich mit jenen anderer Gemälde Spierincks vergleichen, etwa mit dem Trunkenen Silen, vermutlich in der frühen 1630er-Jahren entstanden (siehe S. Danesi Squarzina, „Carel Philips Spierinck. Dai Baccanali alla Storia Sacra“, in: Roma luce ed ombra: due dipinti tra terzo e quarto decennio del Seicento; „Santa Francesca Romana con l’Angel“, Giovanni Antonio Galli detto Spadarino; „Sileno Ebbro“, Carel Philips Spierinck, Galleria Silvano Lodi & Due, hg. v. G. Porzio, Mailand 2008), in dem die zahlreichen nackten Putten von Poussin inspiriert sind. Danesi Squarzina hat ausgeführt, dass der Efeu, der um die Körper der Putten geschlungen ist oder ihre Köpfe bekrönt, ein ganz eigenes Motiv in Spierincks Oeuvre darstellt, das beinahe als eine Art Signatur des Künstlers gelten kann.

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 61.300,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Carel Philips Spierinck (Brüssel ca. 1600 – 1639 Rom)


Putti necken eine Ziege, Öl auf Leinwand, 220 x 140 cm, gerahmt

Wir danken Professor Erich Schleier für die von ihm vorgeschlagene Zuschreibung. Außerdem danken wir Frau Professor Silvia Danesi Squarzina, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat.

Carel Philips Spierinck, bekannt als „Carlo Felippo fiammengo“, war ein flämischer Maler, der sich unmittelbar nach 1622 in Rom niederließ.

Die vorliegende Komposition ist dem berühmten Flachrelief gleichen Titels von François Duquesnoy entnommen. Der Maler hat jedoch Putten hinzugefügt: zwei auf der linken Seite und einen weiteren in der Mitte des Bildvordergrunds. Duquesnoys Komposition bezieht sich wiederum auf Tizians Bacchanal, das sich damals in Rom in der Sammlung Ludovisi befand. Wir wissen von Bellori, dass Poussin sich ebenfalls mit Tizians Bacchanal auseinandersetzte und in Zusammenarbeit mit Duquesnoy die Figuren als Terrakotten reproduzierte (siehe G. P. Bellori, Le vite de’ pittori, scultori e architetti moderni, Rom 1672, Ausgabe Turin 1976, S. 289, Anm. 20). Das besondere Geschick, mit dem Tizians Putten in das Medium der Skulptur überführt wurden, scheint die Typologie der Putten in Spierincks Oeuvre beeinflusst zu haben, wie auch das vorliegende Gemälde zeigt.

Der wechselseitige Austausch von Ideen, Vorbildern und Einflüssen zwischen Duquesnoy, Spierinck und Poussin im Zusammenhang mit Putten ist auf die Freundschaft zwischen Duquesnoy und Spierinck zurückzuführen, die sich von 1630 bis 1639 ein Quartier in der Via della Vittoria nahe der Piazza di Spagna in Rom teilten (siehe J. G. Hoogewerff, Nederlandsche Kunstenaars te Rome, L’Aja 1942, S. 97, 99–101, 104, 108), sowie auf deren Verbindung mit Poussin, der mit Duquesnoy zusammen in der Via Paolina in Rom gewohnt hatte (siehe J. Bousquet, „Chronologie du séjour romain de Poussin et de sa famille d’après les archives romain“ in: Nicolas Poussin, hg. v. A. Chastel, Paris 1960, II, S. 4).

Duquesnoys Einfluss offenbart sich auch in Spierincks Gemälde Hagar wird von einem Engel getröstet (Postdam, Neues Palais), welches von Squarzina als jenes Werk von ca. 1635 wiedererkannt wurde, das sich einst in der Sammlung Giustiniani befand (siehe S. Danesi Squarzina, „A Hagar and the Angel by Carel Philips Spierinck in Potsdam“, in: The Burlington Magazine, 141, 1999, S. 350, Anm. 11, S. 351, Anm. 21).

Die Putti des vorliegenden Werks lassen sich mit jenen anderer Gemälde Spierincks vergleichen, etwa mit dem Trunkenen Silen, vermutlich in der frühen 1630er-Jahren entstanden (siehe S. Danesi Squarzina, „Carel Philips Spierinck. Dai Baccanali alla Storia Sacra“, in: Roma luce ed ombra: due dipinti tra terzo e quarto decennio del Seicento; „Santa Francesca Romana con l’Angel“, Giovanni Antonio Galli detto Spadarino; „Sileno Ebbro“, Carel Philips Spierinck, Galleria Silvano Lodi & Due, hg. v. G. Porzio, Mailand 2008), in dem die zahlreichen nackten Putten von Poussin inspiriert sind. Danesi Squarzina hat ausgeführt, dass der Efeu, der um die Körper der Putten geschlungen ist oder ihre Köpfe bekrönt, ein ganz eigenes Motiv in Spierincks Oeuvre darstellt, das beinahe als eine Art Signatur des Künstlers gelten kann.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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