Lot Nr. 598


Bernardo Strozzi (Genua 1581 – 1644 Venedig)


Bernardo Strozzi (Genua 1581 – 1644 Venedig) - Alte Meister

Berenice, Öl auf Leinwand, 86,5 x 71 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatbesitz, Wien

Wir danken Professor Camillo Manzitti für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie. Professor Manzitti konnte das vorliegende Gemälde nicht mehr in seine Monografie über Bernardo Strozzi aufnehmen, da sich diese bereits in Druck befand, als er von dem Gemälde Kenntnis erlangte.

Das vorliegende Gemälde zeigt ein vom Künstler bevorzugtes und mehrmals ausgeführtes Sujet, von dem eine Fassung im Castello Sforzesco in Mailand aufbewahrt wird. Weitere eigenhändige Versionen befinden sich in Los Angeles, München, Bologna, El Paso und Stuttgart. Die Mailänder Fassung wurde von Luisa Mortari aufgrund ihres ausgeprägten flämischen Charakters in die Zeit um 1615 datiert. Camillo Manzitti hält das vorliegende Gemälde für eine eigenhändige Replik des Gemäldes aus dem Castello Sforzesco und datiert es in Strozzis letzte Jahre in Venedig.

Bernardo Strozzi war im 17. Jahrhundert einer der wichtigsten Maler Genuas. Zunächst als Schüler und Mitarbeiter von Pietro Sorri tätig, trat er 1598 in den Kapuzinerorden ein und schuf in der Folge vor allem Andachtsbilder. Abgesehen von Sorris Einfluss orientierten sich Strozzis frühe Arbeiten am toskanischen Manierismus und an in Genua lebenden toskanischen Malern wie Ventura Salimbeni und Aurelio Lomi. Dies zeigt sich besonders in den eleganten und rhythmischen Posen seiner Figuren und einer dynamischen Farbpalette. I

n den 1610er- und 20er-Jahren wandte sich Strozzi unter dem Eindruck des Stils Caravaggios, der durch Domenico Fiasella auch nach Genua gelangt war, einem lebendigen Naturalismus zu. Gleichzeitig begann er, einen kraftvolleren Malstil zu entwickeln und bediente sich wärmerer Farbtöne. Zu Caravaggios Einfluss gesellte sich schließlich auch der Rubens’ und anderer flämischer Meister, die nach Genua gekommen waren, das damals ein wichtiges Kunstzentrum mit prominenten Auftraggebern war. Licht und Schatten nahmen in der Folge im Oeuvre Strozzis eine wichtige Rolle ein. Neben einem betont pastosen Farbauftrag setzte der Künstler verstärkt Lichtkontraste ein, um seine Formen zu definieren.

Um 1630 zog Bernardo Strozzi nach Venedig, wo er als „il prete Genovese“ zu hohem künstlerischen Ansehen gelangte. Sein Interesse für die venezianische Kunst schlug sich auch in seinen Arbeiten aus dieser Zeit nieder. Die Kenntnis der Werke Veroneses veranlasste ihn zur Wahl einer stärker leuchtenden Farbpalette, wobei der Einfluss Rubens’ ungebrochen blieb. Laut Manzitti weist das vorliegende Gemälde die für Strozzis damalige Kunst typischen Merkmale auf.

Berenice war eine syrische Königin, die im 3. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Als ihr Gemahl, der ägyptische König Ptolemäos III., in den Syrienfeldzug einberufen wurde, opferte Berenice eine Haarlocke, um die Heimkehr des Königs zu sichern. Dieser Moment ist im vorliegenden Gemälde festgehalten. Einer Legende nach soll die Locke auf mysteriöse Weise aus dem Tempel verschwunden sein, um als Sternbild Coma Berenices am Himmel wieder aufzutauchen. Von Catull und anderen Literaten wurde Berenice als Vorbild martialischer Hingabe gefeiert.

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 135.000,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Bernardo Strozzi (Genua 1581 – 1644 Venedig)


Berenice, Öl auf Leinwand, 86,5 x 71 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatbesitz, Wien

Wir danken Professor Camillo Manzitti für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie. Professor Manzitti konnte das vorliegende Gemälde nicht mehr in seine Monografie über Bernardo Strozzi aufnehmen, da sich diese bereits in Druck befand, als er von dem Gemälde Kenntnis erlangte.

Das vorliegende Gemälde zeigt ein vom Künstler bevorzugtes und mehrmals ausgeführtes Sujet, von dem eine Fassung im Castello Sforzesco in Mailand aufbewahrt wird. Weitere eigenhändige Versionen befinden sich in Los Angeles, München, Bologna, El Paso und Stuttgart. Die Mailänder Fassung wurde von Luisa Mortari aufgrund ihres ausgeprägten flämischen Charakters in die Zeit um 1615 datiert. Camillo Manzitti hält das vorliegende Gemälde für eine eigenhändige Replik des Gemäldes aus dem Castello Sforzesco und datiert es in Strozzis letzte Jahre in Venedig.

Bernardo Strozzi war im 17. Jahrhundert einer der wichtigsten Maler Genuas. Zunächst als Schüler und Mitarbeiter von Pietro Sorri tätig, trat er 1598 in den Kapuzinerorden ein und schuf in der Folge vor allem Andachtsbilder. Abgesehen von Sorris Einfluss orientierten sich Strozzis frühe Arbeiten am toskanischen Manierismus und an in Genua lebenden toskanischen Malern wie Ventura Salimbeni und Aurelio Lomi. Dies zeigt sich besonders in den eleganten und rhythmischen Posen seiner Figuren und einer dynamischen Farbpalette. I

n den 1610er- und 20er-Jahren wandte sich Strozzi unter dem Eindruck des Stils Caravaggios, der durch Domenico Fiasella auch nach Genua gelangt war, einem lebendigen Naturalismus zu. Gleichzeitig begann er, einen kraftvolleren Malstil zu entwickeln und bediente sich wärmerer Farbtöne. Zu Caravaggios Einfluss gesellte sich schließlich auch der Rubens’ und anderer flämischer Meister, die nach Genua gekommen waren, das damals ein wichtiges Kunstzentrum mit prominenten Auftraggebern war. Licht und Schatten nahmen in der Folge im Oeuvre Strozzis eine wichtige Rolle ein. Neben einem betont pastosen Farbauftrag setzte der Künstler verstärkt Lichtkontraste ein, um seine Formen zu definieren.

Um 1630 zog Bernardo Strozzi nach Venedig, wo er als „il prete Genovese“ zu hohem künstlerischen Ansehen gelangte. Sein Interesse für die venezianische Kunst schlug sich auch in seinen Arbeiten aus dieser Zeit nieder. Die Kenntnis der Werke Veroneses veranlasste ihn zur Wahl einer stärker leuchtenden Farbpalette, wobei der Einfluss Rubens’ ungebrochen blieb. Laut Manzitti weist das vorliegende Gemälde die für Strozzis damalige Kunst typischen Merkmale auf.

Berenice war eine syrische Königin, die im 3. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Als ihr Gemahl, der ägyptische König Ptolemäos III., in den Syrienfeldzug einberufen wurde, opferte Berenice eine Haarlocke, um die Heimkehr des Königs zu sichern. Dieser Moment ist im vorliegenden Gemälde festgehalten. Einer Legende nach soll die Locke auf mysteriöse Weise aus dem Tempel verschwunden sein, um als Sternbild Coma Berenices am Himmel wieder aufzutauchen. Von Catull und anderen Literaten wurde Berenice als Vorbild martialischer Hingabe gefeiert.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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