Lot Nr. 584


Nicolò de Simone (Geboren in Liège?; tätig in Neapel 1636 – 1655)


Nicolò de Simone (Geboren in Liège?; tätig in Neapel 1636 – 1655) - Alte Meister

Bacchanal, Öl auf Leinwand, 97 x 129,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wurde von Professor Riccardo Lattuada nach Prüfung des Originals bestätigt.

Dieses bis dato unpublizierte Gemälde steht in engem Zusammenhang mit einem signierten Leinwandbild Nicolò de Simones des gleichen Themas, ehemals in einer Privatsammlung in Genua (100 x 123 cm; siehe N. Spinosa, Civiltà del Seicento a Napoli, Ausst. Kat., Neapel 1984, S. 255, Nr. 268). Eine zweite Komposition, die ebenfalls diesem Bildthema gewidmet ist, befindet sich in einer Privatsammlung in Neapel (100 x 130 cm; siehe V. Farina, „La fortuna napoletana dei ‚Baccanali‘ di Tiziano“, in: Paragone, 2007, S. 33, Tafel 38; N. Spinosa, Pittura del Seicento a Napoli da Caravaggio a Massimo Stanzione, Neapel 2008, S. 238, Nr. 139, 115 x 148 cm).

Das Vorhandensein von zumindest drei Bacchanalien Nicolò de Simones, die einander stark ähneln und ein und dieselbe Komposition variieren, ist nicht verwunderlich, zumal sich in den 1630er-Jahren Tizians Venusfest und Bacchanal (beide im Prado, Madrid) großer Beliebtheit erfreuten. Tizians Gemälde trafen 1633 als Geschenk des Fürsten Ludovisi an den spanischen König in Neapel ein und verblieben dort vier Jahre, bevor sie nach Spanien verschickt wurden. Der Erfolg der Werke Tizians führte zur Produktion zahlreicher Gemälde dieses Themas, darunter Neuinterpretationen der Kompositionen Tizians durch Nicolas Poussin, die in seinen ersten römischen Jahren entstanden sind. Das Beispiel des französischen Meisters bildete zusammen mit den Gemälden Giovanni Benedetto Castigliones, der 1635 in Neapel tätig war, die wichtigste Inspirationsquelle für Nicolò de Simone. Spinosa sieht in De Simones Genueser Leinwandbild „ganz deutlich eine Affinität in den ikonografischen und typologischen Bildlösungen“ zum Gemälde Massimo Stanziones gleichen Bildinhalts von ca. 1633 für den Palast Buen Retiro in Madrid (Madrid, Prado). Gleichzeitig gibt es Gemeinsamkeiten mit den beiden Bacchanalien Andrea de Liones (ehemals Matthiesen, London; Hotel Britannique, Neapel), die kurz nach 1640 entstanden sind. Spinosa hat die Hypothese aufgestellt, dass es einmal einen mittlerweile verlorenen Prototyp Nicolas Poussins gegeben hatte, auf den sich Stanzione, De Lione und De Simone beriefen (Spinosa, op. cit., 1984, S. 255, Nr. 268, und Spinosa, op. cit., 2008, S. 238, Nr. 139).

Die vorliegende Komposition wird durch die Wiedergabe opulenter Materialen in prächtigen Farben bereichert – ein typisches Merkmal der Werke des Künstlers. Die Qualitäten der Genueser Leinwand – eine lebhafte Farbigkeit und eine zügige Pinselführung – sind auch im vorliegenden Gemälde anzutreffen.

Lattuada hat für unser Bild eine Datierung in die zweite Hälfte der 1630er-Jahre vorgeschlagen, unmittelbar nach Giovan Benedetto Castigliones Aufenthalt in Neapel um 1635/36. Sein Einfluss ist im vorliegenden Gemälde unverkennbar.

Wir danken Professor Lattuada für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.

17.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Nicolò de Simone (Geboren in Liège?; tätig in Neapel 1636 – 1655)


Bacchanal, Öl auf Leinwand, 97 x 129,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wurde von Professor Riccardo Lattuada nach Prüfung des Originals bestätigt.

Dieses bis dato unpublizierte Gemälde steht in engem Zusammenhang mit einem signierten Leinwandbild Nicolò de Simones des gleichen Themas, ehemals in einer Privatsammlung in Genua (100 x 123 cm; siehe N. Spinosa, Civiltà del Seicento a Napoli, Ausst. Kat., Neapel 1984, S. 255, Nr. 268). Eine zweite Komposition, die ebenfalls diesem Bildthema gewidmet ist, befindet sich in einer Privatsammlung in Neapel (100 x 130 cm; siehe V. Farina, „La fortuna napoletana dei ‚Baccanali‘ di Tiziano“, in: Paragone, 2007, S. 33, Tafel 38; N. Spinosa, Pittura del Seicento a Napoli da Caravaggio a Massimo Stanzione, Neapel 2008, S. 238, Nr. 139, 115 x 148 cm).

Das Vorhandensein von zumindest drei Bacchanalien Nicolò de Simones, die einander stark ähneln und ein und dieselbe Komposition variieren, ist nicht verwunderlich, zumal sich in den 1630er-Jahren Tizians Venusfest und Bacchanal (beide im Prado, Madrid) großer Beliebtheit erfreuten. Tizians Gemälde trafen 1633 als Geschenk des Fürsten Ludovisi an den spanischen König in Neapel ein und verblieben dort vier Jahre, bevor sie nach Spanien verschickt wurden. Der Erfolg der Werke Tizians führte zur Produktion zahlreicher Gemälde dieses Themas, darunter Neuinterpretationen der Kompositionen Tizians durch Nicolas Poussin, die in seinen ersten römischen Jahren entstanden sind. Das Beispiel des französischen Meisters bildete zusammen mit den Gemälden Giovanni Benedetto Castigliones, der 1635 in Neapel tätig war, die wichtigste Inspirationsquelle für Nicolò de Simone. Spinosa sieht in De Simones Genueser Leinwandbild „ganz deutlich eine Affinität in den ikonografischen und typologischen Bildlösungen“ zum Gemälde Massimo Stanziones gleichen Bildinhalts von ca. 1633 für den Palast Buen Retiro in Madrid (Madrid, Prado). Gleichzeitig gibt es Gemeinsamkeiten mit den beiden Bacchanalien Andrea de Liones (ehemals Matthiesen, London; Hotel Britannique, Neapel), die kurz nach 1640 entstanden sind. Spinosa hat die Hypothese aufgestellt, dass es einmal einen mittlerweile verlorenen Prototyp Nicolas Poussins gegeben hatte, auf den sich Stanzione, De Lione und De Simone beriefen (Spinosa, op. cit., 1984, S. 255, Nr. 268, und Spinosa, op. cit., 2008, S. 238, Nr. 139).

Die vorliegende Komposition wird durch die Wiedergabe opulenter Materialen in prächtigen Farben bereichert – ein typisches Merkmal der Werke des Künstlers. Die Qualitäten der Genueser Leinwand – eine lebhafte Farbigkeit und eine zügige Pinselführung – sind auch im vorliegenden Gemälde anzutreffen.

Lattuada hat für unser Bild eine Datierung in die zweite Hälfte der 1630er-Jahre vorgeschlagen, unmittelbar nach Giovan Benedetto Castigliones Aufenthalt in Neapel um 1635/36. Sein Einfluss ist im vorliegenden Gemälde unverkennbar.

Wir danken Professor Lattuada für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012